Im Rahmen der Veranstaltung wird der Wiener-Schmidt-Preis der GfK an Erdmute Sommerfeld (MLS) und Werner Krause (MLS) verliehen.
Programm:
Begrüßung: Gerda Haßler (Präsidentin der LS), Hanspeter Loewen (GfK)
Festvortrag 1: Hermann Michael Schmidt (Versmold): “Wilhelm Dilthey – Motivator von Hermann Schmidt”
Festvortrag 2: Siegfried Piotrowski (Präsident der GfK): “Norbert Wiener und die heutige Gesellschaft für Kybernetik”
Ehrungen mit dem Wiener-Schmidt-Preis der GfK: – Laudatio: Gerhard Pfaff (MLS) – Dankesworte der Geehrten
Vortrag 1:
Hermann Michael Schmidt (Versmold)
Wilhelm Dilthey – Motivator von Hermann Schmidt
Abstract:
Die Kybernetik, angetreten als fächerübergreifende Theorie von Steuerung und Regelung (N. Wiener, W. Ross Aschby, G. Klaus, H. Schmidt) vertritt im Grunde zwei ganz verschiedene Anliegen. Auf der einen Seite will die Kybernetik Universalwissenschaft werden mit der Kraft, in die Einzelfächer hineinzuwirken und dort neue nützliche Verbindungen zu stiften. Man muss wohl sagen, dieser Anspruch hat sich kaum erfüllt. Auf der anderen Seite haben Kybernetiker versucht, die Beziehung zwischen dem Menschen und der (ja von ihm geschaffenen) Technik philosophisch neu zu deuten, der Technik einen Wert für das Selbstbild des Menschen zu geben. Diesen zweiten Anspruch macht die „Allgemeine Regelkreislehre“ von Hermann Schmidt.
Die Schriften von Hermann Schmidt enthalten knappe Hinweise auf die Klassiker, auf Kant, Herder, Schleiermacher und Hegel. Was Schmidt aber versäumt, so die Behauptung hier, ist, dass er sich viel ausführlicher auf die deutschen Klassiker als seine Vordenker über teleologische Kausalität hätte einlassen können.
Der Vortrag soll zeigen, dass die Lehre von Hermann Schmidt deutliche Gemeinsamkeiten mit der Lebensphilosophie von Wilhelm Dilthey hat, den die Schriften von Schmidt nicht einmal erwähnen. Tatsächlich hatte Herman Schmidt als Student in Göttingen über Dilthey´s Philosophie viel gehört in der Vorlesung von Georg Misch, des Dilthey-Herausgebers, der dann 1923 Schmidt im Nebenfach Philosophie auch geprüft hat. In Band VII von Dilthey Ges. Schriften heißt es etwa, recht nah bei den Begriffen von Hermann Schmidt: „Die Geschichte zeigt, wie die Wissenschaften, die sich auf den Menschen beziehen, in einer beständigen Annäherung an das fernere Ziel einer Besinnung des Menschen über sich selbst begriffen sind“.
Wilhelm Dilthey (1833 – 1911) ist absolut kein Philosoph der modernen Technik. Im Gegenteil, er sieht im Techniker des Alltags ausdrücklich den Mann des bloßen Spezialwissens nah bei Hermann Schmidt. Die Lehre von Schmidt macht allerdings das Technisieren – die moderne Technik wird durch Automaten repräsentiert – zum Hauptmerkmal der Spezies Mensch.
Vita:
Hermann Michael Schmidt studierte von 1963 bis 1969 Physik an der TU Berlin und an der Universität Göttingen (Abschluss: Diplom). 1974 promovierte in theoretischer Physik in Göttingen. In den folgenden Jahren war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Quantenchemie der TU Berlin. Von 1986 bis 1988 war er für die Hellenic Science Foundation in Athen tätig. Es folgten Tätigkeiten an der Universität Stuttgart sowie Gastaufenthalte in Torun (Polen) und in Aarhus (Dänemark). Von 2001 bis 2010 war Hermann Michael Schmidt Lehrkraft für Mathematik und Physik an der Volkshochschule in Beckum/Westfalen. Ein Schwerpunkt seiner Veröffentlichungen war das Thema „Partitionen in der Störungstheorie von n-Elektronen-Wellenfunktionen“. In zahlreichen Vorträgen hat er über die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Tätigkeit berichtet.
