Klassensitzung Klasse Naturwissenschaften und Technikwissenschaften
9. Oktober - 10:00 - 12:00
Dietmar Linke (MLS)
Iwan N. Stranski (1897-1979), der bulgarisch-deutsche „Großmeister des Kristallwachstums“
Zeit: 10.00 bis 11.30 Uhr
Ort: Rathaus Friedrichshagen, Historischer Ratssaal, Bölschestr. 87, 12587 Berlin
Die Sitzung findet als Hybrid-Veranstaltung (Präsenz und Zoom) statt.
Zoom-Link: https://tu-darmstadt.zoom-x.de/j/64939188761?pwd=e991NIPwRDfuUTLZxtTbdGpWDzYDKJ.1
Meeting-ID: 649 3918 8761
Abstract: Iwan Nikolov Stranski, geboren in Sofia als 3. Kind des Hofapothekers Dr. Nikola Stranski und dessen deutschbaltischer Frau Maria, geb. Krohn, gilt in deutschen Publikationen gern als „deutscher Physikochemiker bulgarischer Herkunft“, in bulgarischen dagegen als „bulgarischer Gelehrter und Begründer der bulgarischen Schule der Physikochemie“. Sein über 30-jähriges Wirken in Deutschland, als Doktorand in Berlin, als Rektor der TU Berlin, als stellv. Direktor am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, macht die „deutsche“ Position verständlich. Die dominierende Rolle von Stranski als Hochschullehrer – nach der Habilitation in Sofia 1925 – bei der Herausbildung einer noch heute etablierten wissenschaftlichen Schule spricht aber genauso für die „bulgarische“ Auffassung.
Die fundamentalen Arbeiten von Stranski und Mitarbeitern zur Theorie des Kristallwachstums entstanden 1925-1941, in Berlin wie in Sofia. Nach der Annahme von Gastprofessuren in Deutschland (ab 1941) war Stranski aber die Rückkehr nach Bulgarien unmöglich; seine Sofioter Professur wurde 1944 wegen seiner Tätigkeit im „Dritten Reich“ annulliert. Erst ab Ende der 60er Jahre, nach der durch seine Schüler bewirkten Ernennung zum Auswärtigen Mitglied der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften, konnte Stranski wieder die alte Heimat besuchen. Er starb 1979 in Sofia; die Beisetzung erfolgte auf dem Waldfriedhof Berlin-Dahlem. Stranski erfuhr breite internationale Anerkennung durch Ehrendoktorwürden und Akademie-Mitgliedschaften. Zeitweise hieß das II. Physikalische Institut der TU Berlin „Iwan-N.-Stranski-Institut für Physikalische und Theoretische Chemie“. Aktuelle Entwicklungen der Festkörperphysik und Materialforschung berufen sich noch heute auf Stranski und seine in Bulgarien vor allem durch Rostislav A. Kaischew (1908-2002) weitergeführte Schule.
Vita: Dietmar Linke (*1940 / MLS) studierte Chemie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena; auch Promotion (1968) und Habilitation (1978) erfolgten dort. Von 1979 bis 1982 war er als Dozent für Anorganische Chemie an der Humboldt-Universität Berlin tätig. Er las zugleich über Geschichte der Chemie, diese noch bis 1985 als Honorardozent. 1982 erfolgte der Wechsel als Abteilungsleiter für Keramische Werkstoffe an das Zentralinstitut für Anorganische Chemie der Akademie der Wissenschaften der DDR, 1984 die Ernennung zum AdW-Professor für Anorganische Chemie. Nach der Ende 1991 erfolgten sogenannten „Abwicklung“ der Akademie-Institute ging er im „Wissenschaftler-Integrations-Programm“ des „Hochschul-Erneuerungs-Programms“ an die Brandenburgische Technische Universität Cottbus (BTU), zunächst auf Vertretungs-Professuren für Analytische bzw. Anorganische Chemie, 1994 bis zur Berentung im Jahre 2005 auf die C3-Professur für Anorganische Chemie ebenda. Einige Lehraufträge schlossen sich an, 2005 bis 2007 an der BTU, 2012 bis 2014 an der Technischen Universität Berlin. Als Vorstandsmitglied der Fachgruppe „Geschichte der Chemie“ der „Gesellschaft Deutscher Chemiker“ wurde er viermal gewählt, für die Jahre 2002 bis 2009 und 2014 bis 2021. Seit 1999 ist Dietmar Linke Mitglied der Leibniz-Sozietät. Für die Jahre 2006 bis 2009 wurde er zum Schatzmeister gewählt, für die Zeit von 2012 bis 2014 zu einem der beiden Vizepräsidenten. 2015 erhielt er die Daniel-Ernst-Jablonski-Medaille der Sozietät.
