Juni-Sitzung der Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften
13. Juni 2013 - 10:00 - 12:00
Die Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften lädt zur planmäßig am 13. Juni 2013 stattfindenden Juni-Sitzung ein, auf der zur wissenschaftlichen Diskussion aufgerufen wird zu einem Vortrag:
Jörg Roesler (MLS): Counterfactual History. Ihre Anwendung auf die Erforschung und Darstellung der DDR-Geschichte
10.00 bis 12.00 Uhr; Berlin, Rathaus Tiergarten; Balkonsaal
C.V.:
Prof. Roesler (72) ist Wirtschaftswissenschaftler und Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 1996. Er studierte ab 1959 Wirtschaftsgeschichte an der Humboldt-Universität, arbeitete am dortigen Institut für Wirtschaftsgeschichte und ab 1974 am von Jürgen Kuczynski gegründeten Akademieinstitut in Berlin. Er hielt Vorlesungen zur Wirtschaftsgeschichte der DDR, Deutschlands und des Auslands, forschte zur Industriegeschichte der DDR und zur Wirtschaftsgeschichte der sozialistischen Länder. Nach 1991 untersuchte er die Transformation in Ostdeutschland und in den osteuropäischen Ländern. Seine Lehrtätigkeit setzte er bis 2006 fort, u. a. an der Universität der Künste, Berlin, und als Gastprofessor in Kanada und den USA.
Abstract: In den USA entstanden, hat der Zweig der Kontrafaktischen Geschichte, auch als Eventualgeschichte, virtuelle Geschichte oder „Geschichte im Konjunktiv“ bezeichnet, unter deutschen Historikern als Forschungsmethode seit Mitte der 1980er Jahre Anhänger gefunden. Die Eventualgeschichte hat sich zur Aufgabe gemacht, auf Alternativen zur geschehenen Entwicklung, die nicht realisiert wurden, aufmerksam zu machen. Sie kann, sofern sie bestimmte Regeln einhält, die im Beitrag vorgestellt werden, dazu benutzt werden, die durch die traditionelle Historiografie gewonnene Kenntnis über den realen Geschichtsverlauf zu ergänzen und zu bereichern. Die Counterfactual History dient dabei nicht nur zur besseren Ausleuchtung der Realgeschichte, sondern auch der wünschenswerten Korrektur der Realgeschichtsschreibung, da sie geeignet ist, einer der Realgeschichte innewohnenden Schwäche, dem Hang vor allem ihrer Zeitgeschichtsschreibung zur teleologischen Geschichtsbetrachtung wirkungsvoll zu begegnen. Besonders angeraten ist ihre Anwendung auf die DDR-Geschichte, deren „Aufarbeiter“ sie – ausgehend von deren Ende – gern als vierzigjährige Geschichte eines unvermeidlichen „Untergangs auf Raten“ darstellen. Mit Hilfe der Counterfactual History lässt sich begreifen, dass für die DDR durchaus die Möglichkeit bestand, nur einige wenige Jahre, aber auch deutlich weitaus länger als vier Jahrzehnte zu existieren.
Die Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften lädt zur planmäßig am 13. Juni 2013 stattfindenden Juni-Sitzung ein, auf der zur wissenschaftlichen Diskussion aufgerufen wird zu einem Vortrag:
Jörg Roesler (MLS): Counterfactual History. Ihre Anwendung auf die Erforschung und Darstellung der DDR-Geschichte
10.00 bis 12.00 Uhr; Berlin, Rathaus Tiergarten; Balkonsaal
C.V.:
Prof. Roesler (72) ist Wirtschaftswissenschaftler und Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 1996. Er studierte ab 1959 Wirtschaftsgeschichte an der Humboldt-Universität, arbeitete am dortigen Institut für Wirtschaftsgeschichte und ab 1974 am von Jürgen Kuczynski gegründeten Akademieinstitut in Berlin. Er hielt Vorlesungen zur Wirtschaftsgeschichte der DDR, Deutschlands und des Auslands, forschte zur Industriegeschichte der DDR und zur Wirtschaftsgeschichte der sozialistischen Länder. Nach 1991 untersuchte er die Transformation in Ostdeutschland und in den osteuropäischen Ländern. Seine Lehrtätigkeit setzte er bis 2006 fort, u. a. an der Universität der Künste, Berlin, und als Gastprofessor in Kanada und den USA.
Abstract:
In den USA entstanden, hat der Zweig der Kontrafaktischen Geschichte, auch als Eventualgeschichte, virtuelle Geschichte oder „Geschichte im Konjunktiv“ bezeichnet, unter deutschen Historikern als Forschungsmethode seit Mitte der 1980er Jahre Anhänger gefunden. Die Eventualgeschichte hat sich zur Aufgabe gemacht, auf Alternativen zur geschehenen Entwicklung, die nicht realisiert wurden, aufmerksam zu machen. Sie kann, sofern sie bestimmte Regeln einhält, die im Beitrag vorgestellt werden, dazu benutzt werden, die durch die traditionelle Historiografie gewonnene Kenntnis über den realen Geschichtsverlauf zu ergänzen und zu bereichern. Die Counterfactual History dient dabei nicht nur zur besseren Ausleuchtung der Realgeschichte, sondern auch der wünschenswerten Korrektur der Realgeschichtsschreibung, da sie geeignet ist, einer der Realgeschichte innewohnenden Schwäche, dem Hang vor allem ihrer Zeitgeschichtsschreibung zur teleologischen Geschichtsbetrachtung wirkungsvoll zu begegnen. Besonders angeraten ist ihre Anwendung auf die DDR-Geschichte, deren „Aufarbeiter“ sie – ausgehend von deren Ende – gern als vierzigjährige Geschichte eines unvermeidlichen „Untergangs auf Raten“ darstellen. Mit Hilfe der Counterfactual History lässt sich begreifen, dass für die DDR durchaus die Möglichkeit bestand, nur einige wenige Jahre, aber auch deutlich weitaus länger als vier Jahrzehnte zu existieren.
Details
Veranstaltungsort
Berlin, 10551 Google Karte anzeigen