November-Sitzung der Klasse SGW der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin
11. November 2021 - 10:00 - 12:00
Die Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin führt ihe öffentliche wissenschaftliche November-Sitzung am 11. November 2021 in der Zeit von 10.00 bis 12:00 Uhr online durch zum Thema
Gesellschaftskritik im Spiegel des Theaters der Aufklärung (Frankreich und Spanien)
“Sie sitzen schon, mit hohen Augenbrauen, / Gelassen da und möchten gern erstaunen“, heißt es im Faust. Doch die Wirklichkeit ist anders. Im Parterre gibt es keine Sitzplätze, die den Blick der Zuschauer zwangsläufig auf die Bühne ausrichten würden; ausschließlich männliche Zuschauer kommentieren lautstark das Geschehen und drehen der Bühne nicht selten den Rücken zu, weil hinten im Saal oder oben auf den Rängen gerade das interessantere Schauspiel stattfindet. Im 18. Jahrhundert sind wir noch weit entfernt von den Momenten vollkommener Illusion, die sich Stendhal gewünscht hat. Und doch wird gerade das Theater zu einem der Orte, an denen die Produktion eines neuen gesellschaftlichen Subjekts betrieben wird – eines zivilen Helden, der den adligen Müßiggänger wie den soldatischen Typus in den Schatten stellt. Der zivile Held bezieht sein Selbstverständnis aus nützlicher Tätigkeit – nützlich für die vielen, die von ihrer Arbeitskraft leben müssen. Wie Diderots Enzyklopädie den nützlichen Wissenschaften ein Forum geboten hat, so das Theater dem zivilen Helden, der eine neue Lebensweise vorführt. Zum Bahnbrecher der modernen Welt, wie Gramsci sagt, wird nicht derjenige, der sich vor allem mit den Beziehungen zwischen Höflingen beschäftigt, sondern derjenige, der “Ratschläge zur Erbauung des Typus des Bürgers in der Zivilgesellschaft” gibt.
Curriculum vitae:
geb. am 03.11.1954 in Ravensburg (Baden-Württemberg)
1974 Abitur
1974/75 Ziviler Ersatzdienst
1975 Beginn eines Lehramtsstudiums (Deutsch/Französisch) in Heidelberg
1976 Wechsel nach West-Berlin
1982 Erstes Staatsexamen
1983-85 Referendariat am Französischen Gymnasium, Berlin
1985/86 Fremdsprachenassistent in Cambrai/Frankreich
1987-89 Koordinator der Übersetzung des Kritischen Wörterbuchs des Marxismus
1994 Dissertation an der FU Berlin zum Thema Werner Krauss und die Romanistik im deutschen Faschismus (Gutachter: Manfred Naumann und Jürgen Trabant)
1994-2010 Berliner Schuldienst
Seit 2010 Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Mitherausgeber des Historisch-kritischen Wörterbuchs des Marxismus
2015 Habilitation für das Fach Romanische Philologie an der Universität Potsdam zum Thema Theaterverhältnisse und kulturelle Hegemonie in der französischen und spanischen Aufklärung (Gutachter: Helmut Peitsch, Wolfgang Asholt)
Wissenschaftliche Tätigkeiten
Seit 1981 Mitglied im Projekt Ideologie-Theorie an der FU Berlin unter Leitung von W.F.Haug
Seit 1987 Redakteur der Zeitschrift „Das Argument“
Redakteur und Koordinator des „Kritischen Wörterbuchs des Marxismus“ (1987-1989)
Mitübersetzer und ab Bd. 7 Mithrsg. von Gramscis Gefängnisheften (1991-2002)
Mithrsg. der Zeitschrift „Das Argument“ (seit Heft 263/2005)
Redakteur des „Historisch-Kritischen Wörterbuchs des Marxismus“ (seit Band 5, 2001)
Mithrsg. des HKWM seit Band 7/I (2008)
Privatdozent für das Fach Romanische Philologie an der Universität Potsdam (2015)
