Die Leibniz-Sozietät lädt zur planmäßig am 10. Oktober 2013 stattfindenden Plenar-Sitzung ein, auf der der folgende Vortrag gehalten und zur Diskussion gestellt wird:
Helga Hörz & Herbert Hörz (MLS):
Ist die gegenwärtige Ethik noch zeitgemäß?
13.30 bis 15.30 Uhr
Ort: BVV-Saal
C.V.:
Frau Prof. Hörz (78) ist Ethikerin und Frauenrechtlerin sowie Mitglied der „Freunde der Leibniz-Sozietät.“
1969 wurde sie Hochschuldozentin für Ethik an der Humboldt-Universität Berlin (HUB). 1972 weilte sie zu einem Studienaufenthalt an der Moskauer Lomonossow-Universität. Seit 1974 war sie ordentliche Professorin und Lehrstuhlleiterin für Ethik an der HUB und initiierte den neu gegründeten Bereich Ethik. Von 1987 bis 1990 leitete sie die Sektion Philosophie der HUB.
1965 – 1969 war sie ehrenamtliche Vorsitzende der Frauenkommission der Gewerkschaft Wissenschaft an der HUB, 1969 – 1990 stellv. Ratsmitglied der Internationalen Demokratischen Frauenföderation (IDFF). 1975 wählte ECOSOC sie als ehrenamtliche Expertin in die UNO-Kommission „Zum Status der Frau“. 1975 – 1990 war sie mehrmals Vizepräsidentin und Präsidentin von UNO-Gremien, so 1. Vizepräsidentin der UNO-Weltfrauenkonferenz 1980 in Kopenhagen und 1990 Präsidentin der Tagung mit Charakter Weltkonferenz in Wien 1990.
1990 – 1993 initiierte und leitete sie Ethik-Veranstaltungen in der Begegnungsstätte Berlin-Mitte. 1998 bis 2011 saß sie dem Beirat der Bildungsakademie der Volkssolidarität, Landesverband Berlin, vor und leitete wissenschaftliche Veranstaltungen und Schriftstellerlesungen. Als Vortragende zu Ethik und Frauenforschung ist sie bis heute aktiv.
Prof. Hörz (80) ist Wissenschaftsphilosoph und -historiker. Er wurde 1973 zum Korrespondierenden, 1977 zum Ordentlichen Mitglied der 1700 von Leibniz in Berlin begründeten Gelehrtengesellschaft gewählt, der heutigen Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V.
Seit 1965 war er Professor für philosophische Probleme der Naturwissenschaften an der Humboldt-Universität, seit 1973 Leiter des Bereichs Philosophische Fragen der Wissenschaftsentwicklung am Institut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR, 1989 – 1992 Vizepräsident der AdW der DDR für die Gelehrtensozietät. 1992-1995 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW). Bis Januar 2006 war er Präsident der Leibniz-Sozietät und gehört nun als Ehrenpräsident dem Präsidium der Sozietät an.
Seine Spezialgebiete sind Methodologie, Erkenntnistheorie, Geschichte der Wissenschaften und interdisziplinäre Beziehungen zwischen Natur-, Technik-, Geistes- und Sozialwissenschaften. Er edierte drei Bände mit der Korrespondenz von Hermann v. Helmholtz. Zu Vorträgen weilte er in den USA, China, Japan und den Ländern Ost- und Westeuropas, zu Gastprofessuren in Moskau und Graz.
Abstract:
Das Elend der gegenwärtigen Ethik besteht darin, dass sie einerseits hohe Anforderungen an humanes moralisches Verhalten formuliert, die sich unter bestimmten Rahmenbedingungen als kaum erfüllbar oder gar als illusionär erweisen. Sie werden als „Moralisieren“ abgelehnt. Andererseits ist sie durch Traditionen und soziale Werte in bestimmten Kulturkreisen so geprägt, dass eine humane Lösung sich weiter verschärfender globaler Probleme mit regionalen, lokalen und persönlichen Folgen nicht unbedingt gefördert, sondern erschwert wird. Ein moralischer illusionärer Universalismus steht differenten und teilweise ebenfalls nicht zeitgemäßen moralischen Regionalismen und Lokalismen entgegen. Ist eine universelle Ethik überhaupt formulierbar und sind ihre moralischen Grundsätze unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen zu realisieren?
