Einladung zur Diskussionsveranstaltung des Arbeitskreises Gesellschaftsanalysen

Der Arbeitskreis „Gesellschaftsanalyse“ der Leibniz-Sozietät lädt im Rahmen seiner thematischen Reihe

„Zeitdiagnosen: Gesellschaften im Umbruch – Analysen und transformatorische Chancen“

zu einer weiteren Diskussionsveranstaltung ein:

Ingolfur Blühdorn: Unhaltbarkeit. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Berlin: edition suhrkamp 2024

Zeit: 25. 4. 2025 von 14.00 bis 17.00 / Ort: Rosa-Luxemburg-Stiftung, Straße der Pariser Kommune 8A / Raum 1.03.

„Wie eine Bombe“ könne das Buch in die Diskussion einschlagen, so Peter Wagner in einer Rezension. Sieht man von der problematischen Metapher ab, einen zentralen Punkt trifft der Rezensent. Blühdorn greift mit enormer Radikalität und argumentativer Wucht in die Debatten um Status und Entwicklung der Moderne ein. Kaum etwas wird verschont. Sein Memento gegen die „Wohlfühlliteratur“, dass nämlich jedem Hoffen auf bzw. Appell an Transformation zunächst die Analyse der gesellschaftlichen Realität vorausgehen müsse (was selten geschehe), ist im Arbeitskreis zu teilen: Um die Transformationsfrage weiter zu verfolgen, ist Zeitanalyse, Zeitdiagnose erforderlich und hier thematisches Programm.

Bei Blühdorn aber steht die Absage an jegliche – nachhaltige, ökoemanzipatorische – Transformation. Seine „dreifache Unhaltbarkeit“ gilt der krisenhaften neoliberalen Gesellschaft ebenso wie den gegen diese gerichteten kritischen Bewegungen und kritischer Wissenschaft. Sie alle gemeinsam werden zu Totengräbern; Transformationsfrage bzw. -perspektive verschwinden. Es geht auch nicht mehr um Reflexivwerden (Beck) bzw. Reparatur (Reckwitz) der Moderne, sondern die nächste Gesellschaft ist eine andere Moderne – jenseits von Liberalismus, Demokratie, bürgerschaftlicher Mündigkeit, universellen Menschenrechten, befreit auch von diesbezüglichen Ansprüchen. So verliere diese Gesellschaft ihre Schrecken: wenn Demokratie kein Anspruch mehr ist, dann gewöhnt man sich an Oligarchie und Autokratie.

Mit diesem gesellschaftheoretischen Zugriff werden viele der anregenden Analysen zu Umwelt, Demokratie, Digitalisierung, globalen Trends etc. zugleich irritierend. Denn die Träume und Illusionen alternativer Bewegungen wie kritischer Wissenschaft sind zerstörerisch – weil die Analyse längst eine andere Gesellschaft zeigt: spätmoderne Gesellschaften haben sich von Nachhaltigkeit etc. verabschiedet! Insofern sind diesbezügliche (u.a.) Ansprüche bloße Ideologie. Sticht diese Logik? – Das ist sicher eine der Fragen für die Diskussion, vielleicht sogar deren Achillesferse?

Dr. Frank Adler wird in diese Diskussion einführen. Eine einsteuernde Ausarbeitung von ihm wie ein Textauszug können auf Anfrage verschickt werden. Weitere thematische Stellungnahmen des Autors finden sich im Netz bzw. auf youTube.

Für Fragen bzw. die Anmeldung können sich Interessierte an Dr. Michael Thomas wenden: Thomas.Micha@t-online.de