Wissenschaftliche Sitzungen des Plenums der Leibniz-Sozietät im Jahre 2005

Nachfolgend werden die im Jahr 2005 stattgefundenen wissenschaftlichen Sitzungen im Plenum der Leibniz-Sozietät zusammen mit den Kurzreferaten und Angaben zu den C.V. der Vortragenden aufgelistet.
Die Namen der Autoren sind mit dem Autorenverzeichnis verlinkt und die einzelnen Beiträge, die bereits in einer Publikationsreihe der Leibniz-Sozietät erschienen sind, sind als PDF-Dateien unterlegt.

 

20. Januar 2005

Rolf Löther:
Gehören naturwissenschaftliche Kenntnisse zur Bildung?

Saur-Bibliothek
Zusammenfassung: Leibniz Intern Nr. 26, 23.02.05 

Prof. Löther (71) ist Wissenschaftsphilosoph und -historiker sowie Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 1997. Nach dem Studium der Philosophie und Biologie und der einschlägigen Promotion wurde er 1971 Professor für Philosophie an der Akademie für Ärztliche Fortbildung der DDR und 1981 Forschungsgruppenleiter für philosophische Fragen der Biologie am Zentralinstitut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR. Nach der „Abwicklung“ Altersübergangsgeld-Bezieher und Rentner, setzt er seine wissenschaftliche Arbeit als Privatgelehrter fort, was bislang u.a. zur Veröffentlichung von „Der unvollkommene Mensch. Philosophische Anthropologie und biologische Evolutionstheorie“ (1992) und „Geschichte der Biologie“(3. Aufl. 1998; Sonderausgaben 2000 und 2004) führte.

„Naturwissenschaftliche Kenntnisse müssen zwar nicht versteckt werden, aber zur Bildung gehören sie nicht“, schrieb Dietrich Schwanitz in seinem Bestseller „Bildung. Alles was man wissen muss“. Damit nahm er in der Debatte über die „zwei Kulturen“ Stellung, die Sir Charles Percy Snow 1959 mit seinem Vortrag „The Two Cultures and the Scientific Revolution“ ausgelöst hat. Dessen Grundthese war, dass die literarisch-geisteswissenschaftliche und die naturwissenschaftlich-technische Intelligenz zwei grundverschiedene „Kulturen“ innerhalb der westlichen Industriegesellschaft verkörperten. Deren Distanz habe ein unerträgliches Ausmaß erreicht, der Brückenschlag zwischen ihnen sei gesellschaftlich notwendig. Snows Vortrag löste eine weltweite Diskussion aus, die noch nicht abgeklungen ist. Eine Fortsetzung erfuhr sie vor allem in den USA mit dem 1996 von dem Physiker Ala Sokal ausgelösten „Krieg der Wissenschaften“ (science wars).
Zu den grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten, die in diesen Diskussionen zum Ausdruck kommen, gehören unterschiedliche Auffassungen von Kultur und Bildung. Deshalb werden diese Begriffe erörtert, mit der Konsequenz, dass in einer Gesellschaft, in der Naturwissenschaft und Technik tragende Bestandteile der Kultur sind, die nur durch Naturwissenschaft und Technik existiert, die Geringschätzung und gar der Ausschluss naturwissenschaftlicher Kenntnisse aus der Bildung (Allgemeinbildung) ein Ausdruck extremer Wirklichkeitsblindheit ist. Schließlich wird auf Vorschläge zur Einheit der Wissenschaften, zum Brückenschlag zwischen Naturwissenschaften und Geistes- und Sozialwissenschaften eingegangen, wie sie unter Bezugnahme auf die „zwei Kulturen“ von Edward O. Wilson und Stephen Jay Gould vorgelegt wurden.

 

17.Februar.2005

Vortragsveranstaltung zum 100. Geburtstag von Akademiemitglied Wolfgang Steinitz: 

Friedbert Ficker (Zwickau)
Wolfgang Steinitz als Wissenschaftsorganisator und Wissenschaftspolitiker

Senats-Saal der Humboldt-Uni., Hauptgebäude, 10117 Berlin, Unter den Linden 6

Prof. Prof. Ficker (77) ist Kunst- und Kulturhistoriker und Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2000. Nach vielseitiger Ausbildung – bis hin zur Archäologie, Ägyptologie und Medizingeschichte – lehrte er seit 1966 an unterschiedlichen akademischen Bildungsstätten, zuletzt bis 1986 an der Universität München, wobei sein besonderes Interesse der Kunstgeschichte der Länder Südosteuropas galt. Die Frucht von über 20 Studienaufenthalten in Südosteuropa (ehemalige Länder Jugoslawiens, Rumä¬nien, Bulgarien, Griechenland) schlug sich in zahlreichen Gastvorträgen, in mehreren Lexika sowie in Ausstellungen aus seiner privaten Sammlung nieder. Er ist Mitglied der Academia Scientia¬rum et Artium Europaea in Salzburg, der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz so¬wie der Serbischen Akademie der Wissenschaften in Belgrad.

 

Konrad Köstlin (Wien):
Wolfgang Steinitz im Umfeld der bundesrepublikanischen Volkskunde 

Prof. Köstlin (64) ist Volkskundler und Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2004.

 

Friedhilde Krause (Berlin):
Persönliche Erinnerungen aus der Sicht einer Slawistin 

Frau Prof. Krause (76) ist Germanistin, Slawistin und Bibliothekswissenschaftlerin sowie Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 1997. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst als Wissenschaftliche Assi¬stentin an der Humboldt-Universität, dann als Fachreferentin im Staatssekretariat für Hochschul¬wesen der DDR und schließlich in verschiedenen Funktionen an der Deutschen Staatsbibliothek zu Berlin, von 1977 bis zu ihrer Emeritierung 1988 als deren Generaldirektorin. Parallel dazu hatte sie an der Humboldt-Universität eine Honorarprofessur inne. Sie kann auf über 450 Veröffentlichungen zu deutsch-slawischen Wechselbeziehungen, zur Geschichte der Slawistik, zur Bibliotheksgeschichte – speziell zur Geschichte der Berliner Staatsbibliothek – zu Buchgeschichte und Bibliographie verweisen.

 

 

17. März 2005

Öffentliches wissenschaftliches Kolloquium „Albert Einstein in Berlin“

Archenhold-Sternwarte in Berlin, Alt-Treptow 1, Einstein-Saal
Zusammenfassende Information: Leibniz-Intern Nr.27 vom 15.06.2005, S.4

Prof. Dr. Heinz Kautzleben:
Die Leibniz-Sozietät und Albert Einstein  

Prof. Dr. Werner Ebeling:
Einstein und die Theorie der Brownschen Bewegung  

Prof. Dr. Karl Lanius:
Kosmologie heute  

Dr. Rainer Burghardt, Hadres / Österreich:
Gödelkosmos ohne Zeitreisen 

Prof. Dr. Horst-Heino von Borzeszkowski, TU Berlin:
Einsteins Arbeiten zur unitären Feldtheorie in der Berliner Zeit

Prof. Dr. Dierck-Ekkehart Liebscher, Astrophysikalisches Institut Potsdam:
Die Relativitätstheorie als Lösung des Fresnelschen Paradoxons  

Prof. Dr. Heinz Kautzleben:
Die Geophysik und Albert Einstein

Prof. Dr. Karl-Heinz Bernhardt:
Teetassen-Zyklonen und Flußmäander – Einstein klassisch 

Prof. Dr. Hans-Jürgen Treder:
Einstein und Planck  

Prof. Dr. Herbert Hörz:
Das Geheimnisvolle als Grundgefühl wahrer Kunst und Wissenschaft. Zur Aktualität philosophischer Gedanken von Einstein  

Prof. Dr. Rainer Schimming:
Einstein als Wissenschaftstheoretiker  

Prof. Dr. Dieter B. Herrmann:
Einstein, Archenhold und die Popularisierung der Naturwissenschaften  

Dr. Mario Kessler:
Albert Einsteins politisches Denken  

Prof. Dr. Viktor Mairanowski, WIGB:
Meine Zugehörigkeit zu diesem Volk ist ein Geschenk des Schicksals …“. Jüdische Herkunft und Weltbild von Albert Einstein  

Prof. Dr.Helmut Moritz:
Auf den Spuren von Einstein und Heisenberg in Südosteuropa  

Dr. Ekkehard Sieker, MPIWG:
Einsteins Friedensengagement während seiner Berliner Zeit

 

 

