Dezember-Klassensitzung der Klasse Naturwissenschaften und Technikwissenschaften der Leibniz-Sozietät
12. Dezember 2019 - 10:00 - 12:00
Die Klasse Naturwissenschaften und Technikwissenschaften der Leibniz-Sozietät lädt für den 12,12,2019 ein zu ihrer öffentlichen wissenschftlichen Dezember-Sitzung. Das Thema der Situng ist
Messbarkeit, Vergleichbarkeit, Berechenbarkeit
Referent: Ernst-Christoph Haß (MLS)
C.V.: Dr. Haß ist Physikochemiker und Softwareingenieur sowie Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2019. Nach dem Chemiestudium an der Technischen Universität Berlin und der Promotion (1979) an der Universität Bremen setzte er seine wissenschaftliche Tätigkeit von 1979 – 1982 als Postdoctoral Research Fellow am Department of Chemistry an der University of Saskatchewan in Kanada mit umfangreichen quantenchemischen Rechnungen sowie Beiträgen und Seminaren zur Mathematischen Chemie fort. Anschließend war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich Struktur und Dynamik von Grenzflächen an der FU Berlin tätig, wo er die Arbeiten in Theoretischer und Mathematischer Chemie fortführte.
Nach einem Wechsel in die Bahnindustrie arbeitete Dr. Haß bis 2001 in mehreren Abteilungen als Systemingenieur an der Leittechnik für die M-Bahn (Magnetbahn) Berlin, wobei erstmals ein vollautomatischer (autonomer) Fahrbetrieb getestet wurde, sowie an der Entwicklung der Software für Betriebsführung und Fahrgastinformation. Von 2002 bis 2004 war er Projektleiter im Bereich Verfahrensentwicklung bei der MIR-Chem GmbH in Bremen und zuständig für die Optische Schaumanalyse mit digitaler Bildverarbeitung, Batteriediagnostik und Wasserstoffgewinnung für die Brennstoffzelle sowie Erstellung von Patentschriften. Es folgten mehrere wechselnde Tätigkeiten in Forschung und Entwicklung in unterschiedlichen Projekten und Betrieben. Darüber hinaus engagierte er sich an der Universität Bremen in der Arbeitsgruppe ‚Chemische Synergetik‘ von Prof. Plath, wobei wissenschaftlichen Publikationen zur Theorie des Schaumzerfalls, der Alterung von Batterien und der Dynamik der Entwicklung des Wissens entstanden. 2011 – 2016 arbeitete er bei der Daimler-Tochter NuCellSys GmbH in Kirchheim/Teck als Software-Ingenieur im Bereich Energiemanagement und Steuerung der Brennstoffzelle.
Seit seinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben (2015) beschäftigt er sich wie zu Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn mit philosophischen Fragestellungen zur Chemie. In Kooperation mit Prof. Plath veröffentlichte er bei ‚Leibniz Online‘ auf einem synergetischen Ansatz beruhende Publikationen zur Entstehung von Innovation und zur Bestimmtheit und Unbestimmtheit von sozialen Systemen sowie zu modernen technologischen Mythen. Abstract: Sowohl in der wissenschaftlichen und der industriellen Praxis wie auch im gesellschaftspolitischen Bereich spielen die Begriffe Messbarkeit, Vergleichbarkeit und Berechenbarkeit eine herausragende Rolle. In der Publikation „Strukturbildung durch soziale Spiegelung – Mythen und Realität“ (Leibniz-Online, Nr. 34 (2018)) wurde herausgearbeitet, dass es sich hierbei um die unkritische Verwendung des Allquantors, also um mathematische Mythen der industriellen, technischen Revolution handelt, die notwendigerweise innere Widersprüche enthalten und zur Entstehung von Paradoxien führen.
Im ersten Teil des Vortrags führt der Referent Beispiele aus seiner Berufspraxis an. Hinsichtlich der Messbarkeit erläutert er, wie durch Messungen im Inneren und an den Polen von Bleiakkumulatoren unterschiedliche Aussagen über den Alterungszustand der Batterien gewonnen werden können. Ausgehend von Experimenten zum Zerfall von Bierschaum wird die Problematik der Vergleichbarkeit anhand der auf Ernst Ruch zurückgehenden Diagrammverbände von Blasengrößenverteilungen diskutiert. Als Beispiel für die Berechenbarkeit wird die computer-gesteuerte, vollautomatische Betriebsführung der M-Bahn (Magnetbahn) Berlin in den Jahren 1987 – 1991 erwähnt, wobei erstmals das vollautomatische (autonome) Schienen-gebundene Fahren getestet wurde.
Anschließend geht der Vortragende auf die Grenzen der mathematischen Mythen ein. So erreicht die Messbarkeit zum Beispiel in der Quantenmechanik ihr Limit, wenn die Messung das gemessene System selbst verändert. Die Vergleichbarkeit setzt die totale Ordnung voraus, die aber bereits bei Verteilungen, z.B. Partitionen einer natürlichen Zahl n, bezüglich ihrer Majorisierung für n = 6 Verteilungen, nicht mehr vollständig gegeben ist. Die Berechenbarkeit erreicht ihre prinzipiellen Grenzen an der Grenze vom Chaos zum Zufall, aber auch in der Theoretischen Informatik, z.B. beim Halteproblem.
Die Klasse Naturwissenschaften und Technikwissenschaften der Leibniz-Sozietät lädt für den 12,12,2019 ein zu ihrer öffentlichen wissenschftlichen Dezember-Sitzung. Das Thema der Situng ist
Messbarkeit, Vergleichbarkeit, Berechenbarkeit
Referent: Ernst-Christoph Haß (MLS)
C.V.:
Dr. Haß ist Physikochemiker und Softwareingenieur sowie Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2019. Nach dem Chemiestudium an der Technischen Universität Berlin und der Promotion (1979) an der Universität Bremen setzte er seine wissenschaftliche Tätigkeit von 1979 – 1982 als Postdoctoral Research Fellow am Department of Chemistry an der University of Saskatchewan in Kanada mit umfangreichen quantenchemischen Rechnungen sowie Beiträgen und Seminaren zur Mathematischen Chemie fort. Anschließend war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich Struktur und Dynamik von Grenzflächen an der FU Berlin tätig, wo er die Arbeiten in Theoretischer und Mathematischer Chemie fortführte.
Nach einem Wechsel in die Bahnindustrie arbeitete Dr. Haß bis 2001 in mehreren Abteilungen als Systemingenieur an der Leittechnik für die M-Bahn (Magnetbahn) Berlin, wobei erstmals ein vollautomatischer (autonomer) Fahrbetrieb getestet wurde, sowie an der Entwicklung der Software für Betriebsführung und Fahrgastinformation. Von 2002 bis 2004 war er Projektleiter im Bereich Verfahrensentwicklung bei der MIR-Chem GmbH in Bremen und zuständig für die Optische Schaumanalyse mit digitaler Bildverarbeitung, Batteriediagnostik und Wasserstoffgewinnung für die Brennstoffzelle sowie Erstellung von Patentschriften. Es folgten mehrere wechselnde Tätigkeiten in Forschung und Entwicklung in unterschiedlichen Projekten und Betrieben. Darüber hinaus engagierte er sich an der Universität Bremen in der Arbeitsgruppe ‚Chemische Synergetik‘ von Prof. Plath, wobei wissenschaftlichen Publikationen zur Theorie des Schaumzerfalls, der Alterung von Batterien und der Dynamik der Entwicklung des Wissens entstanden. 2011 – 2016 arbeitete er bei der Daimler-Tochter NuCellSys GmbH in Kirchheim/Teck als Software-Ingenieur im Bereich Energiemanagement und Steuerung der Brennstoffzelle.
Seit seinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben (2015) beschäftigt er sich wie zu Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn mit philosophischen Fragestellungen zur Chemie. In Kooperation mit Prof. Plath veröffentlichte er bei ‚Leibniz Online‘ auf einem synergetischen Ansatz beruhende Publikationen zur Entstehung von Innovation und zur Bestimmtheit und Unbestimmtheit von sozialen Systemen sowie zu modernen technologischen Mythen.
Abstract:
Sowohl in der wissenschaftlichen und der industriellen Praxis wie auch im gesellschaftspolitischen Bereich spielen die Begriffe Messbarkeit, Vergleichbarkeit und Berechenbarkeit eine herausragende Rolle. In der Publikation „Strukturbildung durch soziale Spiegelung – Mythen und Realität“ (Leibniz-Online, Nr. 34 (2018)) wurde herausgearbeitet, dass es sich hierbei um die unkritische Verwendung des Allquantors, also um mathematische Mythen der industriellen, technischen Revolution handelt, die notwendigerweise innere Widersprüche enthalten und zur Entstehung von Paradoxien führen.
Im ersten Teil des Vortrags führt der Referent Beispiele aus seiner Berufspraxis an. Hinsichtlich der Messbarkeit erläutert er, wie durch Messungen im Inneren und an den Polen von Bleiakkumulatoren unterschiedliche Aussagen über den Alterungszustand der Batterien gewonnen werden können. Ausgehend von Experimenten zum Zerfall von Bierschaum wird die Problematik der Vergleichbarkeit anhand der auf Ernst Ruch zurückgehenden Diagrammverbände von Blasengrößenverteilungen diskutiert. Als Beispiel für die Berechenbarkeit wird die computer-gesteuerte, vollautomatische Betriebsführung der M-Bahn (Magnetbahn) Berlin in den Jahren 1987 – 1991 erwähnt, wobei erstmals das vollautomatische (autonome) Schienen-gebundene Fahren getestet wurde.
Anschließend geht der Vortragende auf die Grenzen der mathematischen Mythen ein. So erreicht die Messbarkeit zum Beispiel in der Quantenmechanik ihr Limit, wenn die Messung das gemessene System selbst verändert. Die Vergleichbarkeit setzt die totale Ordnung voraus, die aber bereits bei Verteilungen, z.B. Partitionen einer natürlichen Zahl n, bezüglich ihrer Majorisierung für n = 6 Verteilungen, nicht mehr vollständig gegeben ist. Die Berechenbarkeit erreicht ihre prinzipiellen Grenzen an der Grenze vom Chaos zum Zufall, aber auch in der Theoretischen Informatik, z.B. beim Halteproblem.
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Veranstaltungsort
Berlin, 10551 Google Karte anzeigen