Ankündigung: März-Sitzung der Klasse Naturwissenschaften
14. März 2013 - 10:00 - 12:00
Die März-Sitzung der Klasse Naturwissenschaften findet planmäßig am 14.03.2013 statt.
10.00 bis 12.00 Uhr; Berlin Rathaus Tiergarten; BVV-Saal
Wolfgan Coy (MLS): Erfahrung und Berechnung – „Intelligente Maschinen“ ohne Moral oder Urteilskraft
C.V.:
Prof. Coy (65) ist Informatiker und Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2011. Nach dem Mathematikstudium an der Technischen Hochschule Darmstadt und der Promotion (1975) ebendort war er bis 1980 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Informatik der Universität Dortmund, unterbrochen durch einen einjährigen Forschungsaufenthalt an der Université Paris VI und verschiedene Vertretungsprofessuren.
1980 wurde er zum Professor für Informatik im Fachbereich Mathematik/Informatik der Universität Bremen berufen. 1996 übernahm er den neu eingerichteten Lehrstuhl für „Informatik in Bildung und Gesellschaft“ in der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät II der Humboldt-Universität zu Berlin, eine Tätigkeit, die durch einsemestrige Forschungsaufenthalte in Wien und Hanover, NH (USA) unterbrochen wurde. Seit 2013 arbeitet er als Senior Advisor der der Humboldt-Universität, stellvertretender Direktor des Helmholtz-Zentrums für Kulturtechnik und im Vorstand des HU-Exzellenz-Clusters „Bild-Wissen-Gestaltung“; dort leitet er eine größere Forschungsgruppe.
Wolfgang Coy ist deutscher Vertreter im Technical Comitee “Computers and Society” der wissenschaftlichen Dachorganisation International Federation for Information Procecessing und Fellow der Gesellschaft für Informatik.
Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Digitale Medien, Bildwissenschaften, Informatik und Gesellschaft, Theorie der Informatik sowie Sozial- und Kulturgeschichte der Informatik. Seine aktuellen Interessen gelten vor allem philosophischen, theoretischen und ethischen Fragen der Informatik.
Zu seinen zahlreichen Veröffentlichung gehören 13 Bücher, die er als Autor, Ko-Autor oder Herausgeber publiziert hat, sowie fast 200 Aufsätze.
Abstract:
Gesellschaftlich verantwortliches Handeln soll das Ergebnis vernünftig begründbarer Urteile sein. Die Fähigkeit, vernünftig und nachvollziehbar zu argumentieren, ist ein Grundbaustein menschlicher Kommunikation. Nur mittels der Sprache können wir unsere Handlungen verteidigen und verständlich machen. Die Fähigkeiten, zu argumentieren, zu verstehen, zu urteilen und zu handeln gelten als die wesentlichen Bildungsziele der modernen Gesellschaft.
Das vergangene Jahrhundert hat eine umfassende Neuinterpretation sprachlich vermittelten Handelns durch eine doppelte Reduktion erfahren: Zum einen wurde der sprachliche Kern sprachlicher Argumente in symbolischen Logiken gesucht; zum anderen wurde die formale Logik mathematisiert und als mit Computern berechenbar und programmierbar gestaltet. Menschliche Sprache und menschliches Denken scheint damit Computern zugänglich zu werden. So werden Sprachein- und -ausgabesysteme, Expertensysteme oder Suchmaschinen konsequent in die menschliche Kommunikation integriert.
Gleichzeitig drängt die allumfassende technische Automatisierung mehr und mehr zur Konstruktion autonomer Systeme, sei es als Entscheidungssysteme der Wirtschaft und der Finanzindustrie, sei es als selbstständig agierende Roboter oder Roboterfahrzeuge – auf dem Mars oder mit unbemannten fliegenden Drohnen in umkämpften irdischen Gebieten. Solche selbstständig handelnden Systeme geraten rasch in Situationen, die nicht nur ein reflexives Handeln nach vorgegebenen programmierten Schemata erfordern, sondern in komplexen Situationen auch Entscheidungen mit schwer übersehbaren Folgen treffen sollen. Im Extremfall militärischer Roboter oder auch von Systemen, die im Katastrophenschutz eingesetzt werden, können dies Entscheidungen über Leben und Tod von Menschen sein. Können wir solchen Maschinen derartige ethische Entscheidungen überlassen oder sollten wir erkennen, dass unsere Technik hier an eine grundsätzliche Grenze stößt?
