Themenänderung! – Mai-Sitzung der Klasse Naturwissenschaften und Technikwissenschaften
11. Mai 2017 - 10:00 - 12:00
Achtung: Themenänderung !!
Die Klasse Naturwissenschaften und Technikwissenschaften führt ihre Mai-Sitzung am 11.05.2017 als öffentliches wissenschaftliches Kolloquium durch zum Thema:
„Über den Umgang mit Unbestimmtheit“
Vortragender: Gerhard Banse (MLS)
10.00 bis 12.00 Uhr
Ort: BVV-Saal, Berlin, Rathaus Tiergarten
C.V.:
Professor Gerhard Banse ist Technikphilosoph und gehört der Leibniz-Sozietät seit 2000 an; seit 2012 ist er deren Präsident.
Nach Pädagogik-Studium und Doktorat arbeitete er von 1974 bis 1999 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW), am Lehrstuhl Technikphilosophie der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus und am Institut für Philosophie der Universität Potsdam sowie Gastwissenschaftler an der Europäischen Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen GmbH Bad Neuenahr-Ahrweiler. Von 1999 bis 2011 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse des KIT – Karlsruher Institut für Technologie, Campus Nord (ehemals Forschungszentrum Karlsruhe GmbH). Derzeit ist er Senior-Wissenschaftler an der EA European Academy of Innovation and Technology Assessment Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Nach der Promotion (1974) und der Habilitation (1981) wurde er 1988 zum Professor für Philosophie an der AdW ernannt. 2000 erfolgten die Bestellung zum Honorarprofessor für Allgemeine Technikwissenschaft an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus sowie die Berufung zum Gastprofessor an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Matej-Bel-Universität Banská Bystrica (Slowakische Republik), 2011 die Ernennung zum Professor e.h. der Schlesischen Universität Katowice (Polen). Darüber hinaus lehrte er an der Humboldt-Universität zu Berlin, der TH Wismar und der Technischen Hochschule (Polytechnikum) Rzeszów (Polen).
Er ist als Herausgeber, Mitherausgeber, Autor oder Mitautor an über 400 Buch- und Zeitschriftenpublikationen beteiligt.
Abstract:
Der Vortrag basiert auf dem Beitrag des Vortragenden „Über den Umgang mit Unbestimmtheit“ in „Leibniz Online. Zeitschrift der Leibniz-Sozietät e.V.“, Nr. 22 (2016) (https://leibnizsozietaet.de/wp-content/uploads/2016/03/Banse.pdf).
„Unbestimmtheit“ war und ist in unterschiedlichster Weise ein zentraler Topos der Reflexion über die Lebenswelt. Entsprechend vielfältig sind die (wissenschaftlichen) Denkansätze, die auf ihr Verständnis und den Umgang mit ihr, ihre „Reduzierung“ oder gar „Überwindung“ gerichtet sind. Einer dieser Denkansätze ist die (interdisziplinäre) Risikoforschung, auf die im Vortrag näher eingegangen wird.
Zentral sind dabei folgende Einsichten/Überlegungen: Unbestimmtheit bedeutet eine nicht-vorhandene strenge Determiniertheit zwischen (Handlungs-)Absicht und (Handlungs-)Ergebnis oder keine direkten Ursache-Wirkungs-Beziehungen bzw. eines entsprechenden Wissens (unvollständige Information) darüber. Risiko kann gefasst werden als Chance zum Gelingen eines Vorhabens (positiver Verlauf: das angestrebte Ergebnis tritt ein, das Handlungsziel wird erreicht) oder seines Misslingens (negativer Verlauf: das angestrebte Ziel tritt nicht, nur bedingt teilweise oder verspätet ein, das Handlungsziel wird verfehlt). Risikohandeln schließt ein, dass eine Handlung in Übereinstimmung mit den gehegten Absichten abgeschlossen wird oder nicht; die Unbestimmtheit der Zielerreichung wird bewusst in Kauf genommen. Risikowissen ist Wissen für den (auch methodischen) Umgang mit dieser Unbestimmtheit zukünftiger Zustände, es bezieht sich auf die (Ab-)Schätzung von Eintrittshäufigkeiten, die Abschätzung von Eintrittswahrscheinlichkeiten, die Ereignisvoraussage, die Handlungsauswahl und die (möglichen) Handlungsfolgen.
