Wissenschaftliche Sitzungen des Plenums der Leibniz-Sozietät im Jahre 2001

Nachfolgend werden die im Jahr 2001 stattgefundenen wissenschaftlichen Sitzungen im Plenum der Leibniz-Sozietät zusammen mit den Kurzreferaten und Angaben zu den C.V. der Vortragenden aufgelistet.
Die Namen der Autoren sind mit dem Autorenverzeichnis verlinkt und die einzelnen Beiträge, die bereits in einer Publikationsreihe der Leibniz-Sozietät erschienen sind, sind als PDF-Dateien unterlegt.

18. Januar 2001

Siegfried Nowak
Moderne Methoden und Technologien der Abfallverwertung
Staatsbibliothek Unter den Linden 8, Berlin-Mitte, Lessing-Saal

Prof. Nowak (70) ist Chemiker und Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 1993. Nach dem Chemie-studium an der Lomonossow-Universität in Moskau arbeitete er an der damaligen Deutschen Akade¬mie der Wissenschaften (später Akademie der Wissenschaften der DDR; kurz AdW) in Berlin-Ad¬lershof auf den Gebieten Petrolchemie – insbesondere Pyrolyse von Kohlenwasserstoffen – und hete¬rogene Katalyse, auf denen er 1959 an der Universität Leipzig promoviert wurde und sich 1973 an der AdW habilitierte.
Viele Jahre war er Direktor des Zentralinstituts für Organische Chemie und später Leiter des For-schungsbereiches Chemie der AdW; nach der Wende bis zur Abwicklung Vicepräsident für die For¬schungsgemeinschaft. Danach gründete er das private Forschungsinstitut für Technische Chemie und Umweltschutz GmbH, das er als Geschäftsführer bis zum Renteneintritt 1995 geleitet hat.
Auf vielen internationalen Kongressen – wie den Welterdölkongressen in Japan und Argentinien, den internationalen Kongressen in Kuwait, Indien, der UdSSR, den USA und anderen europäischen Staa¬ten – trug er seine wissenschaftlichen Ergebnisse vor. Sie wurden durch die Wahl in internationale Akademien und Gremien – darunter die Russische Akademie der Wissenschaften, die Jugoslawische Akademie (Rat für Erdöl), die American Chemical Society und die New York Academy of Sciences – sowie die Mitarbeit in weiteren internationalen und nationalen Gremien gewürdigt.
Gegenwärtig berät Prof. Nowak die Geschäftsführung der UVE GmbH bei Anbahnungen und Projektentwicklungen insbesondere mit osteuropäischen Partnern.

Die Abfallwirtschaft ist ein wesentlicher Bestandteil des Umweltschutzes und ein bedeutender Zweig der Volkswirtschaft, die durch moderne Technologien, vielfältige Gesetze, Verordnungen und Richt¬werte geprägt wird. Die heute vorhandenen und in Entwicklung befindlichen Abfalltechnologien und analytischen Methoden sowie die für den Schutz der Umwelt existierenden Gesetze und Verordnungen sind selbst für den Fachmann kaum überschaubar.
Der Vortrag behandelt Grundprinzipien der Abfallwirtschaft – insbesondere Abfallwirtschaftskonzepte und Abfallbilanzen – sowie moderne Verfahren der Abfallbehandlung.
Ausgehend vom Primat der Abfallwirtschaft: Abfallvermeidung geht vor Abfallverminderung und Abfallverwertung ist wichtiger als Abfallentsorgung – werden die bedeutendsten in der Abfallwirt¬schaft etablierten Verfahren in ihren Vorzügen und Schwachstellen vorgestellt und bezüglich Zuver¬lässigkeit und Entsorgungssicherheit diskutiert. An ausgewählten Beispielen der Entsorgung von Haus¬müll und Klärschlamm werden die Besonderheiten und die Eignung der verschiedenen Verfahren – der Rostfeuerung, des Schwel-Brennverfahrens, des Thermoselect-Verfahrens, der Vergasung und der Wirbelschicht-Technologie – vorgestellt.
Es schließt sich ein gedrängter Überblick über die für die Abfallwirtschaft gültigen Gesetze, Regelun¬gen und Grenzwerte an. Es wird gezeigt, wie die gesetzlichen Bestimmungen letztendlich die Gestaltung und die Arbeitsweise von Abfallbehandlungsanlagen beeinflussen.

