September-Sitzung der Klasse Naturwissenschaften und Technikwissenschaften
26. September 2019 - 13:30 - 17:00
Die Klasse Naturwissenschaften und Technikwissenschaften führt ihre öffentliche wissenschaftliche September-Sitzung als
Ehrenkolloquium für Lothar Kolditz zum Thema
Fluorchemie
Programm
Rainer E. Zimmermann Eröffnung
Lewin Krella Solo-Interpretationen für Cello: Maurice Ravel (Pièce en forme de Habanera) und Johann Sebastian Bach (Gambensonate in D-Dur, 1. Adagio, 2. Allegro)
Lutz-Günther Fleischer Laudatio
Lewin Krella Solo-Interpretation für Cello: Johann Sebastian Bach (Gambensonate in D-Dur, 3. Andante, 4. Allegro)
Adalbert Feltz Erinnerungen an kreatives Schaffen im Arbeitskreis Lothar Kolditz vor mehr als 60 Jahren und an sein Fortwirken
C.V.:
Nach dem Chemie-Studium 1952-57 an der Humboldt-Universität, der Promotion 1960 an der TH Leuna-Merseburg und der Habilitation 1965 im Rahmen einer Tätigkeit als Oberassistent an der Friedrich-Schiller-Universität Jena wurde er dort 1969 zum ordentlichen Professor für anorganische Chemie berufen. Danach baute er an der Sektion Chemie eine festkörperchemische Forschungsrichtung mit starkem Anwendungsbezug (Kooperation mit Industrieunternehmen der DDR) über elektronenleitende und infrarotdurchlässige Gläser auf. Ab 1980 ging es auch um ionenleitende Gläser, Batteriekonzepte und keramische Systeme, z.B. Thermistoren, sowie um Aufbereitungsprozesse keramischer Rohstoffe. In der Chemischen Gesellschaft der DDR leitete er 1982-90 die AG Festkörperchemie.
Ab 1992 war er leitender Mitarbeiter in der Produkt- und Verfahrensentwicklung von Thermistoren, Vielschichtkondensatoren, Vielschicht-Piezokeramiken für Aktuatoren in der Automobiltechnik, Mikrowellenkeramiken für Resonatoren und Hochfrequenzfilter sowie in der Verbesserung der Performance von Kaltleiter-Bauelementen und Varistoren im Werk Siemens-Matsushita in Deutschlandsberg (Österreich), das ab 1997 EPCOS-EPC, jetzt TDK Electronics heißt. 1995 berief ihn die Montan-Universität Leoben zum Honorarprofessor für Elektrokeramik. Nach dem Eintritt in den Ruhestand 1999 nahm er noch bis 2013 Aufgaben im Werk TDK Electronics wahr.
Aus seiner Feder stammen 200 Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften sowie Schriften zu Zeitereignissen auf der Webseite bei Google „Fakten erkennen und anerkennen“. Abstract:
Mit zur ersten Diplomanden-Generation gehörend und damit einbezogen in die Erschließung einer Gruppe neuer anorganischer Verbindungen, die das Phänomen einer Strukturisomerie zwischen Kovalenz und Ionenbindung zeigten, geht der Vortragende eingangs auf einige wesentliche Forschungsergebnisse und ihre prägende Wirkung aus jener Schaffensperiode des Jubilars ein.
Jahrzehnte später vermittelte das Konzept der Bindungsisomerie ein tieferes Verständnis für die Wechselbeziehung zwischen neutralen Defektzentren mit ungepaarten Elektronen, wie sie im Ergebnis einer homolytischen Bindungsspaltung in kondensierten Systemen, z B. in typischen Halbleitern insbesondere im amorphen Zustand auftreten, sowie in paarweise geladenen Defektzentren mit jeweils einer positiven und negativen Ladung, die in Festkörpern mit freien Elektronenpaaren dominieren.
