Abstract:
Das Thema ist hoch aktuell: denn in den letzten 30 Jahren hat sich ein umfangreiches Sterben von Tieren- und Pflanzenarten vollzogen wie nie zuvor. Es werden Ökosysteme auf der Erde zerstört, die die Grundlage unseres Lebens sind. 50% aller Tiere sind Insekten, die intelligentesten unter ihnen sind Bienen. Da sie über ein großes Anpassungsvermögen verfügen, konnten sie 80 Millionen Jahre überleben, ehe der Mensch sie nahezu vernichtete Der bekannte Insektenneurobiologe Prof. Menzel rief dazu auf, Bienen als eine Art „Leitorganismus“ für Gifte in der Natur zu beobachten und zu achten, da sie uns anzeigen, welche Schäden der Mensch der Natur und damit dem Leben auf der Erde insgesamt verantwortungslos antut.
Ich werde deshalb am Beispiel der Bienen die Auswirkung des Breitbandherbizids Glyphosat und der Nervengifte aus der Gruppe der Neonicotinoide in meinem Vortrag erläutern.
1.35 Millionen Tonnen Glyphosat werden derzeit weltweit eingesetzt; über 5000 Tonnen davon in Deutschland in der Land- und Forstwirtschaft, von Verkehrsbetrieben und Landschaftsgärtnern. Glyphosat ist weltweit das am häufigsten (72%) verwendete Herbizid (bekannte Präparate sind Roundup und Ranger Pro). Mit der Vermarktung von Glyphosat- resistenten Pflanzen stiegen ab 1996 der Einsatz von Glyphosat und ebenso die Schäden in der Natur drastisch an, da nun das Herbizid über die gesamte Vegetationsperiode angewendet wird.
Auftretende Glyphosatresistenzen bei Pflanzen erhöhten den Einsatz nochmals. Seit Kurzem wurde den öffentlichen Medien und Zeitschriften offensichtlich vorgegeben, Glyphosat nur noch als „Unkrautvernichtungsmittel“ zu bezeichnen, was nicht nur verharmlosend sondern unverantwortlich ist. Glyphosat greift nicht nur in den Stoffwechsel von Pflanzen sondern auch von Bakterien, Pilzen, Protozoen und Algen ein. Durch die Veränderungen in intestinalen Mikrobiomem sind auch alle Tiere einschließlich des Menschen betroffen. Infolge der dadurch auftretenden Dysbiose wird die Barrierenstruktur der Darmschleimhaut geschädigt und die Immunabwehr zerstört. Die Folge davon sind Infektionen, Entzündungen, die nicht nur die Tiere sondern auch Pflanzen betreffen. Neuronale Beeinträchtigungen spiegeln sich in Trägheit und verringertem Lernvermögen wider. Tierexperimentelle Arbeiten weisen weiterhin auf ein karzinogenes Potential von Glyphosat hin. Eine umfassende Studie bestätigt außerdem, dass durch das Herbizid das Risiko von Menschen an Non-Hodgkin- Lymphoma zu erkranken um 41% erhöht ist. Hinzuweisen ist auch auf eine beunruhigende in diesem Jahr erschienene Arbeit, die Befunde aus Rattenexperimenten aufzeigt und belegt, dass Glyphosat durch eine „generationale Toxizität“ charakterisiert ist, die zu einem Anstieg an Tumorerkrankungen des Hodens, der Eierstöcke und der Brustdrüse sowie zur Entwicklung einer Adipositas in der 2. und 3. Generation führen, die keinen Kontakt mehr mit Glyphsat hatten. Die Autoren kommen zu der Schlussfolgerung, dass Glyphosat eine epigenetische transgenerationale Vererbung der Erkrankungen durch Methylierungen in nicht-kodierenden DNA-Abschnitten induziert. Diese Arbeit weckt Erinnerungen an das von der Firma Monsanto gelieferte Dioxin (DDT), das als „Agent Orange“ im Vietnam-Krieg 1965-1970 eingesetzt wurde Noch heute leidet die Bevölkerung an erhöhten Tumorraten, Missbildungen und Waldschäden. In Vietnam ist deshalb der Einsatz von Glyphosat vollständig verboten. Deutschland hat dagegen mit Hilfe einer „Notfallzulassung“ die Verwendung weiterer Präparate genehmigt.