14. April 2005
Klaus Steinitz:
Die Entwicklung der öffentlichen Schulden in Deutschland, insbesondere im Zeitraum der
Vereinigung – Faktoren und Wirkungen

Neues Stadthaus, Parochialstr. 1-3, 10179 Berlin, Otto-Suhr-Saal
Zusammenfassung: Leibniz Intern Nr.27, 15.06.05

 

12. Mai 2005

Zum 250. Todestag von Montesquieu 

Rita Schober
Montesquieu im Rahmen der französischen Aufklärung
Einführender Vortrag zum Montesquieu-Plenum der Leibniz-Sozietät

Neues Stadthaus, Parochialstr. 1-3, 10179 Berlin, Otto-Suhr-Saal
Zusammenfassung: Leibniz Intern Nr.27, 15.06.05  

Frau Prof. Schober (86) ist Romanistin und Literaturtheoretikerin sowie Gründungsmitglied der Leibniz-Sozietät. Nach Studium und Promotion in Prag wurde sie in Halle Assistentin von Victor Klemperer, mit dem sie 1951 zur Humboldt-Universität nach Berlin ging. Hier leitete sie von 1957 bis zu ihrer Emeritierung 1978 das Romanische Institut sowie dessen Nachfolgeeinrichtung. Sie publizierte nicht nur viele Fachveröffentlichungen und gab die Zeitschrift „Beiträge zur Romanischen Philologie“ heraus, sondern wurde auch einem breiten Publikum bekannt durch die Herausgabe des 20bändi¬gen Zyklus „Die Rougon-Macquart“ von Emile Zola (1952 – 1976) sowie durch vielfältiges Wirken zu Leben, Werk und Tagebüchern Victor Klemperers. Gastvorlesungen führten sie an mehr als zwei Dutzend europäische Universitäten von Bordeaux bis Moskau; zu Gastprofessuren weilte sie 1970 in Moskau und 1985 in Graz.

Winfried Engler
Die Lettres Persanes oder bei Montesquieu erzählt der Orient den Okzident;
Vortrag im Rahmen des Plenums der Leibniz-Sozietät am 12. Mai zum 250.Todestag von Montesquieu

Neues Stadthaus, Parochialstr. 1-3, 10179 Berlin, Otto-Suhr-Saal
Zusammenfassung: Leibniz Intern Nr.27, 15.06.05

Hermann Klenner:
Vergängliches und Bleibendes an Montesquieus Rechtsphilosophie
Vortrag im Rahmen des Plenums der Leibniz-Sozietät am 12. Mai zum 250. Todestag von Montesquieu

Neues Stadthaus, Parochialstr. 1-3, 10179 Berlin, Otto-Suhr-Saal
Zusammenfassung: Leibniz Intern Nr.27, 15.06.05

Prof. Klenner (79) ist Rechtshistoriker und Rechtsphilosoph. Er ist Mitglied der Internationalen Vereinigung für Rechts- und Sozialphilosophie sowie (seit 1993) der Leibniz-Sozietät. Bibliographien in: Haney/Maihofer/Sprenger (ed.), Recht und Ideologie, 2 Bde., Freiburg 1996/98; danach: Editionen von: Mary Wollstonecraft, Verteidigung der Menschenrechte, Freiburg 1996; Thomas Hobbes, Leviathan, Hamburg 1996; William Godwin, Politische Gerechtigkeit, Freiburg 2004; monographisch: Das wohlverstandene Interesse, Köln 1998; Die Emanzipation des Bürgers. Köln 2002; Die Geschichtlichkeit des Rechts, Köln 2003; (mit Gerhard Oberkofler:) Arthur Baumgarten. Rechtsphilosoph und Kommunist, Innsbruck 2003; Recht und Unrecht, Bielefeld 2004.

Geboren 1689, gestorben am 10. Februar 1755, gehört Charles-Louis de Secondat, Baron de la Brède et de Montesquieu zu jenen Denkern, die der großen Revolution der Franzosen den Weg freidachten. Aber nicht nur das. Es gibt Gedankeninhalte ebenso wie Forschungsmethoden von ihm, hinter die zurückzugehen nur um den Preis einer vorwissenschaftlichen Verhaltensweise mit politisch dubiosen Folgen zu haben ist.

