Vor dem Vortrag findet die Übergabe der Daniel-Ernst-Jablonski-Medaille an Kollegen Reinhard Greiling statt.
Vortrag von Dr. Hartwin Spenkuch
Besinnung auf Preußen – Warnung vor Preußen.
Bundesdeutsche Debatten über Erbe und aktuelle Bedeutung eines umstrittenen Staates
Abstract:
In der unmittelbaren Nachkriegszeit galt Preußen bei den Alliierten und auch Friedrich Meinecke als Nährboden für den Nationalsozialismus. In den Folgejahrzehnten war die Bewertung Preußens ein Teil der politischen Diskussion über bundesdeutsches demokratisches Selbstverständnis und wissenschaftlich ließ sich eine Opposition zwischen Preußen-Apologeten (G. Ritter, W. Hubatsch, H. J. Schoeps) und -Kritikern (H. Holborn, H. Rosenberg, F. L. Carsten, E. Eyck) konstatieren. In eine gesellschaftliche Identitätskrise fielen die sog. „Preußenwelle“ der späten 1970er und die abwägende Berliner Preußen-Ausstellung 1981. Zeitgleich wurde in der DDR das Erbe Preußens wissenschaftlich und augenfällig aufgewertet. Seit dem Historikerstreit 1986 stand der Holocaust im Zentrum geschichtspolitischer Debatten und das Preußenjahr 2001/2002 wie der Hype um Ch. Clarks Preußenbuch 2006/07 gerieten zu Feuilleton-Intermezzi. Preußens Erbe wird in der breiten Öffentlichkeit nur noch punktuell streitig diskutiert, zuletzt hinsichtlich Wiederaufbau und Kuppelinschrift des Berliner Stadtschlosses oder bezüglich der Potsdamer Garnisonkirche. Es gibt wissenschaftlich durchaus divergente Akzentuierungen zur historischen Rolle Preußens und neuerdings werden dessen transnationale Dimensionen vertieft rezipiert. Aber in der aktuell ubiquitären postkolonialen Debatte um deutsche Kolonialverbrechen spielt der denkbare Beitrag preußischer Traditionen dazu kaum mehr eine Rolle. Die Debatte um Preußen hat in der vereinigten Bundesrepublik 2024 kaum mehr politische Bisanz.
CV:
geb. in Würzburg
Geschichtsstudium in Würzburg, Bielefeld und den USA (Johns Hopkins Univ. Baltimore 1984/85)
Promotion in Bielefeld bei Jürgen Kocka 1993
Diss. gedruckt als: „Das Preußische Herrenhaus. Adel und Bürgertum in der Ersten Kammer des Landtages (1854-1918)“, Düsseldorf 1998
Mitarbeit am Deutschen Historischen Museum Berlin 1993/94
Seit 1994 wiss. Mitarbeiter Berlin-Brandenburgische Akademie der Wiss.:- Forschungsprojekte zur preuß. Geschichte
Editionen: a) Protokolle des Preuß. Staatsministeriums 1817-1934/38 (drei Regesten-Bde. zu den Jahren 1875-1900)
b) Preußen als Kulturstaat – Editionen zur preuß. Wissenschaftspolitik in Kaiserreich und Republik derzeit: c) Anpassungsstrategien der später mitteleurop. Monarchie am preuß. Beispiel 1786-1918
Wiss. Gesamtdarstellung: „Preußen – eine besondere Geschichte. Staat, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur 1648-1947“, Göttingen 2019
Die Plenarsitzung findet im hybriden Format im Rathaus Friedrichshagen, Historischer Ratssaal, Bölschestr. 87, 12587 Berlin und per Zoom statt.
Zugangsdaten für Zoom:
https://uni-potsdam.zoom.us/j/95397029406
Meeting ID : 953 9702 9406
Passwort: 13714361
Vor dem Vortrag findet die Übergabe der Daniel-Ernst-Jablonski-Medaille an Kollegen Reinhard Greiling statt.
Vortrag von Dr. Hartwin Spenkuch
Besinnung auf Preußen – Warnung vor Preußen.
Bundesdeutsche Debatten über Erbe und aktuelle Bedeutung eines umstrittenen Staates
Abstract:
In der unmittelbaren Nachkriegszeit galt Preußen bei den Alliierten und auch Friedrich Meinecke als Nährboden für den Nationalsozialismus. In den Folgejahrzehnten war die Bewertung Preußens ein Teil der politischen Diskussion über bundesdeutsches demokratisches Selbstverständnis und wissenschaftlich ließ sich eine Opposition zwischen Preußen-Apologeten (G. Ritter, W. Hubatsch, H. J. Schoeps) und -Kritikern (H. Holborn, H. Rosenberg, F. L. Carsten, E. Eyck) konstatieren. In eine gesellschaftliche Identitätskrise fielen die sog. „Preußenwelle“ der späten 1970er und die abwägende Berliner Preußen-Ausstellung 1981. Zeitgleich wurde in der DDR das Erbe Preußens wissenschaftlich und augenfällig aufgewertet. Seit dem Historikerstreit 1986 stand der Holocaust im Zentrum geschichtspolitischer Debatten und das Preußenjahr 2001/2002 wie der Hype um Ch. Clarks Preußenbuch 2006/07 gerieten zu Feuilleton-Intermezzi. Preußens Erbe wird in der breiten Öffentlichkeit nur noch punktuell streitig diskutiert, zuletzt hinsichtlich Wiederaufbau und Kuppelinschrift des Berliner Stadtschlosses oder bezüglich der Potsdamer Garnisonkirche. Es gibt wissenschaftlich durchaus divergente Akzentuierungen zur historischen Rolle Preußens und neuerdings werden dessen transnationale Dimensionen vertieft rezipiert. Aber in der aktuell ubiquitären postkolonialen Debatte um deutsche Kolonialverbrechen spielt der denkbare Beitrag preußischer Traditionen dazu kaum mehr eine Rolle. Die Debatte um Preußen hat in der vereinigten Bundesrepublik 2024 kaum mehr politische Bisanz.
CV:
geb. in Würzburg
Geschichtsstudium in Würzburg, Bielefeld und den USA (Johns Hopkins Univ. Baltimore 1984/85)
Promotion in Bielefeld bei Jürgen Kocka 1993
Diss. gedruckt als: „Das Preußische Herrenhaus. Adel und Bürgertum in der Ersten Kammer des Landtages (1854-1918)“, Düsseldorf 1998
Mitarbeit am Deutschen Historischen Museum Berlin 1993/94
Seit 1994 wiss. Mitarbeiter Berlin-Brandenburgische Akademie der Wiss.:- Forschungsprojekte zur preuß. Geschichte
Editionen: a) Protokolle des Preuß. Staatsministeriums 1817-1934/38 (drei Regesten-Bde. zu den Jahren 1875-1900)
b) Preußen als Kulturstaat – Editionen zur preuß. Wissenschaftspolitik in Kaiserreich und Republik
derzeit: c) Anpassungsstrategien der später mitteleurop. Monarchie am preuß. Beispiel 1786-1918
Wiss. Gesamtdarstellung: „Preußen – eine besondere Geschichte. Staat, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur 1648-1947“, Göttingen 2019
Details
Veranstaltungsort
Veranstalter