Vortrag 2:
Siegfried Piotrowski (GfK)
Norbert Wiener und die heutige Gesellschaft für Kybernetik
Abstract:
Der kleine Beitrag anlässlich der Vergabe des Wiener-Schmidt-Preises an zwei ausgewiesene Kybernetiker der Leibniz Sozietät der Wissenschaften zu Berlin ist hauptsächlich auf die Zusammenfassung von Zitaten aus dem Jahr 1994 anlässlich der 100sten Geburtstage von Norbert Wiener und Hermann Schmidt ausgerichtet. Er beinhaltet aber darüber hinaus auch weiterführende Informationen zum Leben Norbert Wieners.
Mit der Kybernetik Wieners und Schmidts eng verbunden ist die Gesellschaft für Kybernetik, auf deren Entstehungsgeschichte und Auslegung der kybernetischen Arbeitsgebiete im zweiten Teil des Vortrags eingegangen wird.
Vita:
Siegfried Piotrowski studierte Bautechnik und war anschließend Management- und Marketingberater, selbständiger Unternehmer und Dozent in der Erwachsenenbildung. Er ist Honorarprofessor für Produkt- und Produktionsmanagement, einschließlich Marketing an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften der Lucian-Blaga-Universität Hermannstadt, Rumänien (Universitatea “Lucian Blaga” din Sibiu). Seine Arbeitsschwerpunkte sind Bildungs-, Kommunikations- und Organisationskybernetik, Bildungstechnologie sowie Mediologie und Eurologie. Siegfried Piotrowski ist Präsident der (Deutschen) Gesellschaft für Kybernetik e. V. (GfK).
Plenum der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V. (LS) in Kooperation mit der Gesellschaft für Kybernetik (GfK)
13:30–15:30 Uhr, Rathaus Friedrichshagen, Historischer Ratssaal, Bölschestr. 87, 12587 Berlin
Die Sitzung findet als Hybrid-Veranstaltung (Präsenz und Zoom) statt.
Der Zoom-Link ist der folgende:
https://tu-darmstadt.zoom-x.de/j/61217206307?pwd=ibCrKPt2G2t0r2FoooxDtt5OkCqazy.1
Meeting-ID: 612 1720 6307
Im Rahmen der Veranstaltung wird der Wiener-Schmidt-Preis der GfK an Erdmute Sommerfeld (MLS) und Werner Krause (MLS) verliehen.
Programm:
Vortrag 1:
Hermann Michael Schmidt (Versmold)
Wilhelm Dilthey – Motivator von Hermann Schmidt
Abstract:
Die Kybernetik, angetreten als fächerübergreifende Theorie von Steuerung und Regelung (N. Wiener, W. Ross Aschby, G. Klaus, H. Schmidt) vertritt im Grunde zwei ganz verschiedene Anliegen. Auf der einen Seite will die Kybernetik Universalwissenschaft werden mit der Kraft, in die Einzelfächer hineinzuwirken und dort neue nützliche Verbindungen zu stiften. Man muss wohl sagen, dieser Anspruch hat sich kaum erfüllt. Auf der anderen Seite haben Kybernetiker versucht, die Beziehung zwischen dem Menschen und der (ja von ihm geschaffenen) Technik philosophisch neu zu deuten, der Technik einen Wert für das Selbstbild des Menschen zu geben. Diesen zweiten Anspruch macht die „Allgemeine Regelkreislehre“ von Hermann Schmidt.
Die Schriften von Hermann Schmidt enthalten knappe Hinweise auf die Klassiker, auf Kant, Herder, Schleiermacher und Hegel. Was Schmidt aber versäumt, so die Behauptung hier, ist, dass er sich viel ausführlicher auf die deutschen Klassiker als seine Vordenker über teleologische Kausalität hätte einlassen können.