 

15. Februar 2001

Fritz Vilmar
Mythenbildung in der Vereinigungsforschung
Staatsbibliothek Unter den Linden 8, Berlin-Mitte, Lessing-Saal

 

15. März 2001

Dieter B. Herrmann
Die astronomischen Grundlagen unserer Chronologie
Staatsbibliothek Unter den Linden 8, Berlin-Mitte, Lessing-Saal

Prof. Herrmann (62) ist Physiker, bekannt als Astronomiehistoriker, und Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 1996. Seit 1976 leitet er die Archenhold-Sternwarte und das Zeiss-Großplanetarium Berlin. Er publizierte 23 Bücher und rund 150 wissenschaftliche Veröffentlichungen, vor allem zu wissenschaftshistorischen Themen. Als Mitglied des Wissenschaftsrates der GWUP beschäftigt er sich u. a. mit dem Problem des sogenannten „Sirius-Rätsels“, Fragen der Astrologie und des „Sterns von Bethlehem”.
Unser System zur Datierung geschichtlicher Ereignisse beruht neben den Aufzeichnungen über histo¬rische Begebenheiten wesentlich auf himmelsmechanischen Berechnungen. Beim Ordnen der Zeit ergeben sich zahlreiche Schwierigkeiten, die sowohl in der Vielzahl historischer Kalendersysteme als auch in der Fülle von unterschiedlichen Ären begründet liegen. Die eindeutige Zuordnung überlieferter Daten zur modernen Zeitrechnung ist oft auch dadurch erschwert, dass auffällige astronomische Er¬eignisse wie Sonnen- und Mondfinsternisse nicht mit der genügenden Sicherheit den bestehenden Aufzeichnungen zugeordnet werden können.

Der Vortrag berichtet über die Entstehung des heute global verwendeten
egorianischen Kalenders und untersucht auch die These, ob in unserer Chronologie ein kardinaler Fehler enthalten ist.

 

19. April 2001

Helmut Steiner
Würdigung für John Desmond Bernal anläßlich der Wiederkehr seines 100. Geburtstages am 10. Mai 2001
(Kurzvortrag)

Hans-Heinz Emons
Die Kaliindustrie – Geschichte eines deutschen Wirtschaftszweiges?
Staatsbibliothek Unter den Linden 8, Berlin-Mitte, Lessing-Saal

Prof. Emons (65) ist Chemiker und Mit¬glied der Leibniz-Sozietät seit 1993. Nach Studium und Pro¬motion (1957) in Dresden sowie Habilitation (1962) lehrte er bis 1975 an der TH Leuna-Merseburg, danach bis 1988 an der Bergakademie Freiberg. 1988-89 war er Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften der DDR, 1990-92 Arbeitsgruppenleiter an deren Zentralinstitut für anorganische Chemie in Berlin-Adlershof. Er verfasste zahlreiche Veröffentlichungen und erwarb 35 Patente, vor¬zugsweise zur Chemie und Technologie anorganischer Salze sowie zur Chemie konzentrierter Elek¬trolytlösungen und Salzschmelzen. Mit dem Dr. h.c. ehrten ihn Hochschulen in Leningrad, Merse¬burg und Leoben (Österreich); die Königlich-Norwegische Wissenschaftsakademie in Trondheim sowie die Norwegische Akademie der Wissenschaften in Oslo wählten ihn zu ihrem Mitglied.