Die Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin führt ihe öffentliche wissenschaftliche November-Sitzung am 11. November 2021 in der Zeit von 10.00 bis 12:00 Uhr online durch zum Thema
Gesellschaftskritik im Spiegel des Theaters der Aufklärung (Frankreich und Spanien)
Vortragender: Dr. phil. habil. Peter Jehle (MLS)
Zugangsdaten zum Online-Meeting:
https://uni-potsdam.zoom.us/j/95397029406
Meeting ID: 953 9702 9406
Passwort: 13714361
Abstract:
“Sie sitzen schon, mit hohen Augenbrauen, / Gelassen da und möchten gern erstaunen“, heißt es im Faust. Doch die Wirklichkeit ist anders. Im Parterre gibt es keine Sitzplätze, die den Blick der Zuschauer zwangsläufig auf die Bühne ausrichten würden; ausschließlich männliche Zuschauer kommentieren lautstark das Geschehen und drehen der Bühne nicht selten den Rücken zu, weil hinten im Saal oder oben auf den Rängen gerade das interessantere Schauspiel stattfindet. Im 18. Jahrhundert sind wir noch weit entfernt von den Momenten vollkommener Illusion, die sich Stendhal gewünscht hat. Und doch wird gerade das Theater zu einem der Orte, an denen die Produktion eines neuen gesellschaftlichen Subjekts betrieben wird – eines zivilen Helden, der den adligen Müßiggänger wie den soldatischen Typus in den Schatten stellt. Der zivile Held bezieht sein Selbstverständnis aus nützlicher Tätigkeit – nützlich für die vielen, die von ihrer Arbeitskraft leben müssen. Wie Diderots Enzyklopädie den nützlichen Wissenschaften ein Forum geboten hat, so das Theater dem zivilen Helden, der eine neue Lebensweise vorführt. Zum Bahnbrecher der modernen Welt, wie Gramsci sagt, wird nicht derjenige, der sich vor allem mit den Beziehungen zwischen Höflingen beschäftigt, sondern derjenige, der “Ratschläge zur Erbauung des Typus des Bürgers in der Zivilgesellschaft” gibt.
Curriculum vitae:
geb. am 03.11.1954 in Ravensburg (Baden-Württemberg)
1974 Abitur
1974/75 Ziviler Ersatzdienst
1975 Beginn eines Lehramtsstudiums (Deutsch/Französisch) in Heidelberg
1976 Wechsel nach West-Berlin
1982 Erstes Staatsexamen
1983-85 Referendariat am Französischen Gymnasium, Berlin
1985/86 Fremdsprachenassistent in Cambrai/Frankreich
1987-89 Koordinator der Übersetzung des Kritischen Wörterbuchs des Marxismus
1994 Dissertation an der FU Berlin zum Thema Werner Krauss und die Romanistik im deutschen Faschismus (Gutachter: Manfred Naumann und Jürgen Trabant)
1994-2010 Berliner Schuldienst
Seit 2010 Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Mitherausgeber des Historisch-kritischen Wörterbuchs des Marxismus
2015 Habilitation für das Fach Romanische Philologie an der Universität Potsdam zum Thema Theaterverhältnisse und kulturelle Hegemonie in der französischen und spanischen Aufklärung (Gutachter: Helmut Peitsch, Wolfgang Asholt)
Wissenschaftliche Tätigkeiten
Seit 1981 Mitglied im Projekt Ideologie-Theorie an der FU Berlin unter Leitung von W.F.Haug
Seit 1987 Redakteur der Zeitschrift „Das Argument“
Redakteur und Koordinator des „Kritischen Wörterbuchs des Marxismus“ (1987-1989)
Mitübersetzer und ab Bd. 7 Mithrsg. von Gramscis Gefängnisheften (1991-2002)
Mithrsg. der Zeitschrift „Das Argument“ (seit Heft 263/2005)
Redakteur des „Historisch-Kritischen Wörterbuchs des Marxismus“ (seit Band 5, 2001)
Mithrsg. des HKWM seit Band 7/I (2008)
Privatdozent für das Fach Romanische Philologie an der Universität Potsdam (2015)
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