1979 wurde auch die 1. Klasse von Neonicotinoiden bei der Firma Bayer hergestellt und ihre Eigenschaft als Nervengift erkannt, 10 Jahre später war das erste Präparat auf dem Markt. Heute entfallen etwa ¼ aller Pestizide auf Neonicotinoide. Sie binden an den nicotinischen Acetylcholinrrezeptoe von Neuronen und blockieren ihn. Bienen sterben unter diesen Bedingungen an Krämpfen innerhalb kurzer Zeit. Bei niedrigen Konzentrationen wird das Gedächtnis der Biene beeinträchtigt, wodurch sie den Stock zur Nahrungssuche nicht verlassen können. Dieser Effekt tritt auch bei dem als „nicht bienengefährlich“ deklarierten Präparat „Calypso“ auf. Die Bezeichnung ist folglich falsch; denn das Präparat tötet die Bienen, wie mehrfach bewiesen wurde. Darüber hinaus vernichten Neonicotinoide auch das Plankton in den Meeren, wodurch Fische und viele andere Meerestiere ausgestorben sind. Nicht vergessen sollte man, dass Neoticotinoide auch in vielen Haushalten oft unbewusst verwendet werden u. a. zur Bekämpfung von Ungeziefer oder als Halsbänder bei Katzen und Hunden. Auch für Neonicotinoide wurde in Deutschland unter Anwendung der „Notfallzulassung“ ein weiteres Präparat (Azitemiprid) im April 2019 zum Einsatz für den Zuckerrübenanbau freigegeben.
Neonicotinoide und Glyphosat tragen wesentlich zum Aussterben von Tier- und Pflanzenarten auf der Erde bei.
Umweltschäden sind darüber hinaus auch mit der Produktion von Pestiziden verbunden. Seit der Übernahme von Monsanto durch die Firma Bayer, hat sich der Ausstoß an Treibhausgasen um 50% (>5 Millionen Tonnen ) erhöht. Der Energieverbrauch ist um das 15-Fache angestiegen, wobei vorrangig Flüssigbrennstoffe, Heizöl und Diesel zur Energiegewinnung eingesetzt werden, (während die Energie aus Windkraftanlagen in Brandenburg ungenügend genutzt wird und der Verlust den Bürgern auf die Energiegebühren aufgeschlagen wird). Die Feinstaubfreisetzung stieg dadurch um das 15-Fache an. Die Staubemissionen nahmen sogar um das 40-Fache zu (2370 Tonnen), was auf die Gewinnung und Aufarbeitung von Rohstoffen zur Pestizidproduktion sowie für die mit Pestiziden gebeizten Saatgutherstellung zurückzuführen ist. Darüber hinaus verdoppelten sich die gesundheitsschädlichen Stickstoffemissionen (4360 Tonnen) und die Freisetzung von Kohlenmonoxid sogar um das 7-Fache. Als Klimaschutzmaßnahme ist diese Bilanz wohl nicht zu werten.
C.V. / Wissenschaftlicher Lebenslauf; Prof. Dr. sc. nat. Gisela Jacobasch (MLS)
Ausbildung
1954 Abitur an der Käthe-Kollwitz-Oberschule in Berlin, mathematisch- naturwissenschaftlicher Zweig.
1954-1960 Studium an der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin
1960 Postgraduelle Ausbildung zum Facharzt für Biochemie und Promotionsarbeit am Institut für Physiologische Chemie der Charité unter Leitung von Prof. S. M. Rapoport.
1964 Verteidigung der Promotionsarbeit an der Medizinischen Fakultät zum Thema: „Vergleichende Bestimmungen der NADH-Cytochrom-c-Reduktase In verschiedenen Organen und Tieren und der Einfluss des Hungers auf die Halterung des Enzyms“
1968 Facharztanerkennung und Lehrauftrag für die Hauptvorlesung Biochemie für Medizinstudenten.
1970 Verleihung des akademischen Grades Dr. sc. nat. der Biowissenschaftlichen Fakultät der Humboldtuniversität mit einer Arbeit zum Thema: „Regulation des glykolytischenStoffwechsels roter Blutzellen“ und facultas docendi.
