Nekrolog auf unser Mitglied Prof. Dr. Max Schmidt

 

Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V. trauert um ihr Mitglied,
den Politikwissenschaftler und Friedensforscher

Prof. Dr. Max Schmidt,

der am 08. Januar 2018 im Alter von 86 Jahren verstorben ist.

Foto: Archiv BBAW

Nach dem Abitur arbeitete Max Schmidt zunächst beim Arbeitsamt und Gericht in Mühlhausen, dann – ab 1951 – bei der SDAG Wismut in Oberschlehma und legte wenig später die Lehrerprüfung für Gesellschaftswissenschaften an der Verwaltungsschule „Edwin Hoernle“ in Weimar ab, an der er als Lehrer verblieb. 1954 – 1957 studierte er Politik- und Rechtswissenschaft an der Akademie für Staats- und Rechtswissenschafte der DDR und absolvierte anschließend ein postgraduales Studium in Moskau. 1972 promovierte er am Institut für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED mit einem Thema aus dem Bereich der Imperialismustheorie. 1984 habilitierte er sich.

Der Bildungsweg von Max Schmidt prädestinierte seine weitere Laufbahn, die sich in zwei Richtungen bewegte: einmal hinein in die Politikwissenschaft, zum anderen in den Bereich staatlicher Institutionen bzw. der Parteiarbeit.

Noch 1959 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Staats- und Rechtsfragen beim ZK der SED geworden und von 1965 bis 1973 in leitenden Positionen in der Westabteilung des ZK der SED beschäftigt. Hervorzuheben ist seine verdienstvolle Mitarbeit an der gemeinsam von SED und SPD verabschiedeten Grundsatzerklärung „Der Streit der Ideologien und die gemeinsame Sicherheit“. Egon Bahr, der ihn sehr schätzte, war sein Partner von der anderen Seite. Auch nach außen machte Max Schmidt den Eindruck eines klugen, flexiblen und politisch klarsichtigen Staatsfunktionärs. Dem schwedischen Botschafter Liljegrin  galt er als einer „der schärfsten Denker in der DDR“ („He is one of the sharpest brain in the GDR“). Kein Wunder, dass Max Schmidt ein gern gesehener Gast auch im „Bergedörfer Gesprächskreis“ war, veranstaltet von der Dr. A. Körber-Stiftung.

Von 1973 bis 1990 stand Max Schmidt – in Nachfolge von Herbert Häber – als Direktor dem Institut für Internationale Politik und Wirtschaft in Berlin (Ost) vor, wo er ab 1980 die Professur für Politische Ökonomie innehatte. Bis zu ihrer Auflösung war er – seit 1984 – Korrespondierendes Mitglied der AdW der DDR. Dort beteiligte er sich maßgeblich an der Gründung des Wissenschaftlichen Rates für Friedensforschung, mit dessen Leitung er dann betraut wurde. Damit verbunden waren Aktivitäten als Vorstandsmitglied des Internationalen Instituts für den Frieden in Wien (Ende der 1980er Jahre) und ab 1982 als Vizepräsident des Friedensrates der DDR. 1992 erfolgte die Versetzung in den Vorruhestand. Seine Friedensarbeit setzte er von 1995 bis1998 als wissenschaftlicher Mitabeiter für internationale Fragen der PDS-Gruppe im Deutschen Bundestag fort. Die Friedensforschung und der Friedenskampf waren für Max Schmidt eine Herzensangelegenheit, und wenn es ein Symbol gab, das seinen Lebensweg kennzeichnete, dann war es Picassos Friedenstaube.

Seine reichen wissenschaftlichen und politisch-praktischen Erfahrungen, die sich in einer Vielzahl von Artikeln niederschlugen, flossen in größere Arbeiten ein wie der von ihm als Herausgeber betreute Sammelband „US-Militär-Politik auf Kriegskurs“ (1984) oder der gemeinsam mit Wolfgang Schwarz verfaßte Band „Für die Zukunft der Menschheit: neues Denken und Handeln“ (1988). Sein letztes Buch, dessen Leitgedanke wiederum die Sorge um den Frieden war, hat er 2017 geschrieben.

Max Schmidt ist in der DDR vielfach ausgezeichnet worden. Die beutsamsten Auszeichnungen waren der Orden Stern der Völkerfreundschaft in Silber (1982) und der Vaterländische Verdienstorden in Gold (1986). Max Schmidt hat viel über das Scheitern des Sozialismus und der DDR nachgedacht. Bis zum Schluß hat er die Partei „Die Linke“ in seinem Heimatkreis Saale-Orla, wo er zuletzt lebte, mit seinen Ratschlägen unterstützt.

Max Schmidt war Gründungsmitglied der Leibniz-Sozietät. Wir werden ihm angesichts seiner Leistungen und seines aufrichtigen Charakters ein würdiges Andenken bewahren.

Armin Jähne