Tagung der Leibniz-Sozietät zu Fragen der wissenschaftlichen Geodäsie

Tagung der Leibniz-Sozietät in Zusammenarbeit mit dem DVW Berlin-Brandenburg – Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement am 14. September 2012 zu Fragen der wissenschaftlichen Geodäsie anlässlich des Beginns der „Mitteleuropäischen Gradmessung“ vor 150 Jahren

Tagung zu Fragen der wissenschaftlichen Geodäsie anlässlich des Beginns der Arbeiten zur „Mitteleuropäischen Gradmessung“ vor 150 Jahren; Berlin, 14.09.2012

Die Tagung wurde von der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V. gemeinsam mit dem DVW Berlin-Brandenburg e.V. – Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement – (kurz: DVW B-B) durchgeführt.

Die elektronische Dokumentation zur Tagung ist fertig gestellt. Kopien können von Interessenten für ihren persönlichen Gebrauch angefordert werden.

Vorträge

Prof. Dr. Dietmar Linke, Vizepräsident der Leibniz-Sozietät
Eröffnung und Begrüßung im Namen der Leibniz-Sozietät

Dipl.-Ing. Hans-Gerd Becker, Vorsitzender des DVW Berlin-Brandenburg e.V. Begrüßung im Namen des DVW Berlin-Brandenburg e.V.

Prof. Dr.-Ing. Hansjörg Kutterer, Frankfurt am Main; Vizepräsident des DVW e.V. (Gesamtverband) und Präsident des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie: Aktuelle Aktivitäten der IAG und ihre Bedeutung für die deutsche Geodäsie  

Prof. Dr. Harald Schuh, Wien, Österreich; Vice President of the International Association of Geodesy, Präsident der Österreichischen Geodätischen Kommission: Geodetic Very Long Baseline Interferometry (VLBI) and its future perspectives  

Prof. Dr. Helmut Moritz, Mitglied der Leibniz-Sozietät, Ehrenmitglied des DVW Berlin-Brandenburg e.V., Graz, Österreich:
Einige Bemerkungen über Helmert, Bruns, Einstein  

Prof. Dr. Erik W. Grafarend, Mitglied der Leibniz-Sozietät, Stuttgart:
Friedrich Robert Helmert: seine Lösung des Anholonomitätsproblems der Geodäsie oder warum ist Geodäsie physikalisch? Von Gauß-Listing über Bruns zu Molodenski: geometrische und physikalische Höhen und Höhensysteme, global versus lokal  

Prof. Dr.-Ing. Horst Montag, Brandenburg a. d. Havel:
Meeresniveau und Erdrotationsvektor – zwei moderne Forschungsrichtungen mit Ursprung in der Mitteleuropäischen Gradmessung bzw. Internationalen Erdmessung  

Prof. Dr. Heinz Kautzleben, Mitglied der Leibniz-Sozietät, Berlin:
Entwicklung der organisierten internationalen Zusammenarbeit zur wissenschaft¬lichen Geodäsie von der Mitteleuropäischen Gradmessung bis in die Ära der Satellitengeodäsie – die deutschen Wege  

Dr. Sc. Petr Holota, Zdiby, Praha-vychod, Czech Republic:
Successful Road to the 3rd General Assembly of the IUGG in Prague, the Facts and Subsequent Developments in Geodesy

Prof. Dr. Juhani Kakkuri, Finnish Geodetic Institute, Helsinki, Finland:
The Baltic Geodetic Commission and the Baltic Geodetic Ring

Dr.-Ing. habil. Joachim Höpfner, Potsdam:
Johann Jacob Baeyer – ein herausragender Geodät des 19. Jahrhunderts  

Prof. Dr. Oliver Schwarz, Mitglied der Leibniz-Sozietät, Siegen:
Thüringer Aktivitäten im Rahmen der Mitteleuropäischen Gradmessung  

Prof. Dr. Reinhard Rummel, Mitglied der Leibniz-Sozietät, München:
Beiträge der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zur Mitteleuropäischen/ Europäischen Gradmessung/Internationalen Erdmessung. Moderne Arbeiten zur Satellitengeodäsie. Schlusswort im Namen der Veranstalter  

