Dr. Berthold Heinicke (Dresden): Dreißig Jahre „Philosophie in Deutschland zwischen Reformation und Aufklärung, 1550-1650“
C.V.:
Studium TU Dresden 1977–1981, Promotion 1990; Mitinhaber eines Architektur- und Ingenieurbüros in Haldensleben; seit 1991 Vorlesungstätigkeit an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg. Diverse Publikationen zu Themen der frühneuzeitlichen Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte
Abstract:
Es ist ein zufälliges Zusammentreffen, dass nunmehr dreißig Jahre nach der Veröffentlichung der „Philosophie in Deutschland zwischen Reformation und Aufklärung, 1550-1650“ im damaligen Akademie-Verlag Berlin das Gedenkkolloquium für Siegfried Wollgast stattfindet. Das Werk kann nicht nur was Anspruch und Umfang betrifft, sondern auch nach eigenem Zeugnis des Verfassers mit Fug und Recht als ein Lebenswerk angesehen werden. Es stellte zu seiner Zeit eine Pioniertat dar, und in diesem Beitrag zu Ehren des Verstorbenen werden dieses Werk, seine Rezeption und zukünftige Aufgaben frühneuzeitlicher Philosophiegeschichte aus heutiger Perspektive in den Blick genommen.
Prof. Dr. Armin Jähne (Bernau): Der „Oberlausitzer“ Siegfried Wollgast. Es war nicht nur die deutsche und europäische Frühaufklärung…
C.V.:
Studium der Geschichte (1961 – 1966) und Promotion (1970); danach Tätigkeit als Oberassistent, Dozent und ao. Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin, 1980 Dr. sc. phil., 1996/97 abgewickelt; Projektarbeit; seit 2001 Mitglied und seit 2012 Vizepräsident der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften
Abstract:
Es waren nicht nur die deutsche und die europäische Frühaufklärung, mit der sich Siegfried Wollgast die längste Zeit seines Wissenschaftlerlebens beschäftigte. Das Spektrum seiner Forschungen ging weit darüber hinaus. Erinnert sei an seine vorbildlichen Studien zu Karl Christian Friedrich Krause (1781 – 1832), die ihn – natürlich und nicht bloß in diesem Zusammenhang – auf Johann Gottlieb Fichte (1762 – 1814) zurückführten. Der große Rammenauer war ebenso wie der Kamenzer Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781) nie zentraler Gegenstand einer Arbeit von Wollgast, blieb aber in dessen philosphiegeschichtlichen Gedankenkreis immer präsent. Es ist die erstaunliche Vielzahl von Frühaufklärern in der Oberlausitz, die bei Siegfried Wollgast eine besondere Affinität zu dieser eigenartigen politischen Region sui generis wachsen ließ. Es war vor allem Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651 – 1708, geb. in Kieslingswalde, zwischen Görlitz und Lauban), zu dem er sich, und damit auch zum Zittauer Gymnasialdirektor Christian Weise (1642 – 1708), wissenschaftlich hingezogen fühlte. Die Verbundenheit mit der Oberlausitz zeigte sich auch in seiner aktiven Teilnahme am gemeinsam von Leibniz-Sozietät und Deutscher Assoziation der Absolventen und Freunde der Moskauer Lomonossow-Universität (DAMU) in Bautzen 2012 veranstalteten Kolloquium „1812/1813 Russland im Krieg mit Napoleon. Von Borodino bis Bautzen“. Bewunderwert ist, wie weit Siegfried Wollgast den Bogen der ihn bewegenden Themen spannte: Von der Frühaufklärung über die Utopie in Vergangenheit und Gegenwart, einschließlich von „‚Realen Sozialismus’ und Utopie“, bis hin zu aktuellen Problemen von Toleranz und Intoleranz, Patriotismus und Vaterland.