Der Vortrag soll zeigen, dass die Lehre von Hermann Schmidt deutliche Gemeinsamkeiten mit der Lebensphilosophie von Wilhelm Dilthey hat, den die Schriften von Schmidt nicht einmal erwähnen. Tatsächlich hatte Herman Schmidt als Student in Göttingen über Dilthey´s Philosophie viel gehört in der Vorlesung von Georg Misch, des Dilthey-Herausgebers, der dann 1923 Schmidt im Nebenfach Philosophie auch geprüft hat. In Band VII von Dilthey Ges. Schriften heißt es etwa, recht nah bei den Begriffen von Hermann Schmidt: „Die Geschichte zeigt, wie die Wissenschaften, die sich auf den Menschen beziehen, in einer beständigen Annäherung an das fernere Ziel einer Besinnung des Menschen über sich selbst begriffen sind“.
Wilhelm Dilthey (1833 – 1911) ist absolut kein Philosoph der modernen Technik. Im Gegenteil, er sieht im Techniker des Alltags ausdrücklich den Mann des bloßen Spezialwissens nah bei Hermann Schmidt. Die Lehre von Schmidt macht allerdings das Technisieren – die moderne Technik wird durch Automaten repräsentiert – zum Hauptmerkmal der Spezies Mensch.
Vita:
Hermann Michael Schmidt studierte von 1963 bis 1969 Physik an der TU Berlin und an der Universität Göttingen (Abschluss: Diplom). 1974 promovierte in theoretischer Physik in Göttingen. In den folgenden Jahren war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Quantenchemie der TU Berlin. Von 1986 bis 1988 war er für die Hellenic Science Foundation in Athen tätig. Es folgten Tätigkeiten an der Universität Stuttgart sowie Gastaufenthalte in Torun (Polen) und in Aarhus (Dänemark). Von 2001 bis 2010 war Hermann Michael Schmidt Lehrkraft für Mathematik und Physik an der Volkshochschule in Beckum/Westfalen. Ein Schwerpunkt seiner Veröffentlichungen war das Thema „Partitionen in der Störungstheorie von n-Elektronen-Wellenfunktionen“. In zahlreichen Vorträgen hat er über die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Tätigkeit berichtet.
Vortrag 2:
Siegfried Piotrowski (GfK)
Norbert Wiener und die heutige Gesellschaft für Kybernetik
Abstract:
Der kleine Beitrag anlässlich der Vergabe des Wiener-Schmidt-Preises an zwei ausgewiesene Kybernetiker der Leibniz Sozietät der Wissenschaften zu Berlin ist hauptsächlich auf die Zusammenfassung von Zitaten aus dem Jahr 1994 anlässlich der 100sten Geburtstage von Norbert Wiener und Hermann Schmidt ausgerichtet. Er beinhaltet aber darüber hinaus auch weiterführende Informationen zum Leben Norbert Wieners.
Mit der Kybernetik Wieners und Schmidts eng verbunden ist die Gesellschaft für Kybernetik, auf deren Entstehungsgeschichte und Auslegung der kybernetischen Arbeitsgebiete im zweiten Teil des Vortrags eingegangen wird.
Vita:
Siegfried Piotrowski studierte Bautechnik und war anschließend Management- und Marketingberater, selbständiger Unternehmer und Dozent in der Erwachsenenbildung. Er ist Honorarprofessor für Produkt- und Produktionsmanagement, einschließlich Marketing an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften der Lucian-Blaga-Universität Hermannstadt, Rumänien (Universitatea “Lucian Blaga” din Sibiu). Seine Arbeitsschwerpunkte sind Bildungs-, Kommunikations- und Organisationskybernetik, Bildungstechnologie sowie Mediologie und Eurologie. Siegfried Piotrowski ist Präsident der (Deutschen) Gesellschaft für Kybernetik e. V. (GfK).
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