Ankündigung: Februar-Sitzung der Klasse Sozial-und Geisteswissenschaften
14. Februar 2013 - 10:00 - 12:00
Die Sitzung der Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften findet planmäßig am 14.02.2013 statt.
Dietrich Mühlberg (Berlin) : Zu aktuellen Tendenzen in den Kulturwissenschaften
10.00 bis 12.00 Uhr; Berlin, Rathaus Tiergarten; Balkonsaal
C.V.:
Prof. Mühlberg (76) ist Kulturwissenschaftler. Nach dem Studium der Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent an den Universitäten Greifswald, Sofia und Berlin (HU). Hier entwickelte er den Studiengang Kulturwissenschaft und hatte 1974 – 1996 die Professur für Kulturgeschichte inne. Sein Arbeitsschwerpunkt waren neben kulturtheoretischen Grundfragen die Kulturgeschichte des Alltags, der unterbürgerlichen Schichten und ihrer sozialen Bewegungen. Danach war er bis 2001 am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam an Untersuchungen zur deutschen Kulturgeschichte seit 1945 und zum kulturellen Wandel nach 1990 beteiligt und hielt außerdem Lehrveranstaltungen an der HUB und an der Dresdener Internationalen Universität ab. Von 2004-2012 war er Kultursenator des Landes Sachsen-Anhalt. Er ist außerdem Vorstandsvorsitzender der Kulturinitiative ’89 (seit 1994) sowie Mitglied in wissenschaftlichen Beiräten mehrerer kultureller Einrichtungen.
Seine Veröffentlichungen und Editionen sind der Geschichte der Arbeiterkultur und der Kultur sozialer Bewegungen gewidmet, seit 1991 vor allem der Kulturgeschichte der SBZ/DDR (Kulturpolitik, Zugänge zur Alltagskultur, Sexualität, Medienverhalten) und den kulturellen Folgen der deutschen Einheit.
Abstract: Die unter dem Label “Kultur” firmierenden wissenschaftlichen Disziplinen haben sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten stark vermehrt: durch integrative Aufgabenstellungen (transdisziplinäre Projekte) wie auch durch disziplinübergreifende (interdisziplinäre) Zusammenarbeit. “Kulturelle Probleme” verlangen zu ihrer Bearbeitung die Konzepte und Methoden verschiedener Fachrichtungen, die dabei tendenziell kulturwissenschaftliche Subdisziplinen bilden. Zugleich soll es die “kulturelle Sicht” ermöglichen, heterogene Wissensformen und Disziplinen zusammenzuführen.
Auslöser dieses Anstiegs waren praktische Probleme und Aufgaben, die als kulturelle verstanden werden. Dazu gehören die wachsende kulturelle Kommunikation wie Abgrenzung als Globalisierungsfolgen. “Mentale Dispositionen” prägen politisches Handeln, äußern sich in Nationalismus, Rassismus und Tea-Party-Bewegung, aber auch in zivilgesellschaftlichem Engagement für Nachhaltigkeit, für Commens und soziale Gerechtigkeit. Tiefgreifende Umwälzungen der Kommunikationsformen änderten die kulturelle Situation ebenso wie die anhaltende Durchgestaltung aller Produktionen und Lebensbereiche. Die jüngsten Jahrzehnte brachten ein schnelles Wachstum der Kultur- und Kreativwirtschaft wie der Kulturberufe und damit auch des Ausbildungsbedarfs.
Die Reaktionen des Wissenschaftsbetriebs sind so unübersichtlich wie das Feld der praktischen Probleme. Der Anstieg universitärer Ausbildungsmöglichkeiten ist enorm, die anbietenden diversen “Kulturwissenschaften” bearbeiten Teilaspekte, die verfügbaren kulturtheoretischen Entwürfe bieten vielfältige Orientierungsmöglichkeiten, lassen aber noch keine integrierende Potenz erkennen.
Auf Marx gegründete Gesellschaftstheorien, die dem sozialistischen Experiment zugrunde lagen, haben keine wirklich brauchbare Theorie der Kultur hervorgebracht. Obwohl Kulturwissenschaft als akademische Disziplin hier entstanden ist, blieb sie marginal und für das Selbstbild der Gesellschaft ohne Bedeutung. Diskussionswürdig ist, worauf Marxisten eine Antwort finden sollten – Perspektiven marxistischer Kulturwissenschaft heute.