Akademische Positionen
1960-1964 Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Physiologische Chemie der Charite
1965-1970 Oberarzt und Leitung einer Arbeitsgruppe.
1970-1974 Hochschuldozent für das Fach Biochemie.
1974-1992 Ordentlicher Professor für Biochemie und stellvertretender Institutsdirektor (1978-1979 kommissarischer Institutsdirektor).
1992-1993 Aufhebung des unbefristeten Arbeitsverhältnisses, „Prof. alten Rechts“, drastische Kürzung der Bezüge.
1993-1995 befristeter Arbeitsvertrag mit Vergütung nach C 3 auf Protest des Personalrates und internationaler Wissenschaftler.
1995-2000 Leitung der Abteilung „Präventiv-Medizinische Lebensmittelforschung“ am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke.
Wissenschaftliche Arbeiten
Beeinflussung des Stoffwechsels durch Magnesium- und Phosphatmangel.
Nachweis der Existenz eines 2,3-Bisphosphoglyzeratweges in Schafretikulozyten. Charakterisierung eines Enzyms der Atmungskette und dessen Beeinflussung im Hungerzustand. Reinigung und kinetische Charakterisierung von Kontrollenzymen der Glykolyse und des Pentosephosphatweges roter Blutzellen und von Malariaparasiten.
Aufklärung der Kontrollmechanismen der der Glykolyse.
Erarbeitung eines Testsystems zur Diagnostik von enzymopenisch bedingten hämolytischen Anämien, Schwerpunkte: Pyruvatkinase (PK) und Glukose-6-Phospatdehydrogenase (G6PD). Erfassung vieler Patienten in verschiedenen Ländern. Identifizierung der individuellen Stoffwechseldefekte sowie der energetischen und oxidativen Belastungsfähigkeit der roten Blutzellen mit Hilfe eines mathematischen Modells, das die Glykolyse, den Pentosephospatweg und den ATP-Verbrauch der Zellen einschloss.
Die Ergebnisse wurden zu individuellen Therapieempfehlungen genutzt.
Aufklärung von Mechanismen der intraerythrozytären Entwicklung von Malariaparasiten, Hemmung dieser Entwicklung durch photodynamische Methoden.
Tierexperimentelle Arbeiten zur Aufklärung der immunsuppressiven Wirkung des Malariapigmentes Hämozoin. Untersuchungen zur Wechselwirkung des intestinalen Mikrobioms mit dem Wirtsorganismus (Mensch, Ratte, Maus). Herstellung von hochwertigen resistenten Stärken. (RS3) als Präbiotikum.
Nachweis, dass bei einer Colitis der Butyrattransporter gehemmt und im Anfangsstadium einer Tumorentwicklung inaktiviert wird. Mittels der RS3-Zufuhr wurde die Hemmung aufgehoben, wodurch die Remissionszeiten bei Colitispatienten um Jahre verlängert werden konnten.
In vivo Studien mit Flavonoiden:
Nachweis präbiotischer und systemischer antiinflammatorischer, immunprotektiver und antikarzinogener Wirkungen.
Betreuung zahlreicher Diplomanden, Doktoranden und Forschungsstudenten.
240 Publikationen, 7 Patente, Bücher, Monographien und Buchbeiträge
Lehrtätigkeit
Vorlesungen für Studenten der Medizin, Stomatologie, Biologie und Biochemie; Durchführung von Biochemischen Praktika, Betreuung von Diplomanden, Doktoranden und Forschungsstudenten. Vorträge auf Fortbildungskursen.
Wissenschaftsorganisatorische Tätigkeiten
1974-1990 Mitglied der Medizinischen Fakultät, Vorsitzende der Kommission Forschung
1968-1971 Mitglied der Biowissenschaftlichen Fakultät, Mitglied des Wissenschaftlichen Rates der Humboldt-Universität.