Dirk-Henning Menz Berliner Fluorchemie – die Wiege für Produktsicherheit von Perfluorcarbonen
C.V.: Dr. Menz arbeitete nach seinem Chemiestudium an der Humboldt-Universität zu Berlin im Arbeitskreis Kolditz zunächst als wissenschaftlicher Assistent an der Universität, bevor er seinem Doktorvater an das Zentralinstitut für Anorganische Chemie in Berlin Adlershof folgte. Nach seiner Promotion 1984 leitete er dort von 1986 -1991 die Arbeitsgruppe Festkörperchemie. Infolge der Auflösung des Akademieinstituts übernahm er 1992 die Geschäftsführung der neu gegründeten Pharmpur GmbH in Augsburg, die er bis heute innehat. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Pharmpur GmbH zum weltweit agierenden Medizinprodukte- und Arzneimittelhersteller und zum Marktführer für die Herstellung von Endotamponaden, die als flüssige Werkzeuge in der Augenchirurgie unverzichtbar geworden sind. Abstract: Die Verwendung von Perfluorcarbonen bei Manipulationen an der Netzhaut hat die Augenchirurgie in den 1990er Jahren regelrecht revolutioniert. Basierend auf Arbeiten der Berliner Fluorchemie zu Blutersatzstoffen wurden Verfahren zur Hochreinigung und Überwachung der Qualität von Perfluorcarbonen entwickelt, die eine echte Erfolgsgeschichte in der Augenheilkunde ermöglichte. Alarmierende Berichte über schwere Nebenwirkungen trübten das Bild in den letzten Jahren und führten zu großer Verunsicherung.
Die nach wie vor brandaktuelle Bedeutung des wissenschaftlichen Wirkens des Jubilars wird dargestellt an Beispielen der Aufklärung der berichteten Vorfälle durch chemische und mikrobiologische Verfahren. Die Besonderheiten der vollfluorierten Produkte müssen insbesondere bei der Probenvorbereitung berücksichtigt werden, wie erstmals dazu durchgeführte Ringversuche zeigten. Der Schlüssel für die Produktsicherheit liegt in der akribischen Abtrennung toxischer Verunreinigungen, die bei der Herstellung entstehen oder eingetragen werden können, sowie in der Überwachung der Produktion mit hochsensitiven und validen Analysenmethoden.
Die Klasse Naturwissenschaften und Technikwissenschaften führt ihre öffentliche wissenschaftliche September-Sitzung als
Ehrenkolloquium für Lothar Kolditz zum Thema
Fluorchemie
Programm
Rainer E. Zimmermann
Eröffnung
Lewin Krella
Solo-Interpretationen für Cello:
Maurice Ravel (Pièce en forme de Habanera) und Johann Sebastian Bach (Gambensonate in D-Dur, 1. Adagio, 2. Allegro)
Lutz-Günther Fleischer
Laudatio
Lewin Krella
Solo-Interpretation für Cello:
Johann Sebastian Bach (Gambensonate in D-Dur, 3. Andante, 4. Allegro)
Adalbert Feltz
Erinnerungen an kreatives Schaffen im Arbeitskreis Lothar Kolditz vor mehr als 60 Jahren und an sein Fortwirken
C.V.:
Nach dem Chemie-Studium 1952-57 an der Humboldt-Universität, der Promotion 1960 an der TH Leuna-Merseburg und der Habilitation 1965 im Rahmen einer Tätigkeit als Oberassistent an der Friedrich-Schiller-Universität Jena wurde er dort 1969 zum ordentlichen Professor für anorganische Chemie berufen. Danach baute er an der Sektion Chemie eine festkörperchemische Forschungsrichtung mit starkem Anwendungsbezug (Kooperation mit Industrieunternehmen der DDR) über elektronenleitende und infrarotdurchlässige Gläser auf. Ab 1980 ging es auch um ionenleitende Gläser, Batteriekonzepte und keramische Systeme, z.B. Thermistoren, sowie um Aufbereitungsprozesse keramischer Rohstoffe. In der Chemischen Gesellschaft der DDR leitete er 1982-90 die AG Festkörperchemie.
Ab 1992 war er leitender Mitarbeiter in der Produkt- und Verfahrensentwicklung von Thermistoren, Vielschichtkondensatoren, Vielschicht-Piezokeramiken für Aktuatoren in der Automobiltechnik, Mikrowellenkeramiken für Resonatoren und Hochfrequenzfilter sowie in der Verbesserung der Performance von Kaltleiter-Bauelementen und Varistoren im Werk Siemens-Matsushita in Deutschlandsberg (Österreich), das ab 1997 EPCOS-EPC, jetzt TDK Electronics heißt. 1995 berief ihn die Montan-Universität Leoben zum Honorarprofessor für Elektrokeramik. Nach dem Eintritt in den Ruhestand 1999 nahm er noch bis 2013 Aufgaben im Werk TDK Electronics wahr.
Aus seiner Feder stammen 200 Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften sowie Schriften zu Zeitereignissen auf der Webseite bei Google „Fakten erkennen und anerkennen“.
Abstract:
Mit zur ersten Diplomanden-Generation gehörend und damit einbezogen in die Erschließung einer Gruppe neuer anorganischer Verbindungen, die das Phänomen einer Strukturisomerie zwischen Kovalenz und Ionenbindung zeigten, geht der Vortragende eingangs auf einige wesentliche Forschungsergebnisse und ihre prägende Wirkung aus jener Schaffensperiode des Jubilars ein.
Jahrzehnte später vermittelte das Konzept der Bindungsisomerie ein tieferes Verständnis für die Wechselbeziehung zwischen neutralen Defektzentren mit ungepaarten Elektronen, wie sie im Ergebnis einer homolytischen Bindungsspaltung in kondensierten Systemen, z B. in typischen Halbleitern insbesondere im amorphen Zustand auftreten, sowie in paarweise geladenen Defektzentren mit jeweils einer positiven und negativen Ladung, die in Festkörpern mit freien Elektronenpaaren dominieren.
Dirk-Henning Menz
Berliner Fluorchemie – die Wiege für Produktsicherheit von Perfluorcarbonen
C.V.:
Dr. Menz arbeitete nach seinem Chemiestudium an der Humboldt-Universität zu Berlin im Arbeitskreis Kolditz zunächst als wissenschaftlicher Assistent an der Universität, bevor er seinem Doktorvater an das Zentralinstitut für Anorganische Chemie in Berlin Adlershof folgte. Nach seiner Promotion 1984 leitete er dort von 1986 -1991 die Arbeitsgruppe Festkörperchemie. Infolge der Auflösung des Akademieinstituts übernahm er 1992 die Geschäftsführung der neu gegründeten Pharmpur GmbH in Augsburg, die er bis heute innehat. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Pharmpur GmbH zum weltweit agierenden Medizinprodukte- und Arzneimittelhersteller und zum Marktführer für die Herstellung von Endotamponaden, die als flüssige Werkzeuge in der Augenchirurgie unverzichtbar geworden sind.
Abstract:
Die Verwendung von Perfluorcarbonen bei Manipulationen an der Netzhaut hat die Augenchirurgie in den 1990er Jahren regelrecht revolutioniert. Basierend auf Arbeiten der Berliner Fluorchemie zu Blutersatzstoffen wurden Verfahren zur Hochreinigung und Überwachung der Qualität von Perfluorcarbonen entwickelt, die eine echte Erfolgsgeschichte in der Augenheilkunde ermöglichte. Alarmierende Berichte über schwere Nebenwirkungen trübten das Bild in den letzten Jahren und führten zu großer Verunsicherung.
Die nach wie vor brandaktuelle Bedeutung des wissenschaftlichen Wirkens des Jubilars wird dargestellt an Beispielen der Aufklärung der berichteten Vorfälle durch chemische und mikrobiologische Verfahren. Die Besonderheiten der vollfluorierten Produkte müssen insbesondere bei der Probenvorbereitung berücksichtigt werden, wie erstmals dazu durchgeführte Ringversuche zeigten. Der Schlüssel für die Produktsicherheit liegt in der akribischen Abtrennung toxischer Verunreinigungen, die bei der Herstellung entstehen oder eingetragen werden können, sowie in der Überwachung der Produktion mit hochsensitiven und validen Analysenmethoden.
Zeit: 13.30 bis 17.00 Uhr
Ort: BVV-Saal
Details
Veranstaltungsort
Berlin, 10551 Google Karte anzeigen