April-Sitzung der Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften der Leibniz-Sozietät
11. April 2019 - 10:00 - 12:00
Die Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften der Leibniz-Sozietät veranstaltet ihre April-Klassensitzung als öffentliche wissenschaftliche Vortragsveranstaltung mit Diskussion zum Thema
„Bildnerisches Denken“ als Wissensform der Ökonomie?
C.V.: Prof. Groß ist Volkswirtschaftler und Philosoph sowie Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2017. Er lehrt Volkswirtschaftslehre an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg und ist dort insbesondere für das Modul „Kulturökonomik und Kulturbetrieb“ verantwortlich. Abstract:
Der wohl größere Teil der Volkswirte sieht in der Ökonomie eine positive Wissenschaft und folgt darin – ausdrücklich oder unreflektiert – der Methodologie Milton Friedmans, die sich immer wieder neu als überaus wirkmächtig erweist. Danach studieren Ökonomen wirtschaftliche Tatbestände und produzieren positives Wissen über die Funktionsweisen der Volkswirtschaft.
Doch sind damit die Tätigkeit der Ökonomen wie auch die epistemische Situation der Volkswirtschaftslehre adäquat erfasst? Zweifel daran sind allemal angebracht. So hat u.a. David Colander 1992 in einem Aufsatz für das Journal of Economic Perspectives den Verlust des SelbstVerständnisses von Ökonomie als Kunstfertigkeit beklagt.
Der Vortragende nimmt Colanders Anregung auf und stellt die Fragen nach der Art des ökonomischen Wissens, danach, wie es zustande kommt und in welchen Formen seiner Produktion und Reflexion es sich vollzieht, aus dem Blickwinkel einer „art of economics“. Dazu wird eine Brücke zur Kunst- und Künstlertheorie Paul Klees und Wassily Kandinskys geschlagen und danach gefragt, ob die Wissensform der Ökonomie dem „Bildnerischen Denken“ nicht recht nahe kommt. Schließlich erschöpft sich der Anspruch ökonomischen Wissens nicht in der positiven, abbildenden Beschreibung von offen zutage liegenden Gegebenheiten. Vielmehr möchte es verborgene Strukturen und Wirkungszusammenhänge im Feld des wirtschaftlichen Handelns überhaupt erst sichtbar machen und damit im Sinne eines Orientierungswissens nichts weniger als praktisch handlungsrelevant werden lassen. Mithin wird gerade hier „etwas sichtbar gemacht, was ohne das Bemühen des Sichtbarmachens nicht zu ersehen wäre.“ (Paul Klee)
Insgesamt möchte er aufzeigen, dass es, wenn wir Ökonomie als Wissenschaft und unser Tun als Wirtschaftswissenschaftler besser verstehen wollen, gute Gründe dafür gibt, der Idee eines komplementären Pluralismus von Wissenschaft, Kunst und Philosophie zu folgen und sie fruchtbar werden zu lassen
Die Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften der Leibniz-Sozietät veranstaltet ihre April-Klassensitzung als öffentliche wissenschaftliche Vortragsveranstaltung mit Diskussion zum Thema
„Bildnerisches Denken“ als Wissensform der Ökonomie?
Vortragender: Steffen Groß (MLS)
Ort: 1055 Berlin, Rathaus Tiergarten, Mathilde-Jacob-Platz 1; Raum 505
Zeit: 10:00 Uhr bis 12:00
C.V.:
Prof. Groß ist Volkswirtschaftler und Philosoph sowie Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2017. Er lehrt Volkswirtschaftslehre an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg und ist dort insbesondere für das Modul „Kulturökonomik und Kulturbetrieb“ verantwortlich.
Abstract:
Der wohl größere Teil der Volkswirte sieht in der Ökonomie eine positive Wissenschaft und folgt darin – ausdrücklich oder unreflektiert – der Methodologie Milton Friedmans, die sich immer wieder neu als überaus wirkmächtig erweist. Danach studieren Ökonomen wirtschaftliche Tatbestände und produzieren positives Wissen über die Funktionsweisen der Volkswirtschaft.
Doch sind damit die Tätigkeit der Ökonomen wie auch die epistemische Situation der Volkswirtschaftslehre adäquat erfasst? Zweifel daran sind allemal angebracht. So hat u.a. David Colander 1992 in einem Aufsatz für das Journal of Economic Perspectives den Verlust des SelbstVerständnisses von Ökonomie als Kunstfertigkeit beklagt.
Der Vortragende nimmt Colanders Anregung auf und stellt die Fragen nach der Art des ökonomischen Wissens, danach, wie es zustande kommt und in welchen Formen seiner Produktion und Reflexion es sich vollzieht, aus dem Blickwinkel einer „art of economics“. Dazu wird eine Brücke zur Kunst- und Künstlertheorie Paul Klees und Wassily Kandinskys geschlagen und danach gefragt, ob die Wissensform der Ökonomie dem „Bildnerischen Denken“ nicht recht nahe kommt. Schließlich erschöpft sich der Anspruch ökonomischen Wissens nicht in der positiven, abbildenden Beschreibung von offen zutage liegenden Gegebenheiten. Vielmehr möchte es verborgene Strukturen und Wirkungszusammenhänge im Feld des wirtschaftlichen Handelns überhaupt erst sichtbar machen und damit im Sinne eines Orientierungswissens nichts weniger als praktisch handlungsrelevant werden lassen. Mithin wird gerade hier „etwas sichtbar gemacht, was ohne das Bemühen des Sichtbarmachens nicht zu ersehen wäre.“ (Paul Klee)
Insgesamt möchte er aufzeigen, dass es, wenn wir Ökonomie als Wissenschaft und unser Tun als Wirtschaftswissenschaftler besser verstehen wollen, gute Gründe dafür gibt, der Idee eines komplementären Pluralismus von Wissenschaft, Kunst und Philosophie zu folgen und sie fruchtbar werden zu lassen
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Veranstaltungsort
Berlin, 10551 Google Karte anzeigen