Charli Kruse (MLS):
Das Phänomen der Zellkulturen und ihre Nutzung als neue Rohstoffquelle
Abstract:
Obwohl Zellen in der Kultur bereits seit vielen Jahren für viele biologische und medizinische Fragestellungen als wichtiges und nicht mehr wegzudenkendes Untersuchungsobjekt verwendet werden, ist über die genauen Regulationsmechanismen der Zellen in dieser artifiziellen Umgebung sehr wenig bekannt. Anhand der Kulturnahme von terminal ausdifferenzierten exokrinen Pankreaszellen konnte gezeigt werden, dass diese Zellen, die im Organismus nur noch die Aufgabe haben, Verdauungsenzyme zu produzieren, unter Zellkulturbedingungen ihren Phänotyp komplett ändern. Dabei stellen sie ihre Genexpression innerhalb weniger Tage dramatisch um. Als Resultat entstehen Zellen, die deutliche Eigenschaften von Stamm- oder Progenitorzellen aufweisen.
Auch wenn wir noch wenig über die dabei ablaufenden molekularen und zellulären Prozesse wissen, können diese Zellen bereits jetzt für vielfältige Anwendungen genutzt werden. Allein durch die Fähigkeit der Proliferation über viele Generationen hinweg wird es möglich, aus wenigen Zellen große Mengen an Biomasse zu produzieren. Diese Fähigkeit soll dazu beitragen sogenannte Clean Meat Produkte zu erzeugen. Dabei geht es darum, Fleischersatzprodukte aus Zellen zu generieren. Dieser Trend hält bereits seit einigen Jahren an und verstärkt sich nach wie vor permanent. Der entscheidende Punkt für diese Entwicklung wird die technologische Machbarkeit der Biomasseproduktion in großen Mengen sein. Sollte dies gelingen, wird man über eine neue Rohstoffquelle verfügen, deren Möglichkeiten gerade erst ausgetestet werden.
Vita:
Prof. Dr. Charli Kruse ist Biologe mit einer Promotion im Fachbereich Zoologie und einer Habilitation im Fachbereich „Molekulare Biologie“. Von 2007 bis 2011 war er APL-Professor und seit 2011 hat er eine W3-Professur an der Universität zu Lübeck inne. Dort ist er Direktor des Instituts für Medizinische und Marine Biotechnologie (IMMB). Ab 2004 leitete Charli Kruse zusätzlich die Arbeitsgruppe „Zelldifferenzierung und Zelltechnologie“ des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik (IBMT) an der Universität zu Lübeck. Von 2008 bis 2012 war er Standortleiter der Fraunhofer-Einrichtung für Marine Biotechnologie und Zelltechnik (EMB), deren Institutsleiter er von 2012 bis 2022 war. Im Rahmen des Aufbaus der EMB hat er eine Vielzahl von öffentlichen und industriellen Forschungsprojekten geleitet. Seine Expertise liegt sowohl im Fachbereich Fischphysiologie und Aquakultur als auch speziell in der Isolierung, Handhabung und Manipulation von lebenden Zellen. Seit März 2022 ist er Co-Founder und wissenschaftlicher Leiter der CellTec Systems GmbH (Ausgründung des Fraunhofer-Instituts Lübeck und der Universität zu Lübeck). Im gleichen Jahr wurde er Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V.
Donnerstag, den 10. November 2022
10:00–12:00 Uhr
Die Sitzung findet als Zoom-Videoveranstaltung statt. Die Einwahldaten sind die folgenden:
https://tu-darmstadt.zoom.us/j/62195618219?pwd=emh2a3NmbEtmMkwvbnUvaVlLT3RKdz09
Meeting-ID: 621 9561 8219
Vortrag:
Charli Kruse (MLS):
Das Phänomen der Zellkulturen und ihre Nutzung als neue Rohstoffquelle
Abstract:
Obwohl Zellen in der Kultur bereits seit vielen Jahren für viele biologische und medizinische Fragestellungen als wichtiges und nicht mehr wegzudenkendes Untersuchungsobjekt verwendet werden, ist über die genauen Regulationsmechanismen der Zellen in dieser artifiziellen Umgebung sehr wenig bekannt. Anhand der Kulturnahme von terminal ausdifferenzierten exokrinen Pankreaszellen konnte gezeigt werden, dass diese Zellen, die im Organismus nur noch die Aufgabe haben, Verdauungsenzyme zu produzieren, unter Zellkulturbedingungen ihren Phänotyp komplett ändern. Dabei stellen sie ihre Genexpression innerhalb weniger Tage dramatisch um. Als Resultat entstehen Zellen, die deutliche Eigenschaften von Stamm- oder Progenitorzellen aufweisen.
Auch wenn wir noch wenig über die dabei ablaufenden molekularen und zellulären Prozesse wissen, können diese Zellen bereits jetzt für vielfältige Anwendungen genutzt werden. Allein durch die Fähigkeit der Proliferation über viele Generationen hinweg wird es möglich, aus wenigen Zellen große Mengen an Biomasse zu produzieren. Diese Fähigkeit soll dazu beitragen sogenannte Clean Meat Produkte zu erzeugen. Dabei geht es darum, Fleischersatzprodukte aus Zellen zu generieren. Dieser Trend hält bereits seit einigen Jahren an und verstärkt sich nach wie vor permanent. Der entscheidende Punkt für diese Entwicklung wird die technologische Machbarkeit der Biomasseproduktion in großen Mengen sein. Sollte dies gelingen, wird man über eine neue Rohstoffquelle verfügen, deren Möglichkeiten gerade erst ausgetestet werden.
Vita:
Prof. Dr. Charli Kruse ist Biologe mit einer Promotion im Fachbereich Zoologie und einer Habilitation im Fachbereich „Molekulare Biologie“. Von 2007 bis 2011 war er APL-Professor und seit 2011 hat er eine W3-Professur an der Universität zu Lübeck inne. Dort ist er Direktor des Instituts für Medizinische und Marine Biotechnologie (IMMB). Ab 2004 leitete Charli Kruse zusätzlich die Arbeitsgruppe „Zelldifferenzierung und Zelltechnologie“ des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik (IBMT) an der Universität zu Lübeck. Von 2008 bis 2012 war er Standortleiter der Fraunhofer-Einrichtung für Marine Biotechnologie und Zelltechnik (EMB), deren Institutsleiter er von 2012 bis 2022 war. Im Rahmen des Aufbaus der EMB hat er eine Vielzahl von öffentlichen und industriellen Forschungsprojekten geleitet. Seine Expertise liegt sowohl im Fachbereich Fischphysiologie und Aquakultur als auch speziell in der Isolierung, Handhabung und Manipulation von lebenden Zellen. Seit März 2022 ist er Co-Founder und wissenschaftlicher Leiter der CellTec Systems GmbH (Ausgründung des Fraunhofer-Instituts Lübeck und der Universität zu Lübeck). Im gleichen Jahr wurde er Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V.
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