Helga Hörz als Ethikerin befasst sich mit den Grundprinzipien einer neomodernen Ethik. Sie fragt, was Ethik leisten kann. Über- und Unterforderung sind zurückzuweisen. Die Rolle von Werten und Normen in soziokulturellen Einheiten für moralische Entscheidungen humaner und antihumaner Art ist zu beachten. Das Spannungsfeld zwischen Egoismus und Altruismus bestimmt philosophisch-ethische Auseinandersetzungen in Geschichte und Gegenwart. Das wird mit wenigen Beispielen belegt. Herausforderungen an eine zeitgemäße Ethik ergeben sich aus der Forderung nach humanen Lösungen für sich verschärfende globale Probleme. Sie baut in der Neomoderne auf der Aufklärung der Moderne und der modernen Wissenschaft auf und berücksichtigt die Kritik der Postmoderne. Für moralisch-humanes Handeln werden die Humankriterien und Humangebote einer neomodernen Ethik dargelegt.
Der Wissenschaftsphilosoph Herbert Hörz geht auf aktuelle Auseinandersetzungen um egoistisches Verhalten ein. Verkommt Wissenschaft zur Herrschaftsideologie und durch die Verwertung ihrer Erkenntnisse zur Magd der Wirtschaft beim Jagen nach Profit, verliert sie ihre Funktion als moralische Instanz. Es existiert ein Utopie-Defizit. Wissenschaft und Technik wirken global als moralische Gleichmacher durch den mit Macht- und Ressourcengewinn verbundenen Transfer von Technologien, Bewusstseinstechnologien eingeschlossen. Diese wissenschaftlich-technische Entwicklung als Zivilisationsprozess ist durch eine Weltkultur mit humanen ethischen Grundsätzen als Rahmenbedingung für differente soziokulturelle Identitäten anzustreben. Als Fallbeispiel dient der Bestseller von Frank Schirrmacher „Ego. Das Spiel des Lebens“. Das Fazit beider Darlegungen ist: Eine zeitgemäße Ethik begründet Hoffnung auf die nachhaltige Lösung existenzieller Probleme. Sie basiert auf Analysen der Situation, auf der Auswertung von Erfahrungen und auf dem Glauben an die Kraft derer, die in der Lage sind und sein werden, antihumane Zustände zu beseitigen und eine humanere Gesellschaft nach Humankriterien zu gestalten.
Die Leibniz-Sozietät lädt zur planmäßig am 10. Oktober 2013 stattfindenden Plenar-Sitzung ein, auf der der folgende Vortrag gehalten und zur Diskussion gestellt wird:
Helga Hörz & Herbert Hörz (MLS):
Ist die gegenwärtige Ethik noch zeitgemäß?
13.30 bis 15.30 Uhr
Ort: BVV-Saal
C.V.:
Frau Prof. Hörz (78) ist Ethikerin und Frauenrechtlerin sowie Mitglied der „Freunde der Leibniz-Sozietät.“
1969 wurde sie Hochschuldozentin für Ethik an der Humboldt-Universität Berlin (HUB). 1972 weilte sie zu einem Studienaufenthalt an der Moskauer Lomonossow-Universität. Seit 1974 war sie ordentliche Professorin und Lehrstuhlleiterin für Ethik an der HUB und initiierte den neu gegründeten Bereich Ethik. Von 1987 bis 1990 leitete sie die Sektion Philosophie der HUB.
1965 – 1969 war sie ehrenamtliche Vorsitzende der Frauenkommission der Gewerkschaft Wissenschaft an der HUB, 1969 – 1990 stellv. Ratsmitglied der Internationalen Demokratischen Frauenföderation (IDFF). 1975 wählte ECOSOC sie als ehrenamtliche Expertin in die UNO-Kommission „Zum Status der Frau“. 1975 – 1990 war sie mehrmals Vizepräsidentin und Präsidentin von UNO-Gremien, so 1. Vizepräsidentin der UNO-Weltfrauenkonferenz 1980 in Kopenhagen und 1990 Präsidentin der Tagung mit Charakter Weltkonferenz in Wien 1990.
1990 – 1993 initiierte und leitete sie Ethik-Veranstaltungen in der Begegnungsstätte Berlin-Mitte. 1998 bis 2011 saß sie dem Beirat der Bildungsakademie der Volkssolidarität, Landesverband Berlin, vor und leitete wissenschaftliche Veranstaltungen und Schriftstellerlesungen. Als Vortragende zu Ethik und Frauenforschung ist sie bis heute aktiv.