Die Sitzung der Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften findet planmäßig am 14.02.2013 statt.
Dietrich Mühlberg (Berlin) :
Zu aktuellen Tendenzen in den Kulturwissenschaften
10.00 bis 12.00 Uhr; Berlin, Rathaus Tiergarten; Balkonsaal
C.V.:
Prof. Mühlberg (76) ist Kulturwissenschaftler. Nach dem Studium der Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent an den Universitäten Greifswald, Sofia und Berlin (HU). Hier entwickelte er den Studiengang Kulturwissenschaft und hatte 1974 – 1996 die Professur für Kulturgeschichte inne. Sein Arbeitsschwerpunkt waren neben kulturtheoretischen Grundfragen die Kulturgeschichte des Alltags, der unterbürgerlichen Schichten und ihrer sozialen Bewegungen. Danach war er bis 2001 am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam an Untersuchungen zur deutschen Kulturgeschichte seit 1945 und zum kulturellen Wandel nach 1990 beteiligt und hielt außerdem Lehrveranstaltungen an der HUB und an der Dresdener Internationalen Universität ab. Von 2004-2012 war er Kultursenator des Landes Sachsen-Anhalt. Er ist außerdem Vorstandsvorsitzender der Kulturinitiative ’89 (seit 1994) sowie Mitglied in wissenschaftlichen Beiräten mehrerer kultureller Einrichtungen.
Seine Veröffentlichungen und Editionen sind der Geschichte der Arbeiterkultur und der Kultur sozialer Bewegungen gewidmet, seit 1991 vor allem der Kulturgeschichte der SBZ/DDR (Kulturpolitik, Zugänge zur Alltagskultur, Sexualität, Medienverhalten) und den kulturellen Folgen der deutschen Einheit.
Abstract:
Die unter dem Label “Kultur” firmierenden wissenschaftlichen Disziplinen haben sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten stark vermehrt: durch integrative Aufgabenstellungen (transdisziplinäre Projekte) wie auch durch disziplinübergreifende (interdisziplinäre) Zusammenarbeit. “Kulturelle Probleme” verlangen zu ihrer Bearbeitung die Konzepte und Methoden verschiedener Fachrichtungen, die dabei tendenziell kulturwissenschaftliche Subdisziplinen bilden. Zugleich soll es die “kulturelle Sicht” ermöglichen, heterogene Wissensformen und Disziplinen zusammenzuführen.
Auslöser dieses Anstiegs waren praktische Probleme und Aufgaben, die als kulturelle verstanden werden. Dazu gehören die wachsende kulturelle Kommunikation wie Abgrenzung als Globalisierungsfolgen. “Mentale Dispositionen” prägen politisches Handeln, äußern sich in Nationalismus, Rassismus und Tea-Party-Bewegung, aber auch in zivilgesellschaftlichem Engagement für Nachhaltigkeit, für Commens und soziale Gerechtigkeit. Tiefgreifende Umwälzungen der Kommunikationsformen änderten die kulturelle Situation ebenso wie die anhaltende Durchgestaltung aller Produktionen und Lebensbereiche. Die jüngsten Jahrzehnte brachten ein schnelles Wachstum der Kultur- und Kreativwirtschaft wie der Kulturberufe und damit auch des Ausbildungsbedarfs.
Die Reaktionen des Wissenschaftsbetriebs sind so unübersichtlich wie das Feld der praktischen Probleme. Der Anstieg universitärer Ausbildungsmöglichkeiten ist enorm, die anbietenden diversen “Kulturwissenschaften” bearbeiten Teilaspekte, die verfügbaren kulturtheoretischen Entwürfe bieten vielfältige Orientierungsmöglichkeiten, lassen aber noch keine integrierende Potenz erkennen.
Auf Marx gegründete Gesellschaftstheorien, die dem sozialistischen Experiment zugrunde lagen, haben keine wirklich brauchbare Theorie der Kultur hervorgebracht. Obwohl Kulturwissenschaft als akademische Disziplin hier entstanden ist, blieb sie marginal und für das Selbstbild der Gesellschaft ohne Bedeutung. Diskussionswürdig ist, worauf Marxisten eine Antwort finden sollten – Perspektiven marxistischer Kulturwissenschaft heute.
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Veranstaltungsort
Berlin, 10551 Google Karte anzeigen