Sonia Combe (Centre Marc Bloch – Berlin, Humboldt Universität)
Die Loyalität zwischen Schweigen und Sprechen als soziales Verhalten von kritischen Marxisten in Gesellschaften sowjetischen Typs
13.30 bis 16.00 Uhr
Ort: Rathaus Friedrichshagen, Bölschestraße 87
Abstract Aus Anlass des Erscheinens der deutschen Übersetzung ihres Buches « Loyal um jeden Preis. Linientreue Dissidenten im Sozialismus » (Ch. Link Verlag 2022) hält Sonia Combe am 8. Dezember 2022 einen Plenarvortrag in der Leibniz-Sozietät. Begleitet wird der Vortrag durch eine Lesung von Auszügen aus dem Buch und einem Gespräch mit der Übersetzerin Dorothee Röseberg.
Das Phänomen der Loyalität wird am Beispiel der sogenannten “Linientreuen Dissidenten” analysiert. Mit diesem Oxymoron soll die Spannung zwischen Überzeugungen und Verhalten zum Ausdruck gebracht werden, die eine Gruppe von Intellektuellen und Künstlern in der DDR charakterisierte. Die meisten dieser linientreuen Dissidenten waren Remigranten, die dem politischen Regime als intellektuelle Stütze dienten. Sie traten innerhalb der Partei oder in Gremien wie dem Schriftstellerverband oder in der Akademie der Künste kritisch auf, aber sie schwiegen im öffentlichen Raum, nach außen und überlieferten der nächsten Generation eine “Ethik des Schweigens”, mit der sie erst ganz am Ende des Regimes brachen. In der postkommunistischen Geschichtsschreibung gibt es nur wenige Studien über sie, obwohl man die (wenn auch nur scheinbare) Stabilität der DDR erst verstehen kann, wenn man ihre Rolle analysiert.
Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit stützen sich sowohl auf die Auswertung von Archivquellen (von Partei, Schriftstellerverband, der Akademie der Künste, Akademie der Wissenschaften und von Stasi-Akten) als auch auf Biografien, Autobiografien und Romane. Schließlich wurden in den 1980er Jahren Interviews geführt, deren Auswertung in das Buch einging.
CV Sonia Combe ist Historikerin der Zeitgeschichte. Sie promovierte 1981 an der Sorbonne. Bis 2017 war sie an der Université Paris-Nanterre und am CNRS tätig. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte bezieht sich auf das Verhältnis von Geschichtsschreibung und kollektiven Erinnerungen in osteuropäischen Gesellschaften. Nach dem Ende der sowjetisch dominierten Welt, setzt sie sich mit der Umschreibung von Geschichte auseinander.
2017 erschien ihr Buch « Ein Leben gegen ein anderes. Buchenwald und seine Nachgeschichte » (Neofelis Verlag), eine Reaktion auf die revisionistische Geschichtschreibung des Antifaschismus in der postkommunistischen Historiographie.
Ihre letzten Artikel (in Deutschland) sind : « Buchenwald und seine fragwürdige Nachgeschichte » (BpB, 6/4/2022) und « Die DDR auf der Anklagebank » (BpB, 31/1/2022)
Heute ist sie assozierte Wissenschaftlerin am Centre Marc Bloch (CNRS-Humboldt-Universität).
Sonia Combe (Centre Marc Bloch – Berlin, Humboldt Universität)
Die Loyalität zwischen Schweigen und Sprechen als soziales Verhalten von kritischen Marxisten in Gesellschaften sowjetischen Typs
13.30 bis 16.00 Uhr
Ort: Rathaus Friedrichshagen, Bölschestraße 87
Abstract
Aus Anlass des Erscheinens der deutschen Übersetzung ihres Buches « Loyal um jeden Preis. Linientreue Dissidenten im Sozialismus » (Ch. Link Verlag 2022) hält Sonia Combe am 8. Dezember 2022 einen Plenarvortrag in der Leibniz-Sozietät. Begleitet wird der Vortrag durch eine Lesung von Auszügen aus dem Buch und einem Gespräch mit der Übersetzerin Dorothee Röseberg.
Das Phänomen der Loyalität wird am Beispiel der sogenannten “Linientreuen Dissidenten” analysiert. Mit diesem Oxymoron soll die Spannung zwischen Überzeugungen und Verhalten zum Ausdruck gebracht werden, die eine Gruppe von Intellektuellen und Künstlern in der DDR charakterisierte. Die meisten dieser linientreuen Dissidenten waren Remigranten, die dem politischen Regime als intellektuelle Stütze dienten. Sie traten innerhalb der Partei oder in Gremien wie dem Schriftstellerverband oder in der Akademie der Künste kritisch auf, aber sie schwiegen im öffentlichen Raum, nach außen und überlieferten der nächsten Generation eine “Ethik des Schweigens”, mit der sie erst ganz am Ende des Regimes brachen. In der postkommunistischen Geschichtsschreibung gibt es nur wenige Studien über sie, obwohl man die (wenn auch nur scheinbare) Stabilität der DDR erst verstehen kann, wenn man ihre Rolle analysiert.
Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit stützen sich sowohl auf die Auswertung von Archivquellen (von Partei, Schriftstellerverband, der Akademie der Künste, Akademie der Wissenschaften und von Stasi-Akten) als auch auf Biografien, Autobiografien und Romane. Schließlich wurden in den 1980er Jahren Interviews geführt, deren Auswertung in das Buch einging.
CV
Sonia Combe ist Historikerin der Zeitgeschichte. Sie promovierte 1981 an der Sorbonne. Bis 2017 war sie an der Université Paris-Nanterre und am CNRS tätig. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte bezieht sich auf das Verhältnis von Geschichtsschreibung und kollektiven Erinnerungen in osteuropäischen Gesellschaften. Nach dem Ende der sowjetisch dominierten Welt, setzt sie sich mit der Umschreibung von Geschichte auseinander.
2017 erschien ihr Buch « Ein Leben gegen ein anderes. Buchenwald und seine Nachgeschichte » (Neofelis Verlag), eine Reaktion auf die revisionistische Geschichtschreibung des Antifaschismus in der postkommunistischen Historiographie.
Ihre letzten Artikel (in Deutschland) sind : « Buchenwald und seine fragwürdige Nachgeschichte » (BpB, 6/4/2022) und « Die DDR auf der Anklagebank » (BpB, 31/1/2022)
Heute ist sie assozierte Wissenschaftlerin am Centre Marc Bloch (CNRS-Humboldt-Universität).
zur Publikation:
Neue Publikation: Sonia Combe: Loyal um jeden Preis. „Linientreue Dissidenten“ im Sozialismus. Aus dem Französischen und mit einem Nachwort von Dorothée Röseberg. Ch. Links Verlag, Berlin 2022 – Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V. (leibnizsozietaet.de)
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