Die ozeanischen Salze in fester wie in gelöster Form – Meer, Solen – bilden die Grundlage der Mineralsalzgewinnung und -verarbeitung.
Staßfurt (1861) war die Wiege der Kaliindustrie – eines Industriezweigs, der bis heute in der Welt vor allem für die Landwirtschaft und die Chemische Industrie von großer Bedeutung ist.
Im Vortrag wird die Geschichte des Industriezweigs in die nationalen und internationalen Wandlun¬gen – besonders politischer und wirtschaftlicher Natur – eingeordnet sowie die Verflechtung mit dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt gezeigt.
Dabei werden als Stichpunkte behandelt:
– die „deutsche Zeit“ der Kaliindustrie;
– die Ausbreitung in Deutschland über den Staßfurter Raum;
– der Bruch des deutschen Welt-Kali-Monopols;
– die Entwicklung der Welt-Kalireviere nach dem zweiten Weltkrieg;
– das „bunte, bittere Salz“ – heute;
– ein Wirtschaftszweig im Spiegel der wissenschaftlich-technischen Entwicklung;
– Chemie und Kaliindustrie;
– Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Chemie und Technologie anorganischer Salze.

 

17. Mai 2001

Bernhard vom Brocke
Adolf Harnack als Politiker und Wissenschaftsorganisator. Zwischen Preußischer Akademie und Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
Staatsbibliothek Unter den Linden 8, Berlin-Mitte, Lessing-Saal

Prof. vom Brocke (61) ist Historiker und Wissenschaftshistoriker sowie Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 1999.

 

Friedhilde Krause
Harnack als Generaldirektor der königlichen Bibliothek
Kurzvortrag

Frau Prof. Krause (74) ist Germanistin, Slawistin und Bibliothekswissenschaftlerin sowie Mit-glied der Leibniz-Sozietät seit 1997. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst als Wissenschaftliche Assi¬stentin an der Humboldt-Universität, dann als Fachreferentin im Staatssekretariat für Hochschul¬wesen der DDR und schließlich in verschiedenen Funktionen an der Deutschen Staatsbibliothek zu Berlin, von 1977 bis zu ihrer Emeritierung 1988 als deren Generaldirektorin. Parallel dazu hatte sie an der Humboldt-Universität eine Honorarprofessur inne. Sie kann auf über 450 Veröffentlichungen zu deutsch-slawischen Wechselbeziehungen, zur Geschichte der Slawistik, zur Bibliotheksgeschichte – speziell zur Geschichte der Berliner Staatsbibliothek – zu Buchgeschichte und Bibliographie verweisen.

Adolf von Harnack war der bedeutendste Gelehrte, den die Königliche Bibliothek bzw. die Preußi¬sche Staatsbibliothek in Berlin, heute Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz – je als Leiter gehabt hat (Generaldirektor von 1905 bis 1921). Er prägte im Verlauf von zwei Generationen nicht nur die deutsche Wissenschaftsentwicklung, er übte auch fünfzehn Jahre lang einen entschei¬denden Einfluß auf die Modernisierung des preußischen Bibliothekswesens aus. Die Staatsbibliothek hat er an die Spitze der wissenschaftlichen Bibliotheken nicht nur in Preußen, sondern in Deutsch¬land geführt und ihr weltweite Geltung verschafft. Harnack, als Ordinarius für Kirchengeschichte weithin bekannt, verstand zunächst wenig vom Bi¬bliothekswesen. Deshalb war er bestrebt, möglichst umgehend mit der inneren Verwaltung der Bi¬bliothek und ihren leitenden Mitarbeitern bekannt zu werden. Bereits im Antrittsmonat Oktober 1905 führte er Direktorial- bzw. Direktorenkonferenzen ein, die er von der ersten Sitzung am 28. Oktober 1905 bis zur letzten am 24. März 1921 – am 1. April 1921 trat er in den Ruhestand – selbst leitete und protokollieren ließ. Die Referentin geht vor allem auf diese – von ihr erstmalig 2001 in Buch¬form veröffentlichten – Dienstprotokolle ein und schildert den Leitungsstil Harnacks.