 

9. Juni. 2005

Reinhart Heinrich (Berlin):
Komplexe Prozesse in lebenden Zellen: Modelle und Theorien

Neues Stadthaus, Parochialstr. 1-3, 10179 Berlin, Otto-Suhr-Saal

Prof. Heinrich (59) ist Biophysiker und Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2004.

 

8. September 2005

Hans-Otto Dill:
G
lobalisierungsdiskurs und Weltkultur

Neues Stadthaus, Parochialstr. 1-3, 10179 Berlin, Otto-Suhr-Saal
Zusammenfassung: Leibniz Intern Nr.30, 30.06.05 

Prof. Dill (70) ist Romanist – Spezialist für lateinamerikanische Sprachen und Literatur – sowie Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 1995. 1982-1991 hatte er eine entsprechende Professur an der Humboldt-Universität inne, 1989-90 eine Gastprofessur an der Georg-August-Universität Göttingen und anschließend eine ebensolche an der Universität von Sao Paulo, Brasilien. Zu Gastvorlesungsreihen und Kurzdozenturen weilte er an Universitäten in Mexiko, Peru und Argentinien. Als Emeritus nimmt er seit 2002 Lehraufträge an der Universität Hamburg wahr. Er hat ca. 200 Abhandlungen, meist in spanischer Sprache, in wissenschaftlichen Zeitschriften Deutschlands, Frankreichs, Spaniens, Italiens, Tschechiens und vieler Länder Lateinamerikas sowie 10 Monographien oder Sammelbände publiziert bzw. (mit)herausgegeben.

Der Vortrag behandelt die kulturelle Dimension des hegemonialen wirtschaftszentrierten Globaldiskurses nicht nur als Folge des letzteren, sondern als Ökonomisierung der kulturellen, vor allem künstlerischen Güter der Welt – sowohl horizontal im Rahmen einer Weltinnenwirtschaft, als auch vertikal bezüglich aller nicht-ökonomischen Lebensbereiche. Analysiert werden die Hauptschlagworte des Diskurses: die Zerstörung kultureller Vielfalt, die kulturellen West-Ost- und Nord-Süd-Konflikte, die These vom clash of civilisations oder Weltkulturkampf zwischen okzidentaler und nichtwestlicher, vor allem islamischer und konfuzianischer Kultur, die Gleichsetzung von Verwestlichung mit Universalisierung, die sogenannte Ethnisierung der Weltkonflikte, den Kulturschock der Mundialisierung für die Entwicklungsländer. Historisiert werden Zentralbegriffe des Diskurses wie Menschenrechte und repräsentative Demokratie als Normen für eine kulturell zweigeteilte Welt. Im Rahmen des Kulturkonflikts USA-Europa werden die Komplexe Hochkultur vs. Massenkultur, Kulturindustrie vs. öffentlich-rechtliche Kulturinstitutionen, ferner das Verhältnis literarische vs. naturwissenschaftliche Bildung, die Überlebenschancen von Hochkultur sowie mögliche Varianten einer gemeinsamen Menschheitskultur: multikulturell, mestizisch oder heterogen, im Vortrag diskutiert.

 

13. Oktober 2005

Gemeinsame Sitzung von Klassen und Plenum

Ernstgert Kalbe:
Sowjetische Osteuropapolitik der Nachkriegsperiode (1944-1953) in Dokumenten
russischer Archive

Neues Stadthaus, Parochialstr. 1-3, 10179 Berlin, Otto-Suhr-Saal
Zusammenfassung: Leibniz Intern Nr. 31, 20.10.05:

Kurt Pätzold:
Der Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher – Vorgeschichte, Leistungen, Kontroversen

Neues Stadthaus, Parochialstr. 1-3, 10179 Berlin, Otto-Suhr-Saal
Zusammenfassung: Leibniz Intern Nr. 30, 06.02.06 

 

10. November 2005:

Hans-Joachim Pohl:
Neudefinition des Masse-Normals (der Avogadro-Konstante) auf physikalischer Grundlage mit hochreinen Monokristallen aus dem Si-Isotop 28.

Neues Stadthaus, Parochialstr. 1-3, 10179 Berlin, Otto-Suhr-Saal
Zusammenfassung: Leibniz Intern Nr. 30, 06.02.06  

Prof. Pohl (74) ist Physiker und Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 1996. Nach der Habilitation leitete er die Grundlagenforschung bei CARL ZEISS JENA sowie die Optikentwicklung beim Jenaer Glaswerk. Nach der Wende gründete er gemeinsam mit zwei Kollegen die inzwischen sehr erfolgreiche VITRO Spezialwerkstoffe GmbH. Seit 1996 ist er Geschäftsführer der VITCON Projectconsult GmbH, die sich der Forschungskooperation zwischen Instituten und Großbetrieben der Russischen Föderation und der BRD widmet. Der Schwerpunkt seines Interesses gilt zur Zeit der Entwicklung von isotopenreinen Silizium-Kristallen.

Im Rahmen des Internationalen Einheitensystems SI ist die Masse – das Kilogramm – die einzige Größe, die noch nicht auf der Grundlage von objektivierten physikalischen Einheiten definiert ist, sondern mit einem Artefakt – dem in Paris liegenden Platin-Iridium-Würfel. Deshalb wird seit mehr als zwanzig Jahren auf verschiedenen Wegen versucht, die Definition der Masse auf eine physikalische Grundlage zu stellen, nämlich mittels einer bestimmten Menge Silizium-Atome in einer genau vermessenen Kugel.
Dieses Konzept war mit natürlichem Si weit gediehen, konnte aber nicht zu Ende geführt werden, weil es nicht gelang, ausreichend genau die Zahlen- oder Masseverhältnisse der drei Atomsorten im natürlichen Si zu bestimmen. Seit Juni 1998 arbeiten wir an der Entwicklung hochreiner Kristalle aus dem Isotop Si-28. In drei Runden wurden – beginnend mit wenigen Gramm – über 400g die wissenschaftlichen und technologischen Voraussetzungen für die Herstellung von 5 Kilogramm und deren Messung jenseits der Grenzen bisheriger Möglichkeiten geschaffen. Die Ergebnisse und noch zu bewältigenden Probleme der Teilnehmer am Internationalen AVOGADRO-Projekt und speziell bei der Herstellung und Messung des Materials werden berichtet.

 

08. Dezember 2005:

Lothar Kolditz:
Evolution der chemischen Verbindungen

Neues Stadthaus, Parochialstr. 1-3, 10179 Berlin, Otto-Suhr-Saal
Zusammenfassung: Leibniz Intern Nr. 30, 06.02.06  

Prof. Kolditz (76) ist Chemiker und Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 1993. Nach Promotion (1954) und Habilitation (1957) war er 1957 – 1959 Professor mit Lehrauftrag für Spezialgebiete der anorganischen Chemie und Radiochemie an der Technischen Hochschule für Chemie Leuna-Merseburg, 1959 – 1962 Professor mit vollem Lehrauftrag für anorganische Chemie und Direktor des Anorganisch-Chemischen Instituts der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie 1962 – 1980 Professor mit Lehrstuhl für anorganische Chemie und Direktor des I. Chemischen Instituts der Humboldt-Universität. 1972 – 1980 leitete er die Sektion Chemie der Humboldt-Universität und 1980 – 1990 das Zentralinstitut für Anorganische Chemie der Akademie der Wissenschaften der DDR.

Der Vortrag entspricht der in letzter Zeit verstärkten Tendenz zu einer allgemeinen Evolutionstheorie, die sich nach dem – auch durch die Genforschung hervorragend bestätigten – Gebäude der biologischen Evolutionstheorie nach Darwin verstärkt präbiotischen Entwicklungen zuwendet.
Nach heutigen Erkenntnissen wird der Weg über die Entstehung der Elemente zu Verbindungen im interstellaren Raum und zu Verbindungen auf der Erde behandelt. Für die Entwicklung auf der Erde wird die Evolution der Silikate und die Wirkung entsprechend reaktiver Mineraloberflächen als Matrizen für die Weiterentwicklung der Verbindungen vorgestellt. Dabei spielen Oberflächenadsorption über Wasserstoffbrücken, Koordination, tribochemische und katalytische Effekte eine Rolle. Das Chiralitätsproblem wird betrachtet.
Für das Zustandekommen der Evolution der organischen Verbindungen werden die mineralischen Matrizen, unter denen die Silikate wegen ihrer Häufigkeit (>90% der festen Erdkruste) und ihrer Eigenschaften die Hauptrolle spielen, als Voraussetzung angesehen.