Poster:

Prof. Dr. Heinz Kautzleben, Mitglied der Leibniz-Sozietät, Berlin:
Die sieben großen Geodäten der Gelehrten Gesellschaft zu Berlin

Pressemitteilung zur Veranstaltung am 06.09.2012:

Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V. und DVW Berlin-Brandenburg e.V. – Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement:

Die deutsche Frage führte zum Aufschwung der Geodäsie – eine wissenschaftliche Tagung am 14.09.2012 in Berlin;

Eine der wichtigsten Aufgaben der wissenschaftlichen und praktischen Geodäsie in jedem Staat ist die Schaffung von zuverlässigen homogenen Vermessungsunterlagen für die Verwaltung des Staatsgebietes und die genaue messtechnische Markierung der Staatsgrenze. Dabei dürfen keine Sprünge beim Übergang von der Vermessung des einen Staates zu den Vermessungen der benachbarten Staaten auftreten. Nach den Befreiungskriegen zu Beginn des 19. Jahrhunderts war diese Aufgabe für alle Staaten des Deutschen Bundes äußerst dringlich geworden, besonders aber für das Königreich Preußen, das durch den Wiener Kongress 1815 einen großen neuen Landesteil im Westen Deutschlands erhalten hatte, der aber mit dem Stammland im Osten keine Landverbindung hatte.

Die zündende Idee, wie dieses Problem unter den damaligen politischen Bedingungen gelöst werden konnte, hatte 1861 der preußische General und Geodät Johann Jacob Baeyer: Es muss in Zusammenarbeit der Geodäten aller Staaten in ganz Mitteleuropa flächendeckend eine „Grad¬-messung“ durchgeführt werden. Der Vorschlag wurde sofort von der Regierung Preußens und umgehend auch von den Regierungen Österreichs, Sachsens und aller weiteren betroffenen Staaten aufgegriffen und von den Geodäten ab 1862 zügig in die Tat umgesetzt. Die Arbeiten wurden selbst durch die militärischen Auseinandersetzungen zwischen den Regierungen des Kaisertums Österreich und des Königreichs Preußen in den 1860er Jahren um die Entscheidung in der deutschen Frage – was ist politisch „Deutschland“? – nicht beeinträchtigt.

Die Arbeiten warfen zunehmend neue wissenschaftliche Probleme auf, die zuvor vielfach noch nicht erkannt worden waren, aber jetzt in Gemeinschaftsarbeit angegangen und gelöst werden konnten. Der Fortgang der Arbeiten wurde in ganz Europa und schließlich auch in Übersee aufmerksam beobachtet, und die Fortschritte regten die Geodäten in immer mehr Ländern an, sich mit ähnlichen Arbeiten an der wissenschaftlichen Kooperation zu beteiligen. 1886 wurde aus dem ursprünglichen Projekt der „Gradmessung“ in Europa die Organisation „Internationale Erdmessung“ – englisch „International Geodetic Association“ genannt.

Preußen behauptete im Projekt und in der Organisation über ein halbes Jahrhundert die wissen-schaftliche Führung. Das beruhte nicht zuletzt darauf, dass 1870 in Berlin das Königlich Preußische Geodätische Institut gegründet worden war, eines der ersten wissenschaftlichen Staatsinstitute. Einen weiteren Aufschwung brachte dabei nach dem Tode Baeyers der geniale deutsche Geodät Friedrich Robert Helmert; er wurde 1886 zum Direktor dieses Geodätischen Institutes berufen und erreichte sofort, dass das Institut auf dem Telegraphenberg in Potsdam eine hervorragend ausgestattete Forschungsstätte erhielt.

Die Geodäsie ist heute weltweit und besonders unter den Bedingungen der Informationsgesellschaft wichtiger denn je. Am 14.09.2012 findet anlässlich des Beginns der Arbeiten zur „Mitteleuropäischen Gradmessung“ vor 150 Jahren in Berlin eine Tagung zu wissenschaftlichen Fragen der Geodäsie statt. Beteiligt sind renommierte Wissenschaftler aus ganz Deutschland, Österