Die Leibniz-Sozietät lädt zur planmäßig am 23. Januar 2014 stattfindenden Plenar-Sitzung ein, auf der der folgende Vortrag gehalten und zur Diskussion gestellt wird:
Wolfgang Küttler (MLS)
Das Dilemma der Wertfreiheit der Wissenschaft bei Max Weber
10.00 bis 12.00 Uhr Ort: BVV-Saal
C.V.:
Prof. Küttler ist Historiker. Er wurde 1990 zum Korrespondierenden Mitglied der 1700 von Leibniz in Berlin begründeten Gelehrtengesellschaft gewählt, der heutigen Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V.
Von 1974 bis 1991 leitete er den Wissenschaftsbereich „Theorie und Methodologie der Geschichtswissenschaft“ am Zentralinstitut für Geschichte der AdW der DDR; bis zur Emeritierung 2001 war er Mitarbeiter am Berliner Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte. Mehrere Bücher und zahlreiche andere Publikationen repräsentieren seine Arbeitsergebnisse auf den Gebieten Geschichtsmethodologie, Historiographiegeschichte und Wissenschaftsgeschichte.
Abstract: Max Webers (1864-1920) Prinzip einer zwar perspektivengebundenen, dabei aber operativ wertfrei zu haltenden Wissenschaft fasziniert bis heute durch seine Postulate der Transparenz und Unabhängigkeit wissenschaftlicher Tätigkeit. Es soll jedoch nicht der absoluten Trennung, sondern vielmehr der kritischen Regulierung der von ihm als unvermeidlich betrachteten Wechselbeziehung von weltanschaulicher Position, Politik und Wissenschaft dienen, eine Frage, die gegenwärtig mehr denn je auch die Natur- und Technikwissenschaften angeht. Dabei impliziert das Wertfreiheits- und Wertbeziehungspostulat durch die ambivalente Begründung einerseits im kognitiv unentscheidbaren Kampf der Werte und andererseits in der formalen Rationalität des internen Erkenntnisvorgangs zugleich das Dilemma seines Konzepts. Danach kann der Paxisbeitrag empirischer Wissenschaft jenseits zweckrationaler technischer Anwendungen in Bezug auf die Lebensqualität nur in empirischer Wertanalyse, nicht aber in Urteilen über die Werte selbst bestehen. Dafür rekurriert Weber allein auf die subjektive Verantwortlichkeit der Akteure. Dadurch wird bei allen unbestreitbaren Vorzügen kritischer Distanz gegenüber Politik und Weltanschauung letztlich die Flanke zum “Dezisionismus”, d.h. zur Beliebigkeit der Wertewahl und zum Relativismus in der Realitätsbeziehung geöffnet. Das betrifft gleichermaßen die Parteilichkeits-, die Theorie – und die Sinnfrage von „Wissenschaft als Beruf.“ Bei einer kritischen Analyse kommt es daher vor allem auf die Kernfrage an, wie die leitenden Wertperspektiven entstehen und wie sie sich zur substanziellen Erkenntnisleistung der Wissenschaften bei der Lösung von zivilisatorischern Existenzfragen verhalten.
Die Leibniz-Sozietät lädt zur planmäßig am 23. Januar 2014 stattfindenden Plenar-Sitzung ein, auf der der folgende Vortrag gehalten und zur Diskussion gestellt wird:
Wolfgang Küttler (MLS)
Das Dilemma der Wertfreiheit der Wissenschaft bei Max Weber
10.00 bis 12.00 Uhr Ort: BVV-Saal
C.V.:
Prof. Küttler ist Historiker. Er wurde 1990 zum Korrespondierenden Mitglied der 1700 von Leibniz in Berlin begründeten Gelehrtengesellschaft gewählt, der heutigen Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V.
Von 1974 bis 1991 leitete er den Wissenschaftsbereich „Theorie und Methodologie der Geschichtswissenschaft“ am Zentralinstitut für Geschichte der AdW der DDR; bis zur Emeritierung 2001 war er Mitarbeiter am Berliner Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte. Mehrere Bücher und zahlreiche andere Publikationen repräsentieren seine Arbeitsergebnisse auf den Gebieten Geschichtsmethodologie, Historiographiegeschichte und Wissenschaftsgeschichte.
Abstract:
Max Webers (1864-1920) Prinzip einer zwar perspektivengebundenen, dabei aber operativ wertfrei zu haltenden Wissenschaft fasziniert bis heute durch seine Postulate der Transparenz und Unabhängigkeit wissenschaftlicher Tätigkeit. Es soll jedoch nicht der absoluten Trennung, sondern vielmehr der kritischen Regulierung der von ihm als unvermeidlich betrachteten Wechselbeziehung von weltanschaulicher Position, Politik und Wissenschaft dienen, eine Frage, die gegenwärtig mehr denn je auch die Natur- und Technikwissenschaften angeht. Dabei impliziert das Wertfreiheits- und Wertbeziehungspostulat durch die ambivalente Begründung einerseits im kognitiv unentscheidbaren Kampf der Werte und andererseits in der formalen Rationalität des internen Erkenntnisvorgangs zugleich das Dilemma seines Konzepts. Danach kann der Paxisbeitrag empirischer Wissenschaft jenseits zweckrationaler technischer Anwendungen in Bezug auf die Lebensqualität nur in empirischer Wertanalyse, nicht aber in Urteilen über die Werte selbst bestehen. Dafür rekurriert Weber allein auf die subjektive Verantwortlichkeit der Akteure. Dadurch wird bei allen unbestreitbaren Vorzügen kritischer Distanz gegenüber Politik und Weltanschauung letztlich die Flanke zum “Dezisionismus”, d.h. zur Beliebigkeit der Wertewahl und zum Relativismus in der Realitätsbeziehung geöffnet. Das betrifft gleichermaßen die Parteilichkeits-, die Theorie – und die Sinnfrage von „Wissenschaft als Beruf.“ Bei einer kritischen Analyse kommt es daher vor allem auf die Kernfrage an, wie die leitenden Wertperspektiven entstehen und wie sie sich zur substanziellen Erkenntnisleistung der Wissenschaften bei der Lösung von zivilisatorischern Existenzfragen verhalten.
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Veranstaltungsort
Berlin, 10551 Google Karte anzeigen