Prof. Hörz (80) ist Wissenschaftsphilosoph und -historiker. Er wurde 1973 zum Korrespondierenden, 1977 zum Ordentlichen Mitglied der 1700 von Leibniz in Berlin begründeten Gelehrtengesellschaft gewählt, der heutigen Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V.
Seit 1965 war er Professor für philosophische Probleme der Naturwissenschaften an der Humboldt-Universität, seit 1973 Leiter des Bereichs Philosophische Fragen der Wissenschaftsentwicklung am Institut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR, 1989 – 1992 Vizepräsident der AdW der DDR für die Gelehrtensozietät. 1992-1995 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW). Bis Januar 2006 war er Präsident der Leibniz-Sozietät und gehört nun als Ehrenpräsident dem Präsidium der Sozietät an.
Seine Spezialgebiete sind Methodologie, Erkenntnistheorie, Geschichte der Wissenschaften und interdisziplinäre Beziehungen zwischen Natur-, Technik-, Geistes- und Sozialwissenschaften. Er edierte drei Bände mit der Korrespondenz von Hermann v. Helmholtz. Zu Vorträgen weilte er in den USA, China, Japan und den Ländern Ost- und Westeuropas, zu Gastprofessuren in Moskau und Graz.
Abstract:
Das Elend der gegenwärtigen Ethik besteht darin, dass sie einerseits hohe Anforderungen an humanes moralisches Verhalten formuliert, die sich unter bestimmten Rahmenbedingungen als kaum erfüllbar oder gar als illusionär erweisen. Sie werden als „Moralisieren“ abgelehnt. Andererseits ist sie durch Traditionen und soziale Werte in bestimmten Kulturkreisen so geprägt, dass eine humane Lösung sich weiter verschärfender globaler Probleme mit regionalen, lokalen und persönlichen Folgen nicht unbedingt gefördert, sondern erschwert wird. Ein moralischer illusionärer Universalismus steht differenten und teilweise ebenfalls nicht zeitgemäßen moralischen Regionalismen und Lokalismen entgegen. Ist eine universelle Ethik überhaupt formulierbar und sind ihre moralischen Grundsätze unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen zu realisieren?
Helga Hörz als Ethikerin befasst sich mit den Grundprinzipien einer neomodernen Ethik. Sie fragt, was Ethik leisten kann. Über- und Unterforderung sind zurückzuweisen. Die Rolle von Werten und Normen in soziokulturellen Einheiten für moralische Entscheidungen humaner und antihumaner Art ist zu beachten. Das Spannungsfeld zwischen Egoismus und Altruismus bestimmt philosophisch-ethische Auseinandersetzungen in Geschichte und Gegenwart. Das wird mit wenigen Beispielen belegt. Herausforderungen an eine zeitgemäße Ethik ergeben sich aus der Forderung nach humanen Lösungen für sich verschärfende globale Probleme. Sie baut in der Neomoderne auf der Aufklärung der Moderne und der modernen Wissenschaft auf und berücksichtigt die Kritik der Postmoderne. Für moralisch-humanes Handeln werden die Humankriterien und Humangebote einer neomodernen Ethik dargelegt.
Der Wissenschaftsphilosoph Herbert Hörz geht auf aktuelle Auseinandersetzungen um egoistisches Verhalten ein. Verkommt Wissenschaft zur Herrschaftsideologie und durch die Verwertung ihrer Erkenntnisse zur Magd der Wirtschaft beim Jagen nach Profit, verliert sie ihre Funktion als moralische Instanz. Es existiert ein Utopie-Defizit. Wissenschaft und Technik wirken global als moralische Gleichmacher durch den mit Macht- und Ressourcengewinn verbundenen Transfer von Technologien, Bewusstseinstechnologien eingeschlossen. Diese wissenschaftlich-technische Entwicklung als Zivilisationsprozess ist durch eine Weltkultur mit humanen ethischen Grundsätzen als Rahmenbedingung für differente soziokulturelle Identitäten anzustreben. Als Fallbeispiel dient der Bestseller von Frank Schirrmacher „Ego. Das Spiel des Lebens“.
Das Fazit beider Darlegungen ist: Eine zeitgemäße Ethik begründet Hoffnung auf die nachhaltige Lösung existenzieller Probleme. Sie basiert auf Analysen der Situation, auf der Auswertung von Erfahrungen und auf dem Glauben an die Kraft derer, die in der Lage sind und sein werden, antihumane Zustände zu beseitigen und eine humanere Gesellschaft nach Humankriterien zu gestalten.
Details
Veranstaltungsort
Berlin, 10551 Google Karte anzeigen