 

21. Juni.2001

Gerhard Banse
Neue Medien und Kultur. Aus der Arbeit an einem Projekt
Staatsbibliothek Unter den Linden 8, Berlin-Mitte, Lessing-Saal

Prof. Banse (54) ist Technikphilosoph und Mitglied der Leibniz-Sozie¬tät seit 2000. Nach einem Pädagogik-Studium und der Promotion an der Sektion Philosophie der Berliner Humboldt-Universität war er 1974 – 1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR, am Lehrstuhl Technikphilosophie der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus sowie am Institut für Philosophie der Universität Potsdam; jetzt arbeitet er am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse des Forschungszentrums Karlsruhe GmbH Technik und Umwelt. Seine Hauptarbeitsgebiete sind Technikphilosophie (Wissenschaftstheorie der Technikwissenschaften, interdisziplinäre Risikoforschung), Allgemeine Technikwissenschaft (Allgemeine Technologie, Technikgeneseforschung) und Technikfolgenabschätzung (vor allem im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien sowie Informationstechnische Sicherheit).

Im Vortrag wird ein Technikfolgenabschätzungs-Projekt vorgestellt, mit dem bisherige und zukünftige Auswirkungen der Entwicklung Neuer Medien auf den Kulturbegriff, die Kulturpolitik, die Kulturwirtschaft und den Kulturbetrieb sichtbar gemacht und begründete Aussagen über deren Veränderungen und Wandlungsprozesse erarbeitet werden sollen.
Diskutiert werden unter anderem das Aufkommen von mediengestützten Kunstformen wie Netzkunst, die parallele Nutzung traditioneller (Telefon) und neuer Kommunikationskanäle (Internet) sowie die allmähliche Substitution von VHS durch DVD.
Dabei werden die Begriffe Kultur, Medien und Neue Medien sehr weit gefasst. Im Projekt werden sowohl technische als auch soziale Veränderungen untersucht.
20. September 2001

Hubert Ivo
Nation als geistige Form der Menschheit. Wilhelm von Humboldts Sprachdenken als Exegese der conditiones humanae.
Staatsbibliothek Unter den Linden 8, Berlin-Mitte, Lessing-Saal

Prof. Ivo (74) ist Sprachwissenschaftler und Pädagoge und Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2000.
Nach zwanzig Berufsjahren im hessischen Schuldienst berief ihn die J.W.Goethe-Universität Frank¬furt/M. als Professor im Fachbereich “Neuere Philologien”. Von seinen zahlreichen Publikationen beziehen sich sechs auf Wilhelm v. Humboldt.

Wilhelm v. Humboldt hatte ein weiträumiges und zukunftsoffenes Konzept von „Nation“. Er dachte sie im Bild der Mittelstufe zwischen „Menschheit“ und „Individualität“. Das wird der Vortragende an einigen wenigen Passagen aus Humboldts sprachtheoretischen und historisch-politischen Schriften zeigen, deren Kontexte er andeuten und die er interpretieren wird. Und er wird an Humboldts Vorschlägen für eine deutsche Verfassung zeigen, wie dieser seine menschheitsgeschichtliche Defi¬nition von Nation konkret politisch zur Geltung brachte.
Damit soll Humboldts Sprachdenken in seinen philosophischen Antrieben einerseits und in seinen historisch-politischen Beweggründen andererseits in den Blick kommen. Wie in einem verfremden¬den Spiegel können wir dann unser eigenes problembeladenes Verständnis der Nation überprüfen.

 

18. Oktober 2001

Peter Oehme
Das Kokain im Spannungsfeld zwischen Sigmund Freud und Louis Lewin
Staatsbibliothek Unter den Linden 8, Berlin-Mitte, Lessing-Saal

 

15. November 2001

Jörg Vienken
Künstliche Organe heute, eine kritische Bestandsaufnahme
Staatsbibliothek Unter den Linden 8, Berlin-Mitte, Lessing-Saal

Prof. Vienken (52) ist Biomediziner und Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2000. Er arbeitet bei Fresenius Medical Care in Bad Homburg.