Risiko ist immer Chance und Gefahr zugleich, Chance, ein angestrebtes Ziel zu erreichen, bei dem etwas zu gewinnen versprochen oder in Aussicht gestellt wurde, Gefahr, dass man etwas Existierendes zur Disposition stellt, durch sein Handeln beschädigt oder verliert. Beides sind Möglichkeiten, die sich (erst) zukünftig als Handlungsfolgen einstellen oder als Wirkungen ergeben können: Während in der Gegenwart zu entscheiden und zu handeln ist, stellen sich die (möglichen) Wirkungen der Handlung erst zukünftig ein.
Reduzierung, Limitierung oder Eingrenzung der Unbestimmtheit sowohl hinsichtlich der Eintrittswahrscheinlichkeit (ursachenorientiert) als auch des zu erwartenden Schadensausmaßes (wirkungsorientiert), d.h. eine zielgerichtete Einflussnahme und produktive Handhabung („Beherrschung“) von Unbestimmtheit ist präventiv durch verschiedene Vorgehensweisen möglich. Dabei wird „Mehrdeutigkeit“ nicht in erster Linie in „Eindeutigkeit“ überführt, „Zufälligkeit“ nicht auf „Notwendigkeit“ zurückgeführt – obwohl das nicht ausgeschlossen ist –, sondern als „eindeutig“ und „wohlbestimmt“ gefasst und behandelt. Auf diese Weise wird vor allem ein methodischer Gewinn erzielt, erlaubt doch diese „Idealisierung“ und „Reduktion“ (die allerdings immer auch eine „Ausblendung“ – möglicherweise relevanter Zusammenhänge o.ä. – ist!) die Anwendung spezifischer Methoden und ermöglicht (erst) einen rationalen Zugriff auf Situationen unvollständiger Information.
Dies kann jedoch nicht verhindern, dass ein Leben unter Unbestimmtheit (in einem unbestimmten Ausmaß!) als Normalität verbleibt.
Achtung: Themenänderung !!
Die Klasse Naturwissenschaften und Technikwissenschaften führt ihre Mai-Sitzung am 11.05.2017 als öffentliches wissenschaftliches Kolloquium durch zum Thema:
„Über den Umgang mit Unbestimmtheit“
Vortragender: Gerhard Banse (MLS)
10.00 bis 12.00 Uhr
Ort: BVV-Saal, Berlin, Rathaus Tiergarten
C.V.:
Professor Gerhard Banse ist Technikphilosoph und gehört der Leibniz-Sozietät seit 2000 an; seit 2012 ist er deren Präsident.
Nach Pädagogik-Studium und Doktorat arbeitete er von 1974 bis 1999 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW), am Lehrstuhl Technikphilosophie der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus und am Institut für Philosophie der Universität Potsdam sowie Gastwissenschaftler an der Europäischen Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen GmbH Bad Neuenahr-Ahrweiler. Von 1999 bis 2011 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse des KIT – Karlsruher Institut für Technologie, Campus Nord (ehemals Forschungszentrum Karlsruhe GmbH). Derzeit ist er Senior-Wissenschaftler an der EA European Academy of Innovation and Technology Assessment Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Nach der Promotion (1974) und der Habilitation (1981) wurde er 1988 zum Professor für Philosophie an der AdW ernannt. 2000 erfolgten die Bestellung zum Honorarprofessor für Allgemeine Technikwissenschaft an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus sowie die Berufung zum Gastprofessor an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Matej-Bel-Universität Banská Bystrica (Slowakische Republik), 2011 die Ernennung zum Professor e.h. der Schlesischen Universität Katowice (Polen). Darüber hinaus lehrte er an der Humboldt-Universität zu Berlin, der TH Wismar und der Technischen Hochschule (Polytechnikum) Rzeszów (Polen).
Er ist als Herausgeber, Mitherausgeber, Autor oder Mitautor an über 400 Buch- und Zeitschriftenpublikationen beteiligt.