Dietmar Linke (MLS)
Iwan N. Stranski (1897-1979), der bulgarisch-deutsche „Großmeister des Kristallwachstums“
Zeit: 10.00 bis 11.30 Uhr
Ort: Rathaus Friedrichshagen, Historischer Ratssaal, Bölschestr. 87, 12587 Berlin
Die Sitzung findet als Hybrid-Veranstaltung (Präsenz und Zoom) statt.
Zoom-Link: https://tu-darmstadt.zoom-x.de/j/64939188761?pwd=e991NIPwRDfuUTLZxtTbdGpWDzYDKJ.1
Meeting-ID: 649 3918 8761
Abstract:
Iwan Nikolov Stranski, geboren in Sofia als 3. Kind des Hofapothekers Dr. Nikola Stranski und dessen deutschbaltischer Frau Maria, geb. Krohn, gilt in deutschen Publikationen gern als „deutscher Physikochemiker bulgarischer Herkunft“, in bulgarischen dagegen als „bulgarischer Gelehrter und Begründer der bulgarischen Schule der Physikochemie“. Sein über 30-jähriges Wirken in Deutschland, als Doktorand in Berlin, als Rektor der TU Berlin, als stellv. Direktor am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, macht die „deutsche“ Position verständlich. Die dominierende Rolle von Stranski als Hochschullehrer – nach der Habilitation in Sofia 1925 – bei der Herausbildung einer noch heute etablierten wissenschaftlichen Schule spricht aber genauso für die „bulgarische“ Auffassung.
Die fundamentalen Arbeiten von Stranski und Mitarbeitern zur Theorie des Kristallwachstums entstanden 1925-1941, in Berlin wie in Sofia. Nach der Annahme von Gastprofessuren in Deutschland (ab 1941) war Stranski aber die Rückkehr nach Bulgarien unmöglich; seine Sofioter Professur wurde 1944 wegen seiner Tätigkeit im „Dritten Reich“ annulliert. Erst ab Ende der 60er Jahre, nach der durch seine Schüler bewirkten Ernennung zum Auswärtigen Mitglied der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften, konnte Stranski wieder die alte Heimat besuchen. Er starb 1979 in Sofia; die Beisetzung erfolgte auf dem Waldfriedhof Berlin-Dahlem.
Stranski erfuhr breite internationale Anerkennung durch Ehrendoktorwürden und Akademie-Mitgliedschaften. Zeitweise hieß das II. Physikalische Institut der TU Berlin „Iwan-N.-Stranski-Institut für Physikalische und Theoretische Chemie“. Aktuelle Entwicklungen der Festkörperphysik und Materialforschung berufen sich noch heute auf Stranski und seine in Bulgarien vor allem durch Rostislav A. Kaischew (1908-2002) weitergeführte Schule.
Vita:
Dietmar Linke (*1940 / MLS) studierte Chemie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena; auch Promotion (1968) und Habilitation (1978) erfolgten dort. Von 1979 bis 1982 war er als Dozent für Anorganische Chemie an der Humboldt-Universität Berlin tätig. Er las zugleich über Geschichte der Chemie, diese noch bis 1985 als Honorardozent. 1982 erfolgte der Wechsel als Abteilungsleiter für Keramische Werkstoffe an das Zentralinstitut für Anorganische Chemie der Akademie der Wissenschaften der DDR, 1984 die Ernennung zum AdW-Professor für Anorganische Chemie. Nach der Ende 1991 erfolgten sogenannten „Abwicklung“ der Akademie-Institute ging er im „Wissenschaftler-Integrations-Programm“ des „Hochschul-Erneuerungs-Programms“ an die Brandenburgische Technische Universität Cottbus (BTU), zunächst auf Vertretungs-Professuren für Analytische bzw. Anorganische Chemie, 1994 bis zur Berentung im Jahre 2005 auf die C3-Professur für Anorganische Chemie ebenda. Einige Lehraufträge schlossen sich an, 2005 bis 2007 an der BTU, 2012 bis 2014 an der Technischen Universität Berlin. Als Vorstandsmitglied der Fachgruppe „Geschichte der Chemie“ der „Gesellschaft Deutscher Chemiker“ wurde er viermal gewählt, für die Jahre 2002 bis 2009 und 2014 bis 2021. Seit 1999 ist Dietmar Linke Mitglied der Leibniz-Sozietät. Für die Jahre 2006 bis 2009 wurde er zum Schatzmeister gewählt, für die Zeit von 2012 bis 2014 zu einem der beiden Vizepräsidenten. 2015 erhielt er die Daniel-Ernst-Jablonski-Medaille der Sozietät.
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