Die Übersichten der Deutschen Stiftung für Organspende (DSO) zeigen einen höchst unbefriedigenden Trend: Spenderorgane fehlen seit vielen Jahren, die Bereitschaft zu spenden hat sich auf relativ niedri¬gem Niveau eingependelt. Ein Ergebnis davon ist die stetig wachsende Zahl von chronisch kranken Patienten auf der Warteliste. In Deutschland warten z.B. zur Zeit etwa 12 000 nierenkranke Patienten auf ein Organ. Kann diesem Mangel durch die Bereitstellung von künstlichen Organen abgeholfen werden? Welche technischen Möglichkeiten haben wir heute, uns dieser Frage stellen zu können? Oder liegt eine Lösung des Problems darin, tierische Organe so vorzubereiten, dass sie auf den Menschen übertragen werden können?
Diesen Fragen wird der Autor nachgehen und dabei die Tür zu einem faszi¬nierenden Feld der modernen Forschung öffnen, in dem durch eine intensive interdiszipli¬näre Zusammenarbeit neue technische Ansätze und Lösungen auf dem Gebiet des Organersatzes gefunden wurden. Neuere Ergebnisse auf dem Gebiet der Zellbiologie lassen hoffen, daß es in nicht zu ferner Zukunft auch Lösungen für andere als die bekannten künstlichen Organe – Niere, Lunge, Herz – geben wird.

 

20. Dezember 2001

Lothar Sprung
Grundzüge eines integrativen Systems der humanwissenschaftlichen Methodik
Staatsbibliothek Unter den Linden 8, Berlin-Mitte, Lessing-Saal

Prof. Sprung (67) ist Psychologe und Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2000. Nach einer Lehre als Bau- und Möbeltischler und dem Studium der Psychologie an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Promotion 1970, Habilitation 1980, beide in Berlin) wurde er 1970 zum Dozenten und zum Stellvertretenden Direktor der Sektion Psychologie der Humboldt-Universität berufen, wo er Forschungsgruppen zur “Kognitiven Psychologie“ (Begriffsbildung), zur Experimentellen Psychopathologie und Psychodiagnostik sowie zur Psychodiagnostik und Geschichte der Psychologie leitete. In der Gesellschaft für Psychologie der DDR organisierte er von 1964 bis 1990 verschiedene Tagungen, teilweise mit internationaler Beteiligung. 1985-95 wirkte er im Projektrat des interdisziplinären Forschungsprojektes “Bio-psycho-soziale Einheit Mensch” (Humanontogenetik) am (späteren) “Interdisziplinären Institut für Wissenschaftsphilosophie und Humanontogenetik” der Humboldt-Universität mit, wo er 1990 zum Ordentlichen Professor für Methodologie und Methodik der Humanwissenschaften berufen wurde. Seit 1970 wurde er 15mal zu Gastprofessuren, Vorträgen und Studienaufenthalten in sieben Ländern eingeladen. Er ist Autor, Mitautor oder (Mit)Herausgeber zahlreicher Bücher und Fachartikel. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zieht ihn seit 1992 als Gutachter heran.

Der Vortrag geht von der Prämisse aus, die Emil Abderhalben (1877-1950) vor einem Menschenalter in die Worte gekleidet hat: “Am objektivsten spiegelt sich der Stand einer experimentellen Wissenschaft in ihrer Methodik wieder”. Es wird eine Theorie und Systematik der empirischen und der historischen humanwissenschaftlichen Methodologie und Methodik (kurz: Methodenlehre) vorgestellt und an Beispielen aus der Psychologie und deren Geschichte erläutert. Dabei geht es u.a. um folgende Fragen:
1. Was sind humanwissenschaftliche Methoden?
2. Welche Funktionen erfüllen sie?
3. Welche Hauptformen existieren?
4. Welche Strukturkomponenten besitzen sie?
5. Worin besteht das heutige System der Methodenlehre?
6. Welche Grundlagen gehören zum heutigen System der empirischen und welche zum heutigen System der historischen Methodenlehre?
7. Worin bestehen ihre Gemeinsamkeiten und ihre Unterschiede?
8. Wie hat sich die Methodenlehre in der Geschichte herausgebildet?
9. Wie lassen sich Methoden evaluieren, d.h. vergleichen und bewerten?
10. Was ist innerhalb der Entwicklung der humanwissenschaftlichen Methodenlehre in den kommenden Jahren zu erwarten und was ist zu erhoffen?