1989-1994 Mitglied der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, Leitung der Promotionskommission für Naturwissenschaftler im Medizinischen Bereich.
1982-1990 Mitglied der Gruppe Biologie des Forschungsrates der DDR
1983-1990 Mitglied des Präsidiums der Gesellschaft für Experimentelle Medizin und des Koordinierungsrates der Medizinisch-Wissenschaftlichen-Gesellschaften.
1990-1992 Mitglied des Konzils der Humboldt-Universität, stellvertretender Vorsitzender der Zentralen Personal-Struktur-Kommission.
1993 Mitglied der SBK an der Universität Potsdam.
1968-1988 Mitorganisator internationaler und nationaler wissenschaftlicher Veranstaltungen einschließlich der Berliner Erythrocytensymposien.
ab 1992 Gutachtertätigkeit für nationale und internationale Zeitschriften, Einwerbung von Drittmitteln (DFG und Industrie)
Öffentlichkeitsarbeit: Mitglied des Professorenkollegiums des DDR-Fernsehens (Leitung Hans Jacobus)
Mitgliedschaften: Biochemische Gesellschaft, Gesellschaft für Humangenetik (bis1992), Leibnizsozietät seit 1992
Auszeichnungen: Rudolf Virchow Preis 1972
Studienaufenthalte: Moskau/Puschkino, Warschau, Bratislava, Prag, Rom im Rahmen wissenschaftlicher Zusammenarbeit.
Vortragstätigkeit:
Einladungen zu Vorträgen auf internationalen und nationalen Tagungen einschließlich der Leitung von Sektionen u. a auf FEBS-Tagungen, Kongressen der Hämatologie, Humangenetik, Malaria-und Krebsforschung. Einladung der Rockefeller-Stiftung zur Beratung aktueller Fragen der Malariabehandlung.
Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin lädt ein zu ihrer öffentlichen wissenschaftlichen Juni-Plenarsitzung zum Thema
Insektensterben –Ursachen und Folgen
Vortragende: Gisela Jacobasch (MLS)
Ort: 1055 Berlin, Rathaus Tiergarten, Mathilde-Jacob-Platz 1; BVV-Saal
Zeit: 13:30 Uhr bis 15:30
Abstract:
Das Thema ist hoch aktuell: denn in den letzten 30 Jahren hat sich ein umfangreiches Sterben von Tieren- und Pflanzenarten vollzogen wie nie zuvor. Es werden Ökosysteme auf der Erde zerstört, die die Grundlage unseres Lebens sind. 50% aller Tiere sind Insekten, die intelligentesten unter ihnen sind Bienen. Da sie über ein großes Anpassungsvermögen verfügen, konnten sie 80 Millionen Jahre überleben, ehe der Mensch sie nahezu vernichtete Der bekannte Insektenneurobiologe Prof. Menzel rief dazu auf, Bienen als eine Art „Leitorganismus“ für Gifte in der Natur zu beobachten und zu achten, da sie uns anzeigen, welche Schäden der Mensch der Natur und damit dem Leben auf der Erde insgesamt verantwortungslos antut.
Ich werde deshalb am Beispiel der Bienen die Auswirkung des Breitbandherbizids Glyphosat und der Nervengifte aus der Gruppe der Neonicotinoide in meinem Vortrag erläutern.
1.35 Millionen Tonnen Glyphosat werden derzeit weltweit eingesetzt; über 5000 Tonnen davon in Deutschland in der Land- und Forstwirtschaft, von Verkehrsbetrieben und Landschaftsgärtnern. Glyphosat ist weltweit das am häufigsten (72%) verwendete Herbizid (bekannte Präparate sind Roundup und Ranger Pro). Mit der Vermarktung von Glyphosat- resistenten Pflanzen stiegen ab 1996 der Einsatz von Glyphosat und ebenso die Schäden in der Natur drastisch an, da nun das Herbizid über die gesamte Vegetationsperiode angewendet wird.
