Die März-Plenarsitzung der Leibniz-Sozietät wird am 09.03.2017 als öffentliche wissenschaftliche Vortrags- und Diskussionsveranstaltung durchgeführt zum Thema
Zum Begriff der Arbeit und der Arbeitsverhältnisse: globale vs. eurozentristische Perspektive im modernen Arbeitsdiskurs
Referentin: Andrea Komlosy (MLS)
13.30 bis 15.30 Uhr
Ort: BVV-Saal, Berlin, Rathaus Tiergarten
C.V.:
Frau Prof. Komlosy ist Wirtschafts- und Sozialhistorikerin und Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2010. Sie arbeitet als a.o. Univ. Prof. am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien zu Fragen ungleicher regionaler Entwicklung im kleinräumigen und weltregionalen Maßstab. Die Referenzregionen reichen vom österreichisch-böhmischen Grenzgebiet über die Habsburgermonarchie und ihre Nachfolgestaaten bis zu Fragen der Ungleichheit in der Weltwirtschaft. Sie verbindet eine regionalhistorische Herangehensweise mit einer globalhistorischen Verknüpfung und Einbettung der Regionen in einen weltweiten Interaktionszusammenhang.
Der Vortrag basiert auf Ihrem Buch „Arbeit. 13.-21. Jahrhundert. Eine globalhistorische Perspektive“ (Wien 2014, Promedia Verlag).
Abstract:
Dem Vortrag liegt ein breiter Arbeitsbegriff zugrunde, der kommodifizierte, reziproke, tributäre und Arbeit für die Gemeinschaft einschließt. Gleichzeitig wird die Frage gestellt, welche Tätigkeiten in der europäischen Geschichte jeweils als Arbeit angesehen wurden. Schon die Sprache weist auf das Spannungsfeld zwischen mühevoller Arbeit (labor) und kreativer Verwirklichung (opus) hin, das erst durch die kapitalistische Rationalität auf produktive Erwerbstätigkeit verengt wurde.
In mehreren Zeitschnitten vom Mittelalter bis zur Gegenwart wird ersichtlich, dass der globale Kapitalismus keineswegs die lineare Durchsetzung von freier Lohnarbeit bedeutete, sondern auf der klein- und großräumigen Kombination von immer wieder neuen Formen von freien und unfreien, bezahlten und unbezahlten, gesicherten und ungesicherten Arbeitsverhältnissen beruht.
Die globale Perspektive wird als Türöffner für eine notwendige Erweiterung des Arbeitsbegriffs angesehen, der am Ende des 19. Jahrhunderts auf bezahlte, sozial gesicherte Erwerbsarbeit reduziert wurde – eine Reduktion, die in den meisten Weltregionen niemals mit der Lebenswirklichkeit übereinstimmte und in den letzten Jahren auch in den alten Industriestaaten durch Prekarisierung und Informalisierung zunehmend unter Druck gerät.
Die März-Plenarsitzung der Leibniz-Sozietät wird am 09.03.2017 als öffentliche wissenschaftliche Vortrags- und Diskussionsveranstaltung durchgeführt zum Thema
Zum Begriff der Arbeit und der Arbeitsverhältnisse: globale vs. eurozentristische Perspektive im modernen Arbeitsdiskurs
Referentin: Andrea Komlosy (MLS)
13.30 bis 15.30 Uhr
Ort: BVV-Saal, Berlin, Rathaus Tiergarten
C.V.:
Frau Prof. Komlosy ist Wirtschafts- und Sozialhistorikerin und Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2010. Sie arbeitet als a.o. Univ. Prof. am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien zu Fragen ungleicher regionaler Entwicklung im kleinräumigen und weltregionalen Maßstab. Die Referenzregionen reichen vom österreichisch-böhmischen Grenzgebiet über die Habsburgermonarchie und ihre Nachfolgestaaten bis zu Fragen der Ungleichheit in der Weltwirtschaft. Sie verbindet eine regionalhistorische Herangehensweise mit einer globalhistorischen Verknüpfung und Einbettung der Regionen in einen weltweiten Interaktionszusammenhang.
Der Vortrag basiert auf Ihrem Buch „Arbeit. 13.-21. Jahrhundert. Eine globalhistorische Perspektive“ (Wien 2014, Promedia Verlag).
Abstract:
Dem Vortrag liegt ein breiter Arbeitsbegriff zugrunde, der kommodifizierte, reziproke, tributäre und Arbeit für die Gemeinschaft einschließt. Gleichzeitig wird die Frage gestellt, welche Tätigkeiten in der europäischen Geschichte jeweils als Arbeit angesehen wurden. Schon die Sprache weist auf das Spannungsfeld zwischen mühevoller Arbeit (labor) und kreativer Verwirklichung (opus) hin, das erst durch die kapitalistische Rationalität auf produktive Erwerbstätigkeit verengt wurde.
In mehreren Zeitschnitten vom Mittelalter bis zur Gegenwart wird ersichtlich, dass der globale Kapitalismus keineswegs die lineare Durchsetzung von freier Lohnarbeit bedeutete, sondern auf der klein- und großräumigen Kombination von immer wieder neuen Formen von freien und unfreien, bezahlten und unbezahlten, gesicherten und ungesicherten Arbeitsverhältnissen beruht.
Die globale Perspektive wird als Türöffner für eine notwendige Erweiterung des Arbeitsbegriffs angesehen, der am Ende des 19. Jahrhunderts auf bezahlte, sozial gesicherte Erwerbsarbeit reduziert wurde – eine Reduktion, die in den meisten Weltregionen niemals mit der Lebenswirklichkeit übereinstimmte und in den letzten Jahren auch in den alten Industriestaaten durch Prekarisierung und Informalisierung zunehmend unter Druck gerät.
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Veranstaltungsort
Berlin, 10551 Google Karte anzeigen