Abstract: Mit diesem Vortrag möchte ich eine Interpretation des Informationszeitalters vorlegen, die vor dem Hintergrund einer multiplen Krise in den Beziehungen Mensch–Gesellschaft, Mensch–Natur und Mensch–Technik getroffen wird. Diese Krise wird als Risiko wie Chance für die Weiterentwicklung der Menschheit begriffen. Was als Informationszeitalter – ein Zeitalter der Informationsgesellschaft – bezeichnet werden kann, ist selbst Teil des Problems, potenziell aber auch Teil der Lösung. Es ist Teil des Problems, solange die Digitalisierung die Herbeiführung eines angeblichen posthumanen Zeitalters betreibt. Es ist Teil der Lösung, sobald die Digitalisierung soziale Prozesse technisch unterstützt, die den Informationsgewinn so vieler Akteur*innen wie möglich zur Einhegung, wenn nicht zur Beseitigung, aller menschgemachten globalen Probleme, die die Krise ausmachen, befördert. Dies ist der Imperativ des Informationszeitalters. Er zeigt sich dreifach: einmal bei der Hervorbringung kooperativer Information – jenes Informationsgeschehen ist gesollt, welches allgemein-menschliche Werte anerkennt, das Zusammenleben weltweit regelt und Menschheitsziele für gemeinsames Handeln festlegt (Weisheit als universell geteilte Intentionalität); zum zweiten bei der Hervorbringung kommunikativer Information – jenes Informationsgeschehen ist gesollt, welches Daten, Zahlen, Fakten verbreitet und sich mit möglichen Wegen aus der Krise auseinandersetzt, um eine Abstimmung über die Werte, Regeln, Ziele vorzubereiten (transformationsorientierte Dialoge); und zu guter Letzt bei der Hervorbringung kognitiver Information – jenes Informationsgeschehen ist gesollt, welches zur Teilnahme an der Bewegung zur Transformation der Krise motiviert und befähigt (Metareflexivität). Die Überwindung der Krise durch eine in Eigenverantwortung erfolgende Erfüllung dieses Imperativs würde einen dritten Sprung in der Anthroposoziogenese bedeuten.
Vita: Wolfgang Hofkirchner ist an der TU Wien Außerordentlicher Universitätsprofessor für Technology Assessment im Ruhestand. Er ist seit 2006 MLS und seit 2015 Leiter des AK Emergente Systeme, Information und Gesellschaft. Er ist engagiert im außeruniversitären Institute for the Global Sustainable Information Society (GSIS) in Wien und in der International Society for the Study of Information (IS4SI) mit Sitz in Wien. Seine Forschungsgebiete sind Complexity Thinking, Science of Information und ICTs and Society. Er hat über 240 Publikationen.
Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin führt ihr öffentliche wissenschaftliche November-Plenarsitzung durch zum Thema
Der Imperativ des Informationszeitalters
Vortragender: Wolfgang Hofkirchner (MLS)
Moderation: Hans-Jörg Kreowski (MLS)
Die Veranstaltung wird am 12.11. um 13:30 Uhr als Video-Konferenz durchgeführt.
Zugangsdaten:
https://us02web.zoom.us/j/85709677042?pwd=a2hjaFVnc29yTVhxMzN1cnhHSGhLdz09
Meeting ID: 857 0967 7042 Kenncode: 12345
Abstract:
Mit diesem Vortrag möchte ich eine Interpretation des Informationszeitalters vorlegen, die vor dem Hintergrund einer multiplen Krise in den Beziehungen Mensch–Gesellschaft, Mensch–Natur und Mensch–Technik getroffen wird. Diese Krise wird als Risiko wie Chance für die Weiterentwicklung der Menschheit begriffen. Was als Informationszeitalter – ein Zeitalter der Informationsgesellschaft – bezeichnet werden kann, ist selbst Teil des Problems, potenziell aber auch Teil der Lösung. Es ist Teil des Problems, solange die Digitalisierung die Herbeiführung eines angeblichen posthumanen Zeitalters betreibt. Es ist Teil der Lösung, sobald die Digitalisierung soziale Prozesse technisch unterstützt, die den Informationsgewinn so vieler Akteur*innen wie möglich zur Einhegung, wenn nicht zur Beseitigung, aller menschgemachten globalen Probleme, die die Krise ausmachen, befördert. Dies ist der Imperativ des Informationszeitalters. Er zeigt sich dreifach: einmal bei der Hervorbringung kooperativer Information – jenes Informationsgeschehen ist gesollt, welches allgemein-menschliche Werte anerkennt, das Zusammenleben weltweit regelt und Menschheitsziele für gemeinsames Handeln festlegt (Weisheit als universell geteilte Intentionalität); zum zweiten bei der Hervorbringung kommunikativer Information – jenes Informationsgeschehen ist gesollt, welches Daten, Zahlen, Fakten verbreitet und sich mit möglichen Wegen aus der Krise auseinandersetzt, um eine Abstimmung über die Werte, Regeln, Ziele vorzubereiten (transformationsorientierte Dialoge); und zu guter Letzt bei der Hervorbringung kognitiver Information – jenes Informationsgeschehen ist gesollt, welches zur Teilnahme an der Bewegung zur Transformation der Krise motiviert und befähigt (Metareflexivität). Die Überwindung der Krise durch eine in Eigenverantwortung erfolgende Erfüllung dieses Imperativs würde einen dritten Sprung in der Anthroposoziogenese bedeuten.
Zum Lesen empfohlen: A paradigm shift for the Great Bifurcation, Biosystems, Vol. 197, Nov. 2020, https://doi.org/10.1016/j.biosystems.2020.104193
Vita:
Wolfgang Hofkirchner ist an der TU Wien Außerordentlicher Universitätsprofessor für Technology Assessment im Ruhestand. Er ist seit 2006 MLS und seit 2015 Leiter des AK Emergente Systeme, Information und Gesellschaft. Er ist engagiert im außeruniversitären Institute for the Global Sustainable Information Society (GSIS) in Wien und in der International Society for the Study of Information (IS4SI) mit Sitz in Wien. Seine Forschungsgebiete sind Complexity Thinking, Science of Information und ICTs and Society. Er hat über 240 Publikationen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Hofkirchner
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