Mai-Sitzung der Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften
7. Mai 2015 - 10:00 - 12:00
Die Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften veranstaltet ihre Mai-Sitzung am 07. Mai 2015. Es wird der folgende Vortrag gehalten und zur Diskussion gestellt:
Michael Brie (MLS):
Karl Polanyi – Denker der Großen Transformationen
07. Mai 2015, 10.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Balkonsaal
C.V.:
Prof. Brie ist Philosoph und Politikwissenschaftler sowie Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2013. Nach Promotion (1980) und Habilitation (= Promotion B, 1985) lehrte er bis 1989 Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin und arbeitete am Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen der DDR mit, wobei er 1987-1990 am Reformprojekt „Moderner Sozialismus“ mitwirkte. 1990 wurde er zum Professor für Sozialphilosophie an der Humboldt-Universität berufen; 1994 bis 1999 arbeitete er an Projekten der Max-Planck-Gesellschaft und der Volkswagenstiftung und war Gastwissenschaftler am Wissenschaftszentrum für Sozialwissenschaften in Berlin. Seit 1999 ist er einer der Geschäftsführer der Rosa-Luxemburg-Stiftung, wo er das Institut für Gesellschaftsanalyse aufgebaut hat. Seine Tätigkeitsschwerpunkte sind jetzt Transformationsforschung sowie Theorie und Geschichte des Sozialismus.
Abstract: In jeder größeren Krise des Kapitalismus wird das Werk von Karl Polanyi, maßgeblich „The Great Transformation“ von 1944, wieder neu rezipiert. Der sozialwissenschaftliche und publizistische Krisendiskurs seit 2008 macht in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Karl Polanyi ist vor allem als Denker der „Doppelbewegung“ bekannt: Jeder Versuch, eine Gesellschaft in eine Marktgesellschaft zu verwandeln, in der die Grundgüter der Gesellschaft (Arbeit, Natur, Geld und Kultur) vornehmlich als Waren behandelt werden, erzeuge eine Gegenbewegung des sozialen Schutzes dieser Güter und der Gesellschaft.
Diese Rezeption verführt dazu, nur den Sozialreformer Polanyi ins Auge zu fassen. Polanyi studierte aber zum einen jene Große Transformation, die den Kapitalismus im ausgehenden 18. und frühen 19. Jh. hervorbrachte, und er sah mit den großen Krisen der 1920er und 1930er Jahre des 20. Jh. die Zivilisation vor einer neuen Transformation, die über den Kapitalismus hinaus, zu einem demokratischen Sozialismus führen müsse, sollen Freiheit und Demokratie bewahrt werden. Diese sozialistische Dimension des Denkens Polanyis ist weitgehend vergessen. Der Vortrag wird Ursprünge dieses Denkens und wesentliche Konturen einer transformatorischen Strategie über den Kapitalismus hinaus im Werk Polanyis aufzeigen.
Die Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften veranstaltet ihre Mai-Sitzung am 07. Mai 2015. Es wird der folgende Vortrag gehalten und zur Diskussion gestellt:
Michael Brie (MLS):
Karl Polanyi – Denker der Großen Transformationen
07. Mai 2015, 10.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Balkonsaal
C.V.:
Prof. Brie ist Philosoph und Politikwissenschaftler sowie Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2013. Nach Promotion (1980) und Habilitation (= Promotion B, 1985) lehrte er bis 1989 Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin und arbeitete am Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen der DDR mit, wobei er 1987-1990 am Reformprojekt „Moderner Sozialismus“ mitwirkte. 1990 wurde er zum Professor für Sozialphilosophie an der Humboldt-Universität berufen; 1994 bis 1999 arbeitete er an Projekten der Max-Planck-Gesellschaft und der Volkswagenstiftung und war Gastwissenschaftler am Wissenschaftszentrum für Sozialwissenschaften in Berlin. Seit 1999 ist er einer der Geschäftsführer der Rosa-Luxemburg-Stiftung, wo er das Institut für Gesellschaftsanalyse aufgebaut hat. Seine Tätigkeitsschwerpunkte sind jetzt Transformationsforschung sowie Theorie und Geschichte des Sozialismus.
Abstract:
In jeder größeren Krise des Kapitalismus wird das Werk von Karl Polanyi, maßgeblich „The Great Transformation“ von 1944, wieder neu rezipiert. Der sozialwissenschaftliche und publizistische Krisendiskurs seit 2008 macht in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Karl Polanyi ist vor allem als Denker der „Doppelbewegung“ bekannt: Jeder Versuch, eine Gesellschaft in eine Marktgesellschaft zu verwandeln, in der die Grundgüter der Gesellschaft (Arbeit, Natur, Geld und Kultur) vornehmlich als Waren behandelt werden, erzeuge eine Gegenbewegung des sozialen Schutzes dieser Güter und der Gesellschaft.
Diese Rezeption verführt dazu, nur den Sozialreformer Polanyi ins Auge zu fassen. Polanyi studierte aber zum einen jene Große Transformation, die den Kapitalismus im ausgehenden 18. und frühen 19. Jh. hervorbrachte, und er sah mit den großen Krisen der 1920er und 1930er Jahre des 20. Jh. die Zivilisation vor einer neuen Transformation, die über den Kapitalismus hinaus, zu einem demokratischen Sozialismus führen müsse, sollen Freiheit und Demokratie bewahrt werden. Diese sozialistische Dimension des Denkens Polanyis ist weitgehend vergessen. Der Vortrag wird Ursprünge dieses Denkens und wesentliche Konturen einer transformatorischen Strategie über den Kapitalismus hinaus im Werk Polanyis aufzeigen.
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Veranstaltungsort
Berlin, 10551 Google Karte anzeigen