Auftretende Glyphosatresistenzen bei Pflanzen erhöhten den Einsatz nochmals. Seit Kurzem wurde den öffentlichen Medien und Zeitschriften offensichtlich vorgegeben, Glyphosat nur noch als „Unkrautvernichtungsmittel“ zu bezeichnen, was nicht nur verharmlosend sondern unverantwortlich ist. Glyphosat greift nicht nur in den Stoffwechsel von Pflanzen sondern auch von Bakterien, Pilzen, Protozoen und Algen ein. Durch die Veränderungen in intestinalen Mikrobiomem sind auch alle Tiere einschließlich des Menschen betroffen. Infolge der dadurch auftretenden Dysbiose wird die Barrierenstruktur der Darmschleimhaut geschädigt und die Immunabwehr zerstört. Die Folge davon sind Infektionen, Entzündungen, die nicht nur die Tiere sondern auch Pflanzen betreffen. Neuronale Beeinträchtigungen spiegeln sich in Trägheit und verringertem Lernvermögen wider. Tierexperimentelle Arbeiten weisen weiterhin auf ein karzinogenes Potential von Glyphosat hin. Eine umfassende Studie bestätigt außerdem, dass durch das Herbizid das Risiko von Menschen an Non-Hodgkin- Lymphoma zu erkranken um 41% erhöht ist. Hinzuweisen ist auch auf eine beunruhigende in diesem Jahr erschienene Arbeit, die Befunde aus Rattenexperimenten aufzeigt und belegt, dass Glyphosat durch eine „generationale Toxizität“ charakterisiert ist, die zu einem Anstieg an Tumorerkrankungen des Hodens, der Eierstöcke und der Brustdrüse sowie zur Entwicklung einer Adipositas in der 2. und 3. Generation führen, die keinen Kontakt mehr mit Glyphsat hatten. Die Autoren kommen zu der Schlussfolgerung, dass Glyphosat eine epigenetische transgenerationale Vererbung der Erkrankungen durch Methylierungen in nicht-kodierenden DNA-Abschnitten induziert. Diese Arbeit weckt Erinnerungen an das von der Firma Monsanto gelieferte Dioxin (DDT), das als „Agent Orange“ im Vietnam-Krieg 1965-1970 eingesetzt wurde Noch heute leidet die Bevölkerung an erhöhten Tumorraten, Missbildungen und Waldschäden. In Vietnam ist deshalb der Einsatz von Glyphosat vollständig verboten. Deutschland hat dagegen mit Hilfe einer „Notfallzulassung“ die Verwendung weiterer Präparate genehmigt.
1979 wurde auch die 1. Klasse von Neonicotinoiden bei der Firma Bayer hergestellt und ihre Eigenschaft als Nervengift erkannt, 10 Jahre später war das erste Präparat auf dem Markt. Heute entfallen etwa ¼ aller Pestizide auf Neonicotinoide. Sie binden an den nicotinischen Acetylcholinrrezeptoe von Neuronen und blockieren ihn. Bienen sterben unter diesen Bedingungen an Krämpfen innerhalb kurzer Zeit. Bei niedrigen Konzentrationen wird das Gedächtnis der Biene beeinträchtigt, wodurch sie den Stock zur Nahrungssuche nicht verlassen können. Dieser Effekt tritt auch bei dem als „nicht bienengefährlich“ deklarierten Präparat „Calypso“ auf. Die Bezeichnung ist folglich falsch; denn das Präparat tötet die Bienen, wie mehrfach bewiesen wurde. Darüber hinaus vernichten Neonicotinoide auch das Plankton in den Meeren, wodurch Fische und viele andere Meerestiere ausgestorben sind. Nicht vergessen sollte man, dass Neoticotinoide auch in vielen Haushalten oft unbewusst verwendet werden u. a. zur Bekämpfung von Ungeziefer oder als Halsbänder bei Katzen und Hunden. Auch für Neonicotinoide wurde in Deutschland unter Anwendung der „Notfallzulassung“ ein weiteres Präparat (Azitemiprid) im April 2019 zum Einsatz für den Zuckerrübenanbau freigegeben.
Neonicotinoide und Glyphosat tragen wesentlich zum Aussterben von Tier- und Pflanzenarten auf der Erde bei.
