November-Sitzung der Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften
14. November 2019 - 10:00 - 12:00
Die Klasse Sozial- und Geistewissenschaften der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften lädt ein zu ihrer öffentlichen wissenschaftlichen November Sitzung. Die Sitzung steht unter dem Thema
Die interkulturelle Übertragung von Konzepten:
„Wandernde“ Erzählungen von der Amazonas- bis zur Andenregion.
Die Sitzung ist eine Kooperationsveranstaltung der Klasse “Sozial- und Geisteswissenschaften” und des Arbeitskreises “Mentale Repräsentationen”
Referentin:Kerstin Störl (MLS)
Abstract: Mündlich überlieferte Erzählungen, Mythen und Geschichten „wandern“ durch Raum und Zeit, wobei jeder Erzähler sie jedes Mal ein klein wenig verändert. Geschieht das im interkulturellen Kontext, ist es möglich, an den verschiedenen Versionen einer Erzählung die konzeptuellen Beiträge unterschiedlicher Kulturen abzulesen. Als Beispiel werden in diesem Vortrag Geschichten von Yakumama analysiert, urprünglich einer amazonischen Wassergöttin, die in der Form einer anthropomorphen Anaconda erscheint. Als diese Erzählungen ins Andengebiet gelangten, präsentiert sich Yakumama in völlig anderer Form: ihr Bild ist zersplittert, einzelne semantische Charakteristika sind auf verschiedene Konzepte verstreut. Sie ist in der andinen Sirene, in einer Frauen raubenden Schlange oder in der heiligen Schlange amaru zu erkennen, aber auch in einem fliegenden Kaiman, in den androgynen Seen, die Menschen verschlingen, im serpentinenartigen Fluss, im Blitz und in einem Sternbild. Eine semantisch-kulturwissenschaftliche Analyse deckt die Interrelationen zwischen den Konzepten von Yakumama auf und führt zu der Hypothese, dass diese ein semantisches System im Sinne der „Familienähnlichkeit“ nach Wittgenstein oder der chain categories nach Blank (2001: 37-38) bilden. Die Erzählungen aus der Amazonas- und Andenregion erhellen somit wichtige Aspekte der menschlichen Kognition.
Blank, Andreas (2001): Einführung in die lexikalische Semantik für Romanisten. Tübingen: Niemeyer
Störl, Kerstin (2016): Yakumama en los Andes. La recepción quechua de una figura mítica amazónica: análisis semánticocultural. In: Indiana 33: 177-198
Wittgenstein, Ludwig (1997): Werkausgabe, Band I : Tractatus logico-philosophicus. Tagebücher. Philosophische Untersuchungen. Berlin: Suhrkamp
C.V. :
Kerstin Störl ist Universitätsprofessorin für Romanische Sprach- und Landeswissenschaften am Institut für Romanistik der Universität Wien, Österreich. Sie lehrt, forscht und publiziert zur Linguistik, Romanistik, Lateinamerikanistik, Altamerikanistik sowie zur Kultur- und Kommunikationswissenschaft. Sie arbeitet an kognitiv-kontaktlinguistischen Fragestellungen, die sie am Beispiel des Sprachkontaktes Spanisch-Quechua analysiert. Dazu führt sie regelmäßig Feldforschungen in der Region Cuzco (Peru) durch und arbeitet interdisziplinär unter Berücksichtigung ausgewählter philosophischer und psychologischer Aspekte. Sie ist Initiatorin und Mitherausgeberin dreier Buchreihen beim Wissenschaftsverlag Peter Lang, Berlin: „Sprachen, Gesellschaften und Kulturen in Lateinamerika“, „Stil: Kreativität – Variation – Komparation“ und „Interactio: Language, Culture and Embodied Cognition“, letztere in Zusammenarbeit mit den MLS Rainer Zimmermann und Gerda Haßler. Kerstin Störl ist Mitglieder der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, hat dort die Funktion des Klassensekretars für Sozial- und Geisteswissenschaften inne und leitet den Arbeitskreis „Mentale Repräsentationen“.