Prof. Dr. Gerhard Banse (Präsident der Leibniz-Sozietät): Siegfried Wollgast und das „Phänomen“ Technik
C.V.:
1965 – 1969 Studium an der Pädagogischen Hochschule Potsdam; 1971 – 1974 Doktorand an der Sektion Philosophie der Humboldt-Universität zu Berlin; 1974 – 1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR, am Lehrstuhl Technikphilosophie der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus, am Institut für Philosophie der Universität Potsdam und an der heutigen EA – European Academy of Innovation and Technology Assessment Bad Neuenahr-Ahrweiler; 1999 – 2011 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Karlsruher Institut für Technologie, Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse. 1974 Promotion, 1981 Habilitation, 1988 Ernennung zum Professor für Philosophie an der Akademie der Wissenschaften der DDR, 2000 Bestellung zum Honorarprofessor für Allgemeine Technikwissenschaft an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus und Berufung zum Gastprofessor an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Matej-Bel-Universität Banská Bystrica (Slowakische Republik), 2011 Ernennung zum Professor e.h. (ehrenhalber) der Schlesischen Universität Katowice (Polen). Mitglied (seit 2000), Vizepräsident (2009 – 2012) und Präsident (seit 2012) der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e. V.
Abstract:
Im vielfältigen wissenschaftlichen Wirken von Siegfried Wollgast gibt es einen kurzen Zeitraum, in dem die ebenso erfolg- wie ergebnisreiche philosophische Beschäftigung mit dem „Phänomen“ Technik ein zentraler Gegenstand war. Mit notwendigen Vorarbeiten und einigen „Nachwehen“ lässt sich dieser Zeitraum durch zwei Buchpublikationen eingrenzen: 1979 erschien die Monografie „Philosophie und Technik“ und 1984 wurde der Sammelband „Technikphilosophie in Vergangenheit und Gegenwart“ herausgegeben. Inhaltlich ging es Wollgast dabei weniger um die systematische Behandlung der vielfältigen aktuellen Interdependenzen zwischen Philosophie und Technik, sondern sein Interesse galt vor allem (philosophie)historischen Zusammenhängen, galt der Geschichte dieser Interdependenzen, diese dabei nach „Mustern“ und Wiederholungen, aber auch nach Neuansätzen durcharbeitend. – Im Vortrag wird auf dieses Wirken eingegangen.
PD Dr. Hartmut Hecht (Berlin): Vernunft und Glaube. Denkanstöße von Siegfried Wollgast C.V.:
Studium der Physik und der Philosophie; danach Lehre und Forschung an verschiedenen Universitäten, darunter der Humboldt-Universität zu Berlin und der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald; seit 2014 Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften.
Forschungsschwerpunkte: Naturphilosophie und Wissenschaftstheorie. Seit 1984 vor allem Leibniz und Leibniz-Rezeption in der Philosophie und den Wissenschaften – zunächst an der Akademie der Wissenschaften der DDR, später als Arbeitsstellenleiter bei der Leibniz-Edition Berlin der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zur Herausgabe der naturwissenschaftlichen, medizinischen und technischen Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz im Rahmen der Akademie-Ausgabe Abstract:
Das Verhältnis von Vernunft und Glaube bezeichnet ein Thema, das Siegfried Wollgast zeit seines Lebens beschäftigt hat. Es ist geeignet, sowohl seine Forschungsmethodologie als auch die Kreativität seines Denkens exemplarisch darzustellen. Siegfried Wollgasts Auseinandersetzung mit diesem Thema war zunächst durch seinen bevorzugten Forschungsgegenstand, die Frühaufklärung in Deutschland und Polen, bestimmt. Sie erlangte dann zunehmend allgemeinere Bedeutung und führte in einem Aufsatz aus dem Jahr 2012 zu Überlegungen, die den Glauben als philosophisches Problem thematisierten. Die Diskussion dieses Aufsatzes wird den Hauptinhalt des Vortrags ausmachen.
Die November-Sitzung der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin wird als
öffentliches wissenschaftliches Kolloquium in memoriam Siegfried Wollgast (1933-2017)
durchgeführt mit Beiträgen von
Berthold Heinicke (Dresden), Hartmut Hecht (MLS), Gerhard Banse (MLS), Armin Jähne (MLS).
