Der Arbeitskreis „Prinzip Einfachheit“ lädt für den 20.November 2014 zu einer öffentlichen Sitzung ein, bei der der folgende Vortrag gehalten und zur Diskussion gestellt wird:
Charles Coutelle (MLS)
Die verführerische Illusion “einfacher” Konzepte
– Kritische Betrachtungen zum Prinzip Einfachheit an Hand von Beispielen aus Molekularbiologie und Medizin –
10.30-12.30 Uhr; Ort: Balkonsaal
C.V.:
Prof. Coutelle ist Humangenetiker und Gentherapieforscher. Er wurde 1989 als Korrespondierendes Mitglied der AdW der DDR gewählt und ist seit 1994 Mitglied der Leibniz-Sozietät.
Nach dem Medizinstudium in Jena und klinischer Tätigkeit an der Berliner Charité nahm er eine Facharztausbildung am Institut für Biochemie auf und habilitierte sich dort 1974 zum Dr. med. sc. Schon 1973 war er an das Zentralinstitut für Molekularbiologie der AdW der DDR in Berlin-Buch gewechselt, wo er bis 1991 die Abteilung Molekulare Humangenetik leitete. Hier arbeitete er an Problemen der Genexpression, der Kartierung des menschlichen Genoms und der DNA-Diagnostik. 1992 wurde er als Leiter der Cystic Fibrosis (CF) Gene Therapy Group an das St. Mary’s Hospital in London berufen und war mit zwei anderen britischen Gruppen an der ersten klinischen Gentherapie-Studie zur CF mit nicht-viralen Vektoren beteiligt. Danach wandte er sich mit seiner Gruppe mehr grundlegenden Fragen der Entwicklung der Gentherapie (Vektoren, Tiermodelle) zu und leitete auch mehrere Projekte zur Untersuchung der pränatalen Gentherapie mit dem Ziel, schweren früh-manifestierenden genetischen Erkrankungen vorzubeugen.
Seit 2008 ist er Prof. Emeritus für Gentherapie am National Heart and Lung Institute des Imperial College London (ICL) und widmet sich weiterhin den eben genannten Problemen.
Abstract: Einleitend erläutert der Autor sein Begriffsverständnis von „einfach“ und „Einfachheit“ als subjektive, kognitive Beschreibungen der objektiven Realität, und er schließt daraus, dass Einfachheit kein objektives „universelles Prinzip in Natur und Gesellschaft“ sein kann. „Vereinfachung“ ist eine notwendige Methode des Menschen, sich die objektive Realität zu erschließen und Wirkprinzipien zu erkennen. Durch Vereinfachung reduzieren wir die Ganzheit der objektiven Realität auf den Teil, den wir für den untersuchten Gegenstand oder Vorgang, entsprechend unserem subjektiven Vermögen, als das Wesentliche zu erkennen meinen. Wir vernachlässigen dabei bewusst die objektiven komplexen Zusammenhänge in neben-, über- und untergeordneten Ebenen. Diese Reduktion setzt der Gültigkeit des erkannten Wirkprinzips entsprechende Grenzen: Es ist nur in diesen Grenzen gültig und „einfach“.
Die Missdeutung einer durch Vereinfachung gewonnenen und durch sie begrenzten Erkenntnis als objektiv existierende Einfachheit der Natur (Illusion) kann zu erheblichen Fehlern sowohl hinsichtlich des daraus abgeleiteten Wirkprinzips als auch seiner Nutzung als Gestaltungsprinzip (Konzept) führen.
Diese Thesen werden nachfolgend an Hand der Entwicklung unserer Erkenntnisse über die Genexpression in Bakterien und Eukaryonten sowie an den Wegen und Irrwegen der Gentherapie beispielhaft vertieft.
Der Arbeitskreis „Prinzip Einfachheit“ lädt für den 20.November 2014 zu einer öffentlichen Sitzung ein, bei der der folgende Vortrag gehalten und zur Diskussion gestellt wird:
Charles Coutelle (MLS)
Die verführerische Illusion “einfacher” Konzepte
– Kritische Betrachtungen zum Prinzip Einfachheit an Hand von Beispielen aus Molekularbiologie und Medizin –
10.30-12.30 Uhr; Ort: Balkonsaal
C.V.:
Prof. Coutelle ist Humangenetiker und Gentherapieforscher. Er wurde 1989 als Korrespondierendes Mitglied der AdW der DDR gewählt und ist seit 1994 Mitglied der Leibniz-Sozietät.
Nach dem Medizinstudium in Jena und klinischer Tätigkeit an der Berliner Charité nahm er eine Facharztausbildung am Institut für Biochemie auf und habilitierte sich dort 1974 zum Dr. med. sc. Schon 1973 war er an das Zentralinstitut für Molekularbiologie der AdW der DDR in Berlin-Buch gewechselt, wo er bis 1991 die Abteilung Molekulare Humangenetik leitete. Hier arbeitete er an Problemen der Genexpression, der Kartierung des menschlichen Genoms und der DNA-Diagnostik. 1992 wurde er als Leiter der Cystic Fibrosis (CF) Gene Therapy Group an das St. Mary’s Hospital in London berufen und war mit zwei anderen britischen Gruppen an der ersten klinischen Gentherapie-Studie zur CF mit nicht-viralen Vektoren beteiligt. Danach wandte er sich mit seiner Gruppe mehr grundlegenden Fragen der Entwicklung der Gentherapie (Vektoren, Tiermodelle) zu und leitete auch mehrere Projekte zur Untersuchung der pränatalen Gentherapie mit dem Ziel, schweren früh-manifestierenden genetischen Erkrankungen vorzubeugen.
Seit 2008 ist er Prof. Emeritus für Gentherapie am National Heart and Lung Institute des Imperial College London (ICL) und widmet sich weiterhin den eben genannten Problemen.
Abstract:
Einleitend erläutert der Autor sein Begriffsverständnis von „einfach“ und „Einfachheit“ als subjektive, kognitive Beschreibungen der objektiven Realität, und er schließt daraus, dass Einfachheit kein objektives „universelles Prinzip in Natur und Gesellschaft“ sein kann. „Vereinfachung“ ist eine notwendige Methode des Menschen, sich die objektive Realität zu erschließen und Wirkprinzipien zu erkennen. Durch Vereinfachung reduzieren wir die Ganzheit der objektiven Realität auf den Teil, den wir für den untersuchten Gegenstand oder Vorgang, entsprechend unserem subjektiven Vermögen, als das Wesentliche zu erkennen meinen. Wir vernachlässigen dabei bewusst die objektiven komplexen Zusammenhänge in neben-, über- und untergeordneten Ebenen. Diese Reduktion setzt der Gültigkeit des erkannten Wirkprinzips entsprechende Grenzen: Es ist nur in diesen Grenzen gültig und „einfach“.
Die Missdeutung einer durch Vereinfachung gewonnenen und durch sie begrenzten Erkenntnis als objektiv existierende Einfachheit der Natur (Illusion) kann zu erheblichen Fehlern sowohl hinsichtlich des daraus abgeleiteten Wirkprinzips als auch seiner Nutzung als Gestaltungsprinzip (Konzept) führen.
Diese Thesen werden nachfolgend an Hand der Entwicklung unserer Erkenntnisse über die Genexpression in Bakterien und Eukaryonten sowie an den Wegen und Irrwegen der Gentherapie beispielhaft vertieft.
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Veranstaltungsort
Berlin, 10551 Google Karte anzeigen