Nekrolog auf unser Mitglied Klaus-Peter Steiger

Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V. trauert um ihr  Mitglied,
den Phsiker

Klaus-Peter Steiger

der am 23. Juli 2018 im Alter von 77 Jahren verstorben ist.

Klaus-Peter Steiger wurde am 26. 12.1940 in Stettin geboren. Von 1947 bis 1958 währte sein Schulbesuch in Vorpommern und Mecklenburg. 1959 legte er das Abitur in Halle (Saale) ab und arbeitete danach im Chemie-Großbetrieb BUNA-SCHKOPAU als Anlagenfahrer.

Von 1960 bis 1966 erfolgte das Studium am Leningrader Technischen Institut „Uljanov/Lenin“ LETI in der Fachrichtung Physik der Halbleiter und Dielektrika (Festkörperphysik). Zeitgleich von 1965 bis 1966 legte er ein Industrie- und Diplompraktikum im Werk für Fernsehelektronik Berlin ab mit dem Arbeitsgebiet Schaltmessungen an Halbleiterelektroden im Nanosekundenbereich. Die Verteidigung der Diplomarbeit am Lehrstuhl Halbleiterphysik des LETI fand 1966 mit dem Ergebnis „sehr gut“ statt.

Im Zusammenhang mit seiner Diplomarbeit entwickelte er in der Abteilung Messtechnik des Werkes für Fernsehelektronik Berlin einen Impulsgenerator mit steilen Anstiegsflanken zur Durchführung der Messungen, die nicht nur zum erfolgreichen Abschluss der Diplomarbeit in Leningrad führten, sondern auch die Auswirkung auf wirtschaftlich weitaus relevantere Messungen an Germanium- und Silicium-Schaltdioden ermöglichten.

Die damalige Zeit war durch den Übergang von der Vakuumröhrentechnik zu den Halbleiterbauelementen und den rasanten Technologiesprüngen in der Halbleitertechnik gekennzeichnet. Es handelte sich insgesamt um den Übergang vom Grundmaterial Germanium zu Silicium.

Die Zentrale Leitstelle für Applikation des neu gegründeten Ministeriums für Elektrotechnik und Elektronik in der VVB Bauelemente- und Vakuumtechnik, die den gesamten Bauelementeeinsatz in den anwendenden Industriezweigen zu steuern hatte, benötigte wegen des notwendigen verstärkten Imports von Bauelementen aus der Sowjetunion besonders Mitarbeiter, die über Kenntnisse der russischen Halbleitertechnik verfügten. Klaus-Peter Steiger war dafür bestens geeignet und so 12 Jahre in diesem Bereich tätig. Er übte schließlich die Funktion des stellvertretenden F/E-Direktors aus.

1978 trat er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in das Büro des Präsidenten der Akademie der Wissenschaften der DDR ein, wo er seine Kenntnisse in der Einführung von Rechen- und PC-Technik im Bereich des Akademiepräsidenten zur Verfügung stellte. Neben Querschnittsaufgaben hatte er die Forschungsbereiche Mathematik und Kybernetik, Physik und Werkstoff-wissenschaften sowie Geo- und Kosmoswissenschaften zu betreuen.

Seine Erfahrungen auf dem Elektronikgebiet flossen als Impulse in die Akademieforschung ein. Als Zuständiger für Informationsflüsse war er für die Vorbereitung der Klausurtagungen des Präsidenten und für Hilfsmittel zur Bewertung der geleisteten Arbeit zuständig. Diese Tätigkeit erforderte eine zunehmend stärkere interdisziplinäre Arbeit und erbrachte Leistungen in der Wissenschaftsorganisation, ohne dass diese in zusammenfassenden Arbeiten von Klaus-Peter Steiger veröffentlicht werden konnten.

Die langjährigen Erfahrungen stellte er in Fortführung der Akademiearbeit der Leibniz-Sozietät zur Verfügung, was zur Anlage einer PC-gestützten Mitgliederdatenbank der Berliner Akademie seit 1700 führte und daraus abgeleitet zur Analyse der Mitgliederstatistik und Qualifizierung des Mitgliederverzeichnisses. Die Ergebnisse flossen in die damalige von ihm konzipierte Homepage der Leibniz-Sozietät ein.

Seine Kenntnisse fanden schließlich auch Verwendung in der Beratertätigkeit für Projekte der Zusammenarbeit zwischen deutschen und russischen Firmen. Bei seiner in diesem Zusammenhang ausgeübten Übersetzertätigkeit hatte er sich mit allgemeinen und theoretischen Fragen der Sprachwissenschaft zu beschäftigen, deren Ergebnisse auch die besondere Güte seiner Beiträge bewirkten.

Trotz seines angegriffenen Gesundheitszustandes nahm er, so gut er konnte, noch an den Sitzungen der Leibniz-Sozietät teil. Seine Verdienste um die Leibniz-Sozietät wurden 2012 mit der Verleihung der Daniel-Ernst-Jablonski-Medaille gewürdigt.

Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.

Lothar Kolditz