Umweltschäden sind darüber hinaus auch mit der Produktion von Pestiziden verbunden. Seit der Übernahme von Monsanto durch die Firma Bayer, hat sich der Ausstoß an Treibhausgasen um 50% (>5 Millionen Tonnen ) erhöht. Der Energieverbrauch ist um das 15-Fache angestiegen, wobei vorrangig Flüssigbrennstoffe, Heizöl und Diesel zur Energiegewinnung eingesetzt werden, (während die Energie aus Windkraftanlagen in Brandenburg ungenügend genutzt wird und der Verlust den Bürgern auf die Energiegebühren aufgeschlagen wird). Die Feinstaubfreisetzung stieg dadurch um das 15-Fache an. Die Staubemissionen nahmen sogar um das 40-Fache zu (2370 Tonnen), was auf die Gewinnung und Aufarbeitung von Rohstoffen zur Pestizidproduktion sowie für die mit Pestiziden gebeizten Saatgutherstellung zurückzuführen ist. Darüber hinaus verdoppelten sich die gesundheitsschädlichen Stickstoffemissionen (4360 Tonnen) und die Freisetzung von Kohlenmonoxid sogar um das 7-Fache. Als Klimaschutzmaßnahme ist diese Bilanz wohl nicht zu werten.
C.V. / Wissenschaftlicher Lebenslauf; Prof. Dr. sc. nat. Gisela Jacobasch (MLS)
Ausbildung
1954 Abitur an der Käthe-Kollwitz-Oberschule in Berlin, mathematisch- naturwissenschaftlicher Zweig.
1954-1960 Studium an der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin
1960 Postgraduelle Ausbildung zum Facharzt für Biochemie und Promotionsarbeit am Institut für Physiologische Chemie der Charité unter Leitung von Prof. S. M. Rapoport.
1964 Verteidigung der Promotionsarbeit an der Medizinischen Fakultät zum Thema: „Vergleichende Bestimmungen der NADH-Cytochrom-c-Reduktase In verschiedenen Organen und Tieren und der Einfluss des Hungers auf die Halterung des Enzyms“
1968 Facharztanerkennung und Lehrauftrag für die Hauptvorlesung Biochemie für Medizinstudenten.
1970 Verleihung des akademischen Grades Dr. sc. nat. der Biowissenschaftlichen Fakultät der Humboldtuniversität mit einer Arbeit zum Thema: „Regulation des glykolytischen Stoffwechsels roter Blutzellen“ und facultas docendi.
Akademische Positionen
1960-1964 Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Physiologische Chemie der Charite
1965-1970 Oberarzt und Leitung einer Arbeitsgruppe.
1970-1974 Hochschuldozent für das Fach Biochemie.
1974-1992 Ordentlicher Professor für Biochemie und stellvertretender Institutsdirektor (1978-1979 kommissarischer Institutsdirektor).
1992-1993 Aufhebung des unbefristeten Arbeitsverhältnisses, „Prof. alten Rechts“, drastische Kürzung der Bezüge.
1993-1995 befristeter Arbeitsvertrag mit Vergütung nach C 3 auf Protest des Personalrates und internationaler Wissenschaftler.
1995-2000 Leitung der Abteilung „Präventiv-Medizinische Lebensmittelforschung“ am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke.
Wissenschaftliche Arbeiten
Beeinflussung des Stoffwechsels durch Magnesium- und Phosphatmangel.
Nachweis der Existenz eines 2,3-Bisphosphoglyzeratweges in Schafretikulozyten. Charakterisierung eines Enzyms der Atmungskette und dessen Beeinflussung im Hungerzustand. Reinigung und kinetische Charakterisierung von Kontrollenzymen der Glykolyse und des Pentosephosphatweges roter Blutzellen und von Malariaparasiten.
Aufklärung der Kontrollmechanismen der der Glykolyse.