Die März-Sitzung der Klasse Naturwissenschaften findet planmäßig am 14.03.2013 statt.
10.00 bis 12.00 Uhr; Berlin Rathaus Tiergarten; BVV-Saal
Wolfgan Coy (MLS):
Erfahrung und Berechnung – „Intelligente Maschinen“ ohne Moral oder Urteilskraft
C.V.:
Prof. Coy (65) ist Informatiker und Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2011. Nach dem Mathematikstudium an der Technischen Hochschule Darmstadt und der Promotion (1975) ebendort war er bis 1980 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Informatik der Universität Dortmund, unterbrochen durch einen einjährigen Forschungsaufenthalt an der Université Paris VI und verschiedene Vertretungsprofessuren.
1980 wurde er zum Professor für Informatik im Fachbereich Mathematik/Informatik der Universität Bremen berufen. 1996 übernahm er den neu eingerichteten Lehrstuhl für „Informatik in Bildung und Gesellschaft“ in der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät II der Humboldt-Universität zu Berlin, eine Tätigkeit, die durch einsemestrige Forschungsaufenthalte in Wien und Hanover, NH (USA) unterbrochen wurde. Seit 2013 arbeitet er als Senior Advisor der der Humboldt-Universität, stellvertretender Direktor des Helmholtz-Zentrums für Kulturtechnik und im Vorstand des HU-Exzellenz-Clusters „Bild-Wissen-Gestaltung“; dort leitet er eine größere Forschungsgruppe.
Wolfgang Coy ist deutscher Vertreter im Technical Comitee “Computers and Society” der wissenschaftlichen Dachorganisation International Federation for Information Procecessing und Fellow der Gesellschaft für Informatik.
Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Digitale Medien, Bildwissenschaften, Informatik und Gesellschaft, Theorie der Informatik sowie Sozial- und Kulturgeschichte der Informatik. Seine aktuellen Interessen gelten vor allem philosophischen, theoretischen und ethischen Fragen der Informatik.
Zu seinen zahlreichen Veröffentlichung gehören 13 Bücher, die er als Autor, Ko-Autor oder Herausgeber publiziert hat, sowie fast 200 Aufsätze.
Abstract:
Gesellschaftlich verantwortliches Handeln soll das Ergebnis vernünftig begründbarer Urteile sein. Die Fähigkeit, vernünftig und nachvollziehbar zu argumentieren, ist ein Grundbaustein menschlicher Kommunikation. Nur mittels der Sprache können wir unsere Handlungen verteidigen und verständlich machen. Die Fähigkeiten, zu argumentieren, zu verstehen, zu urteilen und zu handeln gelten als die wesentlichen Bildungsziele der modernen Gesellschaft.
Das vergangene Jahrhundert hat eine umfassende Neuinterpretation sprachlich vermittelten Handelns durch eine doppelte Reduktion erfahren: Zum einen wurde der sprachliche Kern sprachlicher Argumente in symbolischen Logiken gesucht; zum anderen wurde die formale Logik mathematisiert und als mit Computern berechenbar und programmierbar gestaltet. Menschliche Sprache und menschliches Denken scheint damit Computern zugänglich zu werden. So werden Sprachein- und -ausgabesysteme, Expertensysteme oder Suchmaschinen konsequent in die menschliche Kommunikation integriert.
Gleichzeitig drängt die allumfassende technische Automatisierung mehr und mehr zur Konstruktion autonomer Systeme, sei es als Entscheidungssysteme der Wirtschaft und der Finanzindustrie, sei es als selbstständig agierende Roboter oder Roboterfahrzeuge – auf dem Mars oder mit unbemannten fliegenden Drohnen in umkämpften irdischen Gebieten. Solche selbstständig handelnden Systeme geraten rasch in Situationen, die nicht nur ein reflexives Handeln nach vorgegebenen programmierten Schemata erfordern, sondern in komplexen Situationen auch Entscheidungen mit schwer übersehbaren Folgen treffen sollen. Im Extremfall militärischer Roboter oder auch von Systemen, die im Katastrophenschutz eingesetzt werden, können dies Entscheidungen über Leben und Tod von Menschen sein. Können wir solchen Maschinen derartige ethische Entscheidungen überlassen oder sollten wir erkennen, dass unsere Technik hier an eine grundsätzliche Grenze stößt?
Details
Veranstaltungsort
Berlin, 10551 Google Karte anzeigen