Der Arbeitskreis „Prinzip Einfachheit“ veranstaltet eine Sitzung, auf der der folgende Vortrag vorgestellt und diskutiert wird:
Prof. Dr. Dieter B. Herrmann (MLS): Sind die Standardmodelle der Kosmologie und Elementarteilchenphysik falsch, weil sie nicht einfach genug sind?
am 26.03.2015, 10.30-12.30 Uhr
Ort: Balkonsaal
C.V.:
Prof. Herrmann ist Physiker, Astronom und Wissenschaftshistoriker sowie Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 1996. Nach dem Studium der Physik an der Humboldt-Universität (1957-1963) war er zunächst in der Staatlichen Zentrale für Strahlenschutz der DDR tätig. Ab 1970 leitete er die Abteilung Astronomiegeschichte an der Archenhold-Sternwarte in Berlin-Treptow. 1976 wurde er Direktor der Sternwarte und 1987 auch Gründungsdirektor des Zeiss-Großplanetariums sowie Honorarprofessor an der Humboldt-Universität. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigte er sich vor allem mit der Geschichte der Astrophysik sowie mit quantitativen Methoden der Wissenschaftsgeschichte. Er ist Mitglied der Internationalen Astronomischen Union, der Astronomischen Gesellschaft, der Berliner Wissenschaftlichen Gesellschaft und anderer wissenschaftlicher Organisationen. Nach seiner Emeritierung (2004) war er von 2006-2012 Präsident der Leibniz-Sozietät. Seit 2012 ist er Mitglied des Vorstandes der Berliner Urania.
Abstract: Die heutigen Standardmodelle der Kosmologie und Elementarteilchenphysik werden von der überwiegenden Mehrheit der wissenschaftlichen Community als erfolgreiche Annäherungen an die wissenschaftliche Wahrheit über die Makro- und Mikrowelt betrachtet. Ungeachtet zahlreicher offener Fragen haben neuere Forschungsergebnisse, z.B. die Analyse des Mikrowellenbackgrounds durch die Planck-Mission (2013) oder die Entdeckung des Higgs-Bosons (2012), weitere Bestätigungen für die Richtigkeit der Standardmodelle erbracht. Dennoch mehren sich in letzter Zeit die Stimmen durchaus profilierter Wissenschaftler, die grundsätzliche Kritik an den etablierten Modellen äußern und sogar von einem Irrweg sprechen, auf dem sich die Forschung seit längerem befinde. Interessant sind in diesem Zusammenhang besonders die Argumente von Alexander Unzicker, der den etablierten Modellen mangelnde Einfachheit vorwirft und daraus auf ihre fehlende Plausibilität schließt.
Der Vortrag versucht an Hand historischer Fallbeispiele aus Kosmologie und Elementarteilchenphysik zu klären, ob „Einfachheit“ tatsächlich ein tragfähiges Prinzip darstellt, das zur Entscheidung über „Richtig“ und „Falsch“ bei der naturwissenschaftlichen Hypothesenbildung geeignet ist.
Die Analyse der Entwicklung vom geozentrischen zum heliozentrischen Weltsystem ebenso wie die Versuche, Strukturen des Planetensystems durch „harmonische Grundannahmen“ zu erfassen, aber auch der Weg vom „Teilchenzoo“ der Elementarteilchenphysik zum gegenwärtigen Bild der Elementarteilchenphysik führen den Autor zu der Überzeugung, dass „Einfachheit“ kein Wahrheitskriterium sein kann. Die heuristische Bedeutung von „Einfachheit“ für die Forschung wird davon jedoch nicht berührt.
Der Arbeitskreis „Prinzip Einfachheit“ veranstaltet eine Sitzung, auf der der folgende Vortrag vorgestellt und diskutiert wird:
Prof. Dr. Dieter B. Herrmann (MLS):
Sind die Standardmodelle der Kosmologie und Elementarteilchenphysik falsch, weil sie nicht einfach genug sind?
am 26.03.2015, 10.30-12.30 Uhr
Ort: Balkonsaal
C.V.:
Prof. Herrmann ist Physiker, Astronom und Wissenschaftshistoriker sowie Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 1996. Nach dem Studium der Physik an der Humboldt-Universität (1957-1963) war er zunächst in der Staatlichen Zentrale für Strahlenschutz der DDR tätig. Ab 1970 leitete er die Abteilung Astronomiegeschichte an der Archenhold-Sternwarte in Berlin-Treptow. 1976 wurde er Direktor der Sternwarte und 1987 auch Gründungsdirektor des Zeiss-Großplanetariums sowie Honorarprofessor an der Humboldt-Universität. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigte er sich vor allem mit der Geschichte der Astrophysik sowie mit quantitativen Methoden der Wissenschaftsgeschichte. Er ist Mitglied der Internationalen Astronomischen Union, der Astronomischen Gesellschaft, der Berliner Wissenschaftlichen Gesellschaft und anderer wissenschaftlicher Organisationen. Nach seiner Emeritierung (2004) war er von 2006-2012 Präsident der Leibniz-Sozietät. Seit 2012 ist er Mitglied des Vorstandes der Berliner Urania.
Abstract:
Die heutigen Standardmodelle der Kosmologie und Elementarteilchenphysik werden von der überwiegenden Mehrheit der wissenschaftlichen Community als erfolgreiche Annäherungen an die wissenschaftliche Wahrheit über die Makro- und Mikrowelt betrachtet. Ungeachtet zahlreicher offener Fragen haben neuere Forschungsergebnisse, z.B. die Analyse des Mikrowellenbackgrounds durch die Planck-Mission (2013) oder die Entdeckung des Higgs-Bosons (2012), weitere Bestätigungen für die Richtigkeit der Standardmodelle erbracht. Dennoch mehren sich in letzter Zeit die Stimmen durchaus profilierter Wissenschaftler, die grundsätzliche Kritik an den etablierten Modellen äußern und sogar von einem Irrweg sprechen, auf dem sich die Forschung seit längerem befinde. Interessant sind in diesem Zusammenhang besonders die Argumente von Alexander Unzicker, der den etablierten Modellen mangelnde Einfachheit vorwirft und daraus auf ihre fehlende Plausibilität schließt.
Der Vortrag versucht an Hand historischer Fallbeispiele aus Kosmologie und Elementarteilchenphysik zu klären, ob „Einfachheit“ tatsächlich ein tragfähiges Prinzip darstellt, das zur Entscheidung über „Richtig“ und „Falsch“ bei der naturwissenschaftlichen Hypothesenbildung geeignet ist.
Die Analyse der Entwicklung vom geozentrischen zum heliozentrischen Weltsystem ebenso wie die Versuche, Strukturen des Planetensystems durch „harmonische Grundannahmen“ zu erfassen, aber auch der Weg vom „Teilchenzoo“ der Elementarteilchenphysik zum gegenwärtigen Bild der Elementarteilchenphysik führen den Autor zu der Überzeugung, dass „Einfachheit“ kein Wahrheitskriterium sein kann. Die heuristische Bedeutung von „Einfachheit“ für die Forschung wird davon jedoch nicht berührt.
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Veranstaltungsort
Berlin, 10551 Google Karte anzeigen