Erarbeitung eines Testsystems zur Diagnostik von enzymopenisch bedingten hämolytischen Anämien, Schwerpunkte: Pyruvatkinase (PK) und Glukose-6-Phospatdehydrogenase (G6PD). Erfassung vieler Patienten in verschiedenen Ländern. Identifizierung der individuellen Stoffwechseldefekte sowie der energetischen und oxidativen Belastungsfähigkeit der roten Blutzellen mit Hilfe eines mathematischen Modells, das die Glykolyse, den Pentosephospatweg und den ATP-Verbrauch der Zellen einschloss.
Die Ergebnisse wurden zu individuellen Therapieempfehlungen genutzt.
Aufklärung von Mechanismen der intraerythrozytären Entwicklung von Malariaparasiten, Hemmung dieser Entwicklung durch photodynamische Methoden.
Tierexperimentelle Arbeiten zur Aufklärung der immunsuppressiven Wirkung des Malariapigmentes Hämozoin. Untersuchungen zur Wechselwirkung des intestinalen Mikrobioms mit dem Wirtsorganismus (Mensch, Ratte, Maus). Herstellung von hochwertigen resistenten Stärken. (RS3) als Präbiotikum.
Nachweis, dass bei einer Colitis der Butyrattransporter gehemmt und im Anfangsstadium einer Tumorentwicklung inaktiviert wird. Mittels der RS3-Zufuhr wurde die Hemmung aufgehoben, wodurch die Remissionszeiten bei Colitispatienten um Jahre verlängert werden konnten.
In vivo Studien mit Flavonoiden:
Nachweis präbiotischer und systemischer antiinflammatorischer, immunprotektiver und antikarzinogener Wirkungen.
Betreuung zahlreicher Diplomanden, Doktoranden und Forschungsstudenten.
240 Publikationen, 7 Patente, Bücher, Monographien und Buchbeiträge
Lehrtätigkeit
Vorlesungen für Studenten der Medizin, Stomatologie, Biologie und Biochemie; Durchführung von Biochemischen Praktika, Betreuung von Diplomanden, Doktoranden und Forschungsstudenten. Vorträge auf Fortbildungskursen.
Wissenschaftsorganisatorische Tätigkeiten
1974-1990 Mitglied der Medizinischen Fakultät, Vorsitzende der Kommission Forschung
1968-1971 Mitglied der Biowissenschaftlichen Fakultät, Mitglied des Wissenschaftlichen Rates der Humboldt-Universität.
1989-1994 Mitglied der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, Leitung der Promotionskommission für Naturwissenschaftler im Medizinischen Bereich.
1982-1990 Mitglied der Gruppe Biologie des Forschungsrates der DDR
1983-1990 Mitglied des Präsidiums der Gesellschaft für Experimentelle Medizin und des Koordinierungsrates der Medizinisch-Wissenschaftlichen-Gesellschaften.
1990-1992 Mitglied des Konzils der Humboldt-Universität, stellvertretender Vorsitzender der Zentralen Personal-Struktur-Kommission.
1993 Mitglied der SBK an der Universität Potsdam.
1968-1988 Mitorganisator internationaler und nationaler wissenschaftlicher Veranstaltungen einschließlich der Berliner Erythrocytensymposien.
ab 1992 Gutachtertätigkeit für nationale und internationale Zeitschriften, Einwerbung von Drittmitteln (DFG und Industrie)
Öffentlichkeitsarbeit: Mitglied des Professorenkollegiums des DDR-Fernsehens (Leitung Hans Jacobus)
Mitgliedschaften: Biochemische Gesellschaft, Gesellschaft für Humangenetik (bis1992), Leibnizsozietät seit 1992
Auszeichnungen: Rudolf Virchow Preis 1972
Studienaufenthalte: Moskau/Puschkino, Warschau, Bratislava, Prag, Rom im Rahmen wissenschaftlicher Zusammenarbeit.
Vortragstätigkeit:
Einladungen zu Vorträgen auf internationalen und nationalen Tagungen einschließlich der Leitung von Sektionen u. a auf FEBS-Tagungen, Kongressen der Hämatologie, Humangenetik, Malaria-und Krebsforschung. Einladung der Rockefeller-Stiftung zur Beratung aktueller Fragen der Malariabehandlung.
Details
Veranstaltungsort
Berlin, 10551 Google Karte anzeigen