Abstract:
Der Vortrag basiert auf dem Beitrag des Vortragenden „Über den Umgang mit Unbestimmtheit“ in „Leibniz Online. Zeitschrift der Leibniz-Sozietät e.V.“, Nr. 22 (2016) (https://leibnizsozietaet.de/wp-content/uploads/2016/03/Banse.pdf).
„Unbestimmtheit“ war und ist in unterschiedlichster Weise ein zentraler Topos der Reflexion über die Lebenswelt. Entsprechend vielfältig sind die (wissenschaftlichen) Denkansätze, die auf ihr Verständnis und den Umgang mit ihr, ihre „Reduzierung“ oder gar „Überwindung“ gerichtet sind. Einer dieser Denkansätze ist die (interdisziplinäre) Risikoforschung, auf die im Vortrag näher eingegangen wird.
Zentral sind dabei folgende Einsichten/Überlegungen:
Unbestimmtheit bedeutet eine nicht-vorhandene strenge Determiniertheit zwischen (Handlungs-)Absicht und (Handlungs-)Ergebnis oder keine direkten Ursache-Wirkungs-Beziehungen bzw. eines entsprechenden Wissens (unvollständige Information) darüber.
Risiko kann gefasst werden als Chance zum Gelingen eines Vorhabens (positiver Verlauf: das angestrebte Ergebnis tritt ein, das Handlungsziel wird erreicht) oder seines Misslingens (negativer Verlauf: das angestrebte Ziel tritt nicht, nur bedingt teilweise oder verspätet ein, das Handlungsziel wird verfehlt). Risikohandeln schließt ein, dass eine Handlung in Übereinstimmung mit den gehegten Absichten abgeschlossen wird oder nicht; die Unbestimmtheit der Zielerreichung wird bewusst in Kauf genommen. Risikowissen ist Wissen für den (auch methodischen) Umgang mit dieser Unbestimmtheit zukünftiger Zustände, es bezieht sich auf die (Ab-)Schätzung von Eintrittshäufigkeiten, die Abschätzung von Eintrittswahrscheinlichkeiten, die Ereignisvoraussage, die Handlungsauswahl und die (möglichen) Handlungsfolgen.
Risiko ist immer Chance und Gefahr zugleich, Chance, ein angestrebtes Ziel zu erreichen, bei dem etwas zu gewinnen versprochen oder in Aussicht gestellt wurde, Gefahr, dass man etwas Existierendes zur Disposition stellt, durch sein Handeln beschädigt oder verliert. Beides sind Möglichkeiten, die sich (erst) zukünftig als Handlungsfolgen einstellen oder als Wirkungen ergeben können: Während in der Gegenwart zu entscheiden und zu handeln ist, stellen sich die (möglichen) Wirkungen der Handlung erst zukünftig ein.
Reduzierung, Limitierung oder Eingrenzung der Unbestimmtheit sowohl hinsichtlich der Eintrittswahrscheinlichkeit (ursachenorientiert) als auch des zu erwartenden Schadensausmaßes (wirkungsorientiert), d.h. eine zielgerichtete Einflussnahme und produktive Handhabung („Beherrschung“) von Unbestimmtheit ist präventiv durch verschiedene Vorgehensweisen möglich. Dabei wird „Mehrdeutigkeit“ nicht in erster Linie in „Eindeutigkeit“ überführt, „Zufälligkeit“ nicht auf „Notwendigkeit“ zurückgeführt – obwohl das nicht ausgeschlossen ist –, sondern als „eindeutig“ und „wohlbestimmt“ gefasst und behandelt. Auf diese Weise wird vor allem ein methodischer Gewinn erzielt, erlaubt doch diese „Idealisierung“ und „Reduktion“ (die allerdings immer auch eine „Ausblendung“ – möglicherweise relevanter Zusammenhänge o.ä. – ist!) die Anwendung spezifischer Methoden und ermöglicht (erst) einen rationalen Zugriff auf Situationen unvollständiger Information.
Dies kann jedoch nicht verhindern, dass ein Leben unter Unbestimmtheit (in einem unbestimmten Ausmaß!) als Normalität verbleibt.
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Veranstaltungsort
Berlin, 10551 Google Karte anzeigen