Zeit: 10.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Berlin, Rathaus Tiergarten, Balkonsaal
Die Klasse Sozial- und Geistewissenschaften der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften lädt ein zu ihrer öffentlichen wissenschaftlichen November Sitzung. Die Sitzung steht unter dem Thema
Die interkulturelle Übertragung von Konzepten:
„Wandernde“ Erzählungen von der Amazonas- bis zur Andenregion.
Die Sitzung ist eine Kooperationsveranstaltung der Klasse “Sozial- und Geisteswissenschaften” und des Arbeitskreises “Mentale Repräsentationen”
Referentin: Kerstin Störl (MLS)
Abstract:
Mündlich überlieferte Erzählungen, Mythen und Geschichten „wandern“ durch Raum und Zeit, wobei jeder Erzähler sie jedes Mal ein klein wenig verändert. Geschieht das im interkulturellen Kontext, ist es möglich, an den verschiedenen Versionen einer Erzählung die konzeptuellen Beiträge unterschiedlicher Kulturen abzulesen. Als Beispiel werden in diesem Vortrag Geschichten von Yakumama analysiert, urprünglich einer amazonischen Wassergöttin, die in der Form einer anthropomorphen Anaconda erscheint. Als diese Erzählungen ins Andengebiet gelangten, präsentiert sich Yakumama in völlig anderer Form: ihr Bild ist zersplittert, einzelne semantische Charakteristika sind auf verschiedene Konzepte verstreut. Sie ist in der andinen Sirene, in einer Frauen raubenden Schlange oder in der heiligen Schlange amaru zu erkennen, aber auch in einem fliegenden Kaiman, in den androgynen Seen, die Menschen verschlingen, im serpentinenartigen Fluss, im Blitz und in einem Sternbild. Eine semantisch-kulturwissenschaftliche Analyse deckt die Interrelationen zwischen den Konzepten von Yakumama auf und führt zu der Hypothese, dass diese ein semantisches System im Sinne der „Familienähnlichkeit“ nach Wittgenstein oder der chain categories nach Blank (2001: 37-38) bilden. Die Erzählungen aus der Amazonas- und Andenregion erhellen somit wichtige Aspekte der menschlichen Kognition.
Blank, Andreas (2001): Einführung in die lexikalische Semantik für Romanisten. Tübingen: Niemeyer
Störl, Kerstin (2016): Yakumama en los Andes. La recepción quechua de una figura mítica amazónica: análisis semánticocultural. In: Indiana 33: 177-198
Wittgenstein, Ludwig (1997): Werkausgabe, Band I : Tractatus logico-philosophicus. Tagebücher. Philosophische Untersuchungen. Berlin: Suhrkamp
C.V. :
Kerstin Störl ist Universitätsprofessorin für Romanische Sprach- und Landeswissenschaften am Institut für Romanistik der Universität Wien, Österreich. Sie lehrt, forscht und publiziert zur Linguistik, Romanistik, Lateinamerikanistik, Altamerikanistik sowie zur Kultur- und Kommunikationswissenschaft. Sie arbeitet an kognitiv-kontaktlinguistischen Fragestellungen, die sie am Beispiel des Sprachkontaktes Spanisch-Quechua analysiert. Dazu führt sie regelmäßig Feldforschungen in der Region Cuzco (Peru) durch und arbeitet interdisziplinär unter Berücksichtigung ausgewählter philosophischer und psychologischer Aspekte. Sie ist Initiatorin und Mitherausgeberin dreier Buchreihen beim Wissenschaftsverlag Peter Lang, Berlin: „Sprachen, Gesellschaften und Kulturen in Lateinamerika“, „Stil: Kreativität – Variation – Komparation“ und „Interactio: Language, Culture and Embodied Cognition“, letztere in Zusammenarbeit mit den MLS Rainer Zimmermann und Gerda Haßler. Kerstin Störl ist Mitglieder der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, hat dort die Funktion des Klassensekretars für Sozial- und Geisteswissenschaften inne und leitet den Arbeitskreis „Mentale Repräsentationen“.
Zeit: 10.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Berlin, Rathaus Tiergarten, Balkonsaal
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Veranstaltungsort
Berlin, 10551 Google Karte anzeigen