Die Entstehung der heutigen Erfahrungswissenschaften im 17./18. Jahrhundert ist durch zwei Grundlagendiskussionen gekennzeichnet – den Streit der Cartesianer und Leibnizianer über das wahre Maß der lebendigen Kraft und die Prioritätsdebatte um das Maupertuis’sche Prinzip. Beide werden in der Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte bis heute diskutiert und zwar unabhängig von einander. Ich werde in meinem Vortrag zeigen, dass erst der Zusammenhang dieser beiden Ereignisse den Aufstieg des neuen Wissenschaftstyps Erfahrungswissenschaft verständlich macht und vor allem die Dimensionen und die Heftigkeit der Auseinandersetzungen erklärt. Dafür werde ich mich auf zwei Schwerpunkte konzentrieren: (1) auf die Mathematisierung der Naturphilosophie und die dafür erforderliche Einführung aktiver Prinzipien, die, wie ich (2) zeigen werde, einen grundlegenden Wechsel hinsichtlich des philosophischen Weltverständnisses einschließen.
Im Unterschied zu dem in der historischen Forschung traditionell thematisierten Gegensatz von Leibnizianer und Cartesianern bzw. Newtonianern und Leibnizianern, erlaubt es mein Ansatz, gemeinsame Tendenzen der in die Auseinandersetzungen involvierten Kombattanten herauszuarbeiten, und daraus die Möglichkeit einer Lösung der Konflikte verständlich zu machen.
Die bei der Analyse gewonnen Ergebnisse werden abschließend verallgemeinert und zu einigen Schlussfolgerungen in Bezug auf die Dynamik von Übergangsprozessen ähnlicher – nicht nur naturwissenschaftlicher – Art verdichtet.
Kurzvita
Studium der Physik und der Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Promotion 1976, Dissertation B 1984. Beides zu Themen der Wissenschaftsphilosophie. Lehre an den Universitäten Greifswald, der Viadrina Frankfurt/Oder und der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 1984 Tätigkeitsschwerpunkt Leibniz und Leibniz-Rezeption insbesondere in der französischen Aufklärung. Forschungsgruppenleiter Leibnizforschung an der Akademie der Wissenschaften der DDR. Von 2001–2013 Arbeitsstellenleiter an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. In diesem Zusammenhang Beginn der Edition der naturwissenschaftlichen medizinischen und technischen Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz als Teil der Akademie Ausgabe (Reihe VIII).
Publikationen: Gottfried Wilhelm Leibniz. Mathematik und Naturwissenschaften im Paradigma der Metaphysik, Teubner 1992. Leibniz: Monadologie, Übersetzung und Kommentar, Reclam 1998. Mitarbeit an den Bänden VIII,1 (2009) und VIII, 2 (2016) der Leibniz Akademie Ausgabe. Herausgeber und Mitherausgeber von Sammelwerken z.B. zu Pierre Louis Moreau de Maupertuis (1999) und Emilie Du Châtelet (2019).
Hartmut Hecht (MLS)
Philosophische Entdeckungen zwischen zwei wissenschaftlichen Grundlagendiskussionen
Ort: Rathaus Friedrichshagen
auch in Zoom:
https://uni-potsdam.zoom.us/j/95397029406
Meeting ID: 953 9702 9406
Passwort: 13714361
Abstract
Die Entstehung der heutigen Erfahrungswissenschaften im 17./18. Jahrhundert ist durch zwei Grundlagendiskussionen gekennzeichnet – den Streit der Cartesianer und Leibnizianer über das wahre Maß der lebendigen Kraft und die Prioritätsdebatte um das Maupertuis’sche Prinzip. Beide werden in der Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte bis heute diskutiert und zwar unabhängig von einander. Ich werde in meinem Vortrag zeigen, dass erst der Zusammenhang dieser beiden Ereignisse den Aufstieg des neuen Wissenschaftstyps Erfahrungswissenschaft verständlich macht und vor allem die Dimensionen und die Heftigkeit der Auseinandersetzungen erklärt. Dafür werde ich mich auf zwei Schwerpunkte konzentrieren: (1) auf die Mathematisierung der Naturphilosophie und die dafür erforderliche Einführung aktiver Prinzipien, die, wie ich (2) zeigen werde, einen grundlegenden Wechsel hinsichtlich des philosophischen Weltverständnisses einschließen.
Im Unterschied zu dem in der historischen Forschung traditionell thematisierten Gegensatz von Leibnizianer und Cartesianern bzw. Newtonianern und Leibnizianern, erlaubt es mein Ansatz, gemeinsame Tendenzen der in die Auseinandersetzungen involvierten Kombattanten herauszuarbeiten, und daraus die Möglichkeit einer Lösung der Konflikte verständlich zu machen.
Die bei der Analyse gewonnen Ergebnisse werden abschließend verallgemeinert und zu einigen Schlussfolgerungen in Bezug auf die Dynamik von Übergangsprozessen ähnlicher – nicht nur naturwissenschaftlicher – Art verdichtet.
Kurzvita
Studium der Physik und der Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Promotion 1976, Dissertation B 1984. Beides zu Themen der Wissenschaftsphilosophie. Lehre an den Universitäten Greifswald, der Viadrina Frankfurt/Oder und der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 1984 Tätigkeitsschwerpunkt Leibniz und Leibniz-Rezeption insbesondere in der französischen Aufklärung. Forschungsgruppenleiter Leibnizforschung an der Akademie der Wissenschaften der DDR. Von 2001–2013 Arbeitsstellenleiter an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. In diesem Zusammenhang Beginn der Edition der naturwissenschaftlichen medizinischen und technischen Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz als Teil der Akademie Ausgabe (Reihe VIII).
Publikationen: Gottfried Wilhelm Leibniz. Mathematik und Naturwissenschaften im Paradigma der Metaphysik, Teubner 1992. Leibniz: Monadologie, Übersetzung und Kommentar, Reclam 1998. Mitarbeit an den Bänden VIII,1 (2009) und VIII, 2 (2016) der Leibniz Akademie Ausgabe. Herausgeber und Mitherausgeber von Sammelwerken z.B. zu Pierre Louis Moreau de Maupertuis (1999) und Emilie Du Châtelet (2019).
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