Ort: Berlin, Rathaus Tiergarten, BVV-Saal
Zeit: 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr
Veranstaltungsflyer
Dr. Berthold Heinicke (Dresden): Dreißig Jahre „Philosophie in Deutschland zwischen Reformation und Aufklärung, 1550-1650“
C.V.:
Studium TU Dresden 1977–1981, Promotion 1990; Mitinhaber eines Architektur- und Ingenieurbüros in Haldensleben; seit 1991 Vorlesungstätigkeit an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg. Diverse Publikationen zu Themen der frühneuzeitlichen Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte
Abstract:
Es ist ein zufälliges Zusammentreffen, dass nunmehr dreißig Jahre nach der Veröffentlichung der „Philosophie in Deutschland zwischen Reformation und Aufklärung, 1550-1650“ im damaligen Akademie-Verlag Berlin das Gedenkkolloquium für Siegfried Wollgast stattfindet. Das Werk kann nicht nur was Anspruch und Umfang betrifft, sondern auch nach eigenem Zeugnis des Verfassers mit Fug und Recht als ein Lebenswerk angesehen werden. Es stellte zu seiner Zeit eine Pioniertat dar, und in diesem Beitrag zu Ehren des Verstorbenen werden dieses Werk, seine Rezeption und zukünftige Aufgaben frühneuzeitlicher Philosophiegeschichte aus heutiger Perspektive in den Blick genommen.
Prof. Dr. Armin Jähne (Bernau): Der „Oberlausitzer“ Siegfried Wollgast. Es war nicht nur die deutsche und europäische Frühaufklärung…
C.V.:
Studium der Geschichte (1961 – 1966) und Promotion (1970); danach Tätigkeit als Oberassistent, Dozent und ao. Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin, 1980 Dr. sc. phil., 1996/97 abgewickelt; Projektarbeit; seit 2001 Mitglied und seit 2012 Vizepräsident der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften
Abstract:
Es waren nicht nur die deutsche und die europäische Frühaufklärung, mit der sich Siegfried Wollgast die längste Zeit seines Wissenschaftlerlebens beschäftigte. Das Spektrum seiner Forschungen ging weit darüber hinaus. Erinnert sei an seine vorbildlichen Studien zu Karl Christian Friedrich Krause (1781 – 1832), die ihn – natürlich und nicht bloß in diesem Zusammenhang – auf Johann Gottlieb Fichte (1762 – 1814) zurückführten. Der große Rammenauer war ebenso wie der Kamenzer Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781) nie zentraler Gegenstand einer Arbeit von Wollgast, blieb aber in dessen philosphiegeschichtlichen Gedankenkreis immer präsent. Es ist die erstaunliche Vielzahl von Frühaufklärern in der Oberlausitz, die bei Siegfried Wollgast eine besondere Affinität zu dieser eigenartigen politischen Region sui generis wachsen ließ. Es war vor allem Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651 – 1708, geb. in Kieslingswalde, zwischen Görlitz und Lauban), zu dem er sich, und damit auch zum Zittauer Gymnasialdirektor Christian Weise (1642 – 1708), wissenschaftlich hingezogen fühlte. Die Verbundenheit mit der Oberlausitz zeigte sich auch in seiner aktiven Teilnahme am gemeinsam von Leibniz-Sozietät und Deutscher Assoziation der Absolventen und Freunde der Moskauer Lomonossow-Universität (DAMU) in Bautzen 2012 veranstalteten Kolloquium „1812/1813 Russland im Krieg mit Napoleon. Von Borodino bis Bautzen“. Bewunderwert ist, wie weit Siegfried Wollgast den Bogen der ihn bewegenden Themen spannte: Von der Frühaufklärung über die Utopie in Vergangenheit und Gegenwart, einschließlich von „‚Realen Sozialismus’ und Utopie“, bis hin zu aktuellen Problemen von Toleranz und Intoleranz, Patriotismus und Vaterland.
Prof. Dr. Gerhard Banse (Präsident der Leibniz-Sozietät): Siegfried Wollgast und das „Phänomen“ Technik
C.V.:
1965 – 1969 Studium an der Pädagogischen Hochschule Potsdam; 1971 – 1974 Doktorand an der Sektion Philosophie der Humboldt-Universität zu Berlin; 1974 – 1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR, am Lehrstuhl Technikphilosophie der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus, am Institut für Philosophie der Universität Potsdam und an der heutigen EA – European Academy of Innovation and Technology Assessment Bad Neuenahr-Ahrweiler; 1999 – 2011 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Karlsruher Institut für Technologie, Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse. 1974 Promotion, 1981 Habilitation, 1988 Ernennung zum Professor für Philosophie an der Akademie der Wissenschaften der DDR, 2000 Bestellung zum Honorarprofessor für Allgemeine Technikwissenschaft an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus und Berufung zum Gastprofessor an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Matej-Bel-Universität Banská Bystrica (Slowakische Republik), 2011 Ernennung zum Professor e.h. (ehrenhalber) der Schlesischen Universität Katowice (Polen). Mitglied (seit 2000), Vizepräsident (2009 – 2012) und Präsident (seit 2012) der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e. V.
Abstract:
Im vielfältigen wissenschaftlichen Wirken von Siegfried Wollgast gibt es einen kurzen Zeitraum, in dem die ebenso erfolg- wie ergebnisreiche philosophische Beschäftigung mit dem „Phänomen“ Technik ein zentraler Gegenstand war. Mit notwendigen Vorarbeiten und einigen „Nachwehen“ lässt sich dieser Zeitraum durch zwei Buchpublikationen eingrenzen: 1979 erschien die Monografie „Philosophie und Technik“ und 1984 wurde der Sammelband „Technikphilosophie in Vergangenheit und Gegenwart“ herausgegeben. Inhaltlich ging es Wollgast dabei weniger um die systematische Behandlung der vielfältigen aktuellen Interdependenzen zwischen Philosophie und Technik, sondern sein Interesse galt vor allem (philosophie)historischen Zusammenhängen, galt der Geschichte dieser Interdependenzen, diese dabei nach „Mustern“ und Wiederholungen, aber auch nach Neuansätzen durcharbeitend. – Im Vortrag wird auf dieses Wirken eingegangen.
PD Dr. Hartmut Hecht (Berlin): Vernunft und Glaube. Denkanstöße von Siegfried Wollgast
C.V.:
Studium der Physik und der Philosophie; danach Lehre und Forschung an verschiedenen Universitäten, darunter der Humboldt-Universität zu Berlin und der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald; seit 2014 Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften.
Forschungsschwerpunkte: Naturphilosophie und Wissenschaftstheorie. Seit 1984 vor allem Leibniz und Leibniz-Rezeption in der Philosophie und den Wissenschaften – zunächst an der Akademie der Wissenschaften der DDR, später als Arbeitsstellenleiter bei der Leibniz-Edition Berlin der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zur Herausgabe der naturwissenschaftlichen, medizinischen und technischen Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz im Rahmen der Akademie-Ausgabe
Abstract:
Das Verhältnis von Vernunft und Glaube bezeichnet ein Thema, das Siegfried Wollgast zeit seines Lebens beschäftigt hat. Es ist geeignet, sowohl seine Forschungsmethodologie als auch die Kreativität seines Denkens exemplarisch darzustellen. Siegfried Wollgasts Auseinandersetzung mit diesem Thema war zunächst durch seinen bevorzugten Forschungsgegenstand, die Frühaufklärung in Deutschland und Polen, bestimmt. Sie erlangte dann zunehmend allgemeinere Bedeutung und führte in einem Aufsatz aus dem Jahr 2012 zu Überlegungen, die den Glauben als philosophisches Problem thematisierten. Die Diskussion dieses Aufsatzes wird den Hauptinhalt des Vortrags ausmachen.
Details
Veranstaltungsort
Berlin, 10551 Google Karte anzeigen