Workshop des AK Gesellschaftsanalyse und Klassen: Bericht

Nach einem für den Arbeitskreis überaus erfolgreichen und unter anderem auch mit zwei umfangreichen Publikationen (Abhandlungen der Sozietät Bd. 39 I/II und Bd. 42) dokumentierten Jahr 2015 hat sich der Arbeitskreis auf seiner Sitzung am 5. Februar sowohl einem systematischen Rückblick wie einem Ausblick auf das angebrochene Jahr gewidmet.

Für die erste Fragestellung war kurz auf Erträge und Stand der umfangreichen Transformationsdebatte einzugehen, die – so ein Fazit – den Arbeitskreis in dieser oder jener Form auch weiterhin beschäftigen wird. Es zeigt sich nämlich, dass – trotz vieler Unklarheiten, begrifflicher Leichtfertigkeiten und auch mancher Unterstellung – Transformation sich sehr wohl eignet, um eine analytisch stringente und kritische Perspektive auf gesellschaftliche Umbrüche einzunehmen. Insofern bleibt eine allgemeine Klammer für den Arbeitskreis gesetzt.

Einerseits wurde dies mit einem einleitenden Beitrag von Irene Dölling (MLS) noch einmal so bestätigt. Zugleich nahm die Referentin die veröffentlichten Ausarbeitungen zur Transformationsproblematik aus dem Arbeitskreis zum Anlass, um kritisch auf einige offene Fragen hinzuweisen und vor allem ein Plädoyer für eine eigenständige, praxeologische Perspektive vorzubringen. Damit identifiziert sie gleichsam einen weitgehend „blinden Fleck“ in der Debatte, mit dem transformatorische Potenziale, das praktische Entstehen von Neuem „auf der Strecke“ bleiben. Und dies ist wohl in der Tat einer der interessanten Punkte weiterer Diskussionen, mit dem Anforderungen, Chancen für eine kritische und eingreifende Transformationsperspektive verbunden sind. Entsprechend sind für die nächste Zeit Sitzungen im Arbeitskreis vorgesehen, die sich übergreifenden Schnittstellen zuwenden sollen (Eigendynamiken; Entwicklung und Wachstum; Evolution und Steuerung; Kontext und Transformation etc.).

In einen zweiten und neuen Schwerpunkt des Arbeitskreises konnte Ulrich Busch (MLS) kurz einführen: Die Anregung zu einer über den Arbeitskreis hinaus und interdisziplinär angelegten Auseinandersetzung mit brisanten gesellschaftlichen und technologischen Umbrüchen, die unter „Informatisierung“, „Industrie 4.0“ etc. verhandelt werden. Dies ist zweifellos ein gravierendes Problem gerade für eine Transformationsperspektive, die zukunftsfähige gesellschaftliche Veränderung in den Blick nehmen will. Der Arbeitskreis hat mit der Universität Viadrina und Rosa-Luxemburg-Stiftung sowie Kollegen aus anderen Arbeitskreisen der Sozietät erste Partner. Weitere werden gesucht, eine thematische Konferenz wird im November stattfinden. Zuvor aber, am 22. April, werden wir unser Mitglied des Arbeitskreises, Wolfgang Küttler, anlässlich seines 80. Geburtstages würdigen: Reform – Revolution – Transformation; eine Einladung ergeht rechtzeitig.

Für weitere Informationen: thomas@biss-online.de

Michael Thomas