C.V.: Prof. Küttler ist Historiker. Er wurde 1990 zum Korrespondierenden Mitglied der 1700 von Leibniz in Berlin begründeten Gelehrtengesellschaft gewählt, der heutigen Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V.
Von 1974 bis 1991 leitete er den Wissenschaftsbereich „Theorie und Methodologie der Geschichtswissenschaft“ am Zentralinstitut für Geschichte der AdW der DDR; bis zur Emeritierung 2001 war er Mitarbeiter am Berliner Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte. Mehrere Bücher und zahlreiche andere Publikationen repräsentieren seine Arbeitsergebnisse auf den Gebieten Geschichtsmethodologie, Historiographiegeschichte und Wissenschaftsgeschichte. Abstract:
Max Webers am 7. November 1917 in München und im Oktober 1919 veröffentlichter Vortrag „Wissenschaft als Beruf“ ist einer der klassischen wissenschaftstheoretischen Texte. Seine nachhaltige Aktualität besteht in den Antworten, die er auf die hier zentral gestellte Doppelfrage gibt: „Was bedeutet die Wissenschaft für den, der sich ihr hingibt“, und: „Welches ist der Beruf der Wissenschaft innerhalb des Gesamtlebens der Menschheit? und welches ihr Wert?“ [Gesamtausgabe I,17,88]. Weber fragt zunächst danach, was zu tun ist, wenn Wissenschaft als materiell einträgliche Tätigkeit in der modernen kapitalistischen Gesellschaft betrieben werden soll (die USA geben ihm dafür schon damals das realistische Zukunftsbild).
Er fragt weiter, worin die kognitiven und ethischen Grundlagen wirklichen Erkenntnisfortschritts bestehen und grenzt die Wissenschaft als empirisch begründete und überprüfbare Erfassung der Welt strikt von religiösem, künstlerischem und auch alltäglichem Verhalten der Menschen zur Welt ab. Darin sieht er sowohl die Gemeinsamkeit aller Wissenschaften als auch die Grundlage ihrer Differenzierung nach Gegenständen und Problemen.
In ihrer konstitutiven Funktion für das moderne Leben im Kapitalismus besteht zugleich der Wert, den die darin existierenden Menschen der Wissenschaft beimessen. Weber verneint, dass es ihr Beruf sein könne, einem über äußere technische Lebensbedingungen hinausgehenden qualitativen Fortschritt zu dienen und politische oder alltägliche Entscheidungen in diesem Sinne zu begründen. Er bejaht aber, dass verantwortungsvoll verstandene Philosophie und Wissenschaft diese Entscheidungen durch Analyse der Folgen des Handelns im Verhältnis zu den Zielen kritisch begleiten können und sollen.
Weber reflektierte diese Probleme im ideologischen Kontext eines Liberalen in der Grenzsituation der imperialistischen Epoche (W.J. Mommsen). Im Kern sind es aber nach den Erfahrungen des 20. und beginnenden 21. Jh. weit über diesen Rahmen hinaus Probleme von allgemeiner Bedeutung. Im Zeitalter der Digitalisierung und der scheinbar unbegrenzten Wirkungsmacht von Wissenschaft und Technik sind sie in vieler Hinsicht heute noch schärfer gestellt, als sie damals, im und kurz nach dem Ersten Weltkrieg, akut geworden waren.
Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin lädt ein zu ihrer öffentlichen wissenschaftlichen Januar-Plenarsitzung zum Thema
Max Webers “Wissenschaft als Beruf” –
zur Aktualität eines Vortrages hundert Jahre danach
Vortragender: Wolfgang Küttler (MLS)
Ort: Berlin, Rathaus Tiergarten, BVV-Saal
Zeit: 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr
C.V.:
Prof. Küttler ist Historiker. Er wurde 1990 zum Korrespondierenden Mitglied der 1700 von Leibniz in Berlin begründeten Gelehrtengesellschaft gewählt, der heutigen Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V.
Von 1974 bis 1991 leitete er den Wissenschaftsbereich „Theorie und Methodologie der Geschichtswissenschaft“ am Zentralinstitut für Geschichte der AdW der DDR; bis zur Emeritierung 2001 war er Mitarbeiter am Berliner Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte. Mehrere Bücher und zahlreiche andere Publikationen repräsentieren seine Arbeitsergebnisse auf den Gebieten Geschichtsmethodologie, Historiographiegeschichte und Wissenschaftsgeschichte.
Abstract:
Max Webers am 7. November 1917 in München und im Oktober 1919 veröffentlichter Vortrag „Wissenschaft als Beruf“ ist einer der klassischen wissenschaftstheoretischen Texte. Seine nachhaltige Aktualität besteht in den Antworten, die er auf die hier zentral gestellte Doppelfrage gibt: „Was bedeutet die Wissenschaft für den, der sich ihr hingibt“, und: „Welches ist der Beruf der Wissenschaft innerhalb des Gesamtlebens der Menschheit? und welches ihr Wert?“ [Gesamtausgabe I,17,88]. Weber fragt zunächst danach, was zu tun ist, wenn Wissenschaft als materiell einträgliche Tätigkeit in der modernen kapitalistischen Gesellschaft betrieben werden soll (die USA geben ihm dafür schon damals das realistische Zukunftsbild).
Er fragt weiter, worin die kognitiven und ethischen Grundlagen wirklichen Erkenntnisfortschritts bestehen und grenzt die Wissenschaft als empirisch begründete und überprüfbare Erfassung der Welt strikt von religiösem, künstlerischem und auch alltäglichem Verhalten der Menschen zur Welt ab. Darin sieht er sowohl die Gemeinsamkeit aller Wissenschaften als auch die Grundlage ihrer Differenzierung nach Gegenständen und Problemen.
In ihrer konstitutiven Funktion für das moderne Leben im Kapitalismus besteht zugleich der Wert, den die darin existierenden Menschen der Wissenschaft beimessen. Weber verneint, dass es ihr Beruf sein könne, einem über äußere technische Lebensbedingungen hinausgehenden qualitativen Fortschritt zu dienen und politische oder alltägliche Entscheidungen in diesem Sinne zu begründen. Er bejaht aber, dass verantwortungsvoll verstandene Philosophie und Wissenschaft diese Entscheidungen durch Analyse der Folgen des Handelns im Verhältnis zu den Zielen kritisch begleiten können und sollen.
Weber reflektierte diese Probleme im ideologischen Kontext eines Liberalen in der Grenzsituation der imperialistischen Epoche (W.J. Mommsen). Im Kern sind es aber nach den Erfahrungen des 20. und beginnenden 21. Jh. weit über diesen Rahmen hinaus Probleme von allgemeiner Bedeutung. Im Zeitalter der Digitalisierung und der scheinbar unbegrenzten Wirkungsmacht von Wissenschaft und Technik sind sie in vieler Hinsicht heute noch schärfer gestellt, als sie damals, im und kurz nach dem Ersten Weltkrieg, akut geworden waren.
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Berlin, 10551 Google Karte anzeigen