April-Sitzung der Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften
9. April 2015 - 10:00 - 12:00
Die Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften veranstaltet ihre April Sitzung am 09.April 2015. Es wird der Folgende Vortrag gehalten und zur Diskussion gestellt.
Raj Kollmorgen (MLS): Nach der Moderne kommt die (Neo-)Moderne? Theoretisch-konzeptuelle und zeitdignostische Überlegungen zur modernen Gesellschaft
09. April, 10.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Balkonsaal
C.V.:
Prof. Kollmorgen ist Soziologe und Gesellschaftstheoretiker sowie Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2013. Nach dem Studium der Philosophie, der Gesellschaftswissenschaften und der Volkswirtschaftslehre wurde er 1999 in Soziologie promoviert. Die Habilitation erfolgte 2010.
Zwischen 1992 und 2013 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Assistent, Dozent und Professor an verschiedenen Einrichtungen u.a. in Halle, Berlin, Jena, Magdeburg, Toronto, Erfurt und Cluj-Napoca (Rumänien). Seit März 2013 hat er die Professur für Management sozialen Wandels an der HS Zittau/Görlitz inne und leitet da den Master-Studiengang „Management sozialen Wandels“. Hier geht es ihm vor allem um Theorie und Empirie sozialen Wandels, Sozialstruktur- und Ungleichheitsanalyse, Stadt- und Regionalforschung, politische Soziologie, Organisationssoziologie, Methoden empirischer Sozialforschung sowie Europäisierungs- und Globalisierungsforschung.
Seine Forschungsschwerpunkte sind Postsozialistische und sozial-ökologische Transformationen, Transformationen moderner Gesellschaften und Prozesse sozialen Wandels, politische Soziologie sozialer Ungleichheit, Europäisierungsprozesse sowie Sozial- und Gesellschaftstheorie.
Abstract:
Obgleich Theorien der modernen Gesellschaft auf eine lange Tradition zurückblicken können, sind sie nicht veraltet, sondern gehören auch heute zum Kanon soziologischer „Großtheorien“ und zeitdiagnostischer Deutungsversuche.
Dabei erlebte der soziologische Modernediskurs in den vergangenen dreißig Jahren elektrisierende Wenden. Während in den 1980er Jahren die These einer aufkommenden Postmoderne dominierte, erfuhren nach dem Epochenumbruch 1989 klassisch orientierte Modernisierungs- und Modernetheorien eine furiose Renaissance. Zugleich wurden Versuche gestartet, die tradierten Thesen und Modelle zeitdiagnostisch umzuarbeiten. Prominent waren und sind Konzeptionen der „reflexiven Modernisierung“ oder „Zweiten Moderne“, wie sie etwa von Anthony Giddens und Ulrich Beck seit den frühen 1990er Jahren elaboriert wurden. Die heutige Lage in der Debatte um moderne Gesellschaften ist unübersichtlich. Ansätze, die den (epochalen) Bruch zwischen „Erster“ und „Zweiter Moderne“ thematisieren, werden von Konzeptualisierungen kritisiert, die eher Kontinuitäten identifizieren. Kulturell ansetzende Modellierungen konkurrieren mit neomarxistischen oder institutionenfundierten Zugängen. Mindestens eine Orientierung teilen aber alle hegemonialen Modernetheorien der Gegenwart: Der „Westen“ ist ihnen Hort und aktueller Impulsgeber der Moderneentwicklung, wohingegen der „Osten“ und der „Süden“ als Peripherie oder Gegenprojekte fungieren.
Der Vortrag setzt an dieser Lagebestimmung an und unternimmt einerseits den Versuch, die Theorie moderner Gesellschaften in zeitdiagnostischer Absicht kritisch zu reformieren, wobei die Ideen dreier historischer Moderneformationen sowie der gegenwärtig wirkmächtigen Neomoderne im Zentrum stehen. Andererseits wird deren Kontur und Entwicklungslogik unter ausdrücklichem Einbezug von Gesellschaftsentwicklungen in der südlichen und vor allem östlichen (Semi-)Peripherie der Weltgesellschaft diskutiert. Auch die Gegenwartsmoderne und ihre Zukunft lässt sich nur als globale (Neo-)Moderne angemessen thematisieren und begreifen.
Die Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften veranstaltet ihre April Sitzung am 09.April 2015. Es wird der Folgende Vortrag gehalten und zur Diskussion gestellt.
Raj Kollmorgen (MLS):
Nach der Moderne kommt die (Neo-)Moderne? Theoretisch-konzeptuelle und zeitdignostische Überlegungen zur modernen Gesellschaft
09. April, 10.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Balkonsaal
C.V.:
Prof. Kollmorgen ist Soziologe und Gesellschaftstheoretiker sowie Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2013. Nach dem Studium der Philosophie, der Gesellschaftswissenschaften und der Volkswirtschaftslehre wurde er 1999 in Soziologie promoviert. Die Habilitation erfolgte 2010.
Zwischen 1992 und 2013 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Assistent, Dozent und Professor an verschiedenen Einrichtungen u.a. in Halle, Berlin, Jena, Magdeburg, Toronto, Erfurt und Cluj-Napoca (Rumänien). Seit März 2013 hat er die Professur für Management sozialen Wandels an der HS Zittau/Görlitz inne und leitet da den Master-Studiengang „Management sozialen Wandels“. Hier geht es ihm vor allem um Theorie und Empirie sozialen Wandels, Sozialstruktur- und Ungleichheitsanalyse, Stadt- und Regionalforschung, politische Soziologie, Organisationssoziologie, Methoden empirischer Sozialforschung sowie Europäisierungs- und Globalisierungsforschung.
Seine Forschungsschwerpunkte sind Postsozialistische und sozial-ökologische Transformationen, Transformationen moderner Gesellschaften und Prozesse sozialen Wandels, politische Soziologie sozialer Ungleichheit, Europäisierungsprozesse sowie Sozial- und Gesellschaftstheorie.
Abstract:
Obgleich Theorien der modernen Gesellschaft auf eine lange Tradition zurückblicken können, sind sie nicht veraltet, sondern gehören auch heute zum Kanon soziologischer „Großtheorien“ und zeitdiagnostischer Deutungsversuche.
Dabei erlebte der soziologische Modernediskurs in den vergangenen dreißig Jahren elektrisierende Wenden. Während in den 1980er Jahren die These einer aufkommenden Postmoderne dominierte, erfuhren nach dem Epochenumbruch 1989 klassisch orientierte Modernisierungs- und Modernetheorien eine furiose Renaissance. Zugleich wurden Versuche gestartet, die tradierten Thesen und Modelle zeitdiagnostisch umzuarbeiten. Prominent waren und sind Konzeptionen der „reflexiven Modernisierung“ oder „Zweiten Moderne“, wie sie etwa von Anthony Giddens und Ulrich Beck seit den frühen 1990er Jahren elaboriert wurden. Die heutige Lage in der Debatte um moderne Gesellschaften ist unübersichtlich. Ansätze, die den (epochalen) Bruch zwischen „Erster“ und „Zweiter Moderne“ thematisieren, werden von Konzeptualisierungen kritisiert, die eher Kontinuitäten identifizieren. Kulturell ansetzende Modellierungen konkurrieren mit neomarxistischen oder institutionenfundierten Zugängen. Mindestens eine Orientierung teilen aber alle hegemonialen Modernetheorien der Gegenwart: Der „Westen“ ist ihnen Hort und aktueller Impulsgeber der Moderneentwicklung, wohingegen der „Osten“ und der „Süden“ als Peripherie oder Gegenprojekte fungieren.
Der Vortrag setzt an dieser Lagebestimmung an und unternimmt einerseits den Versuch, die Theorie moderner Gesellschaften in zeitdiagnostischer Absicht kritisch zu reformieren, wobei die Ideen dreier historischer Moderneformationen sowie der gegenwärtig wirkmächtigen Neomoderne im Zentrum stehen. Andererseits wird deren Kontur und Entwicklungslogik unter ausdrücklichem Einbezug von Gesellschaftsentwicklungen in der südlichen und vor allem östlichen (Semi-)Peripherie der Weltgesellschaft diskutiert. Auch die Gegenwartsmoderne und ihre Zukunft lässt sich nur als globale (Neo-)Moderne angemessen thematisieren und begreifen.
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Veranstaltungsort
Berlin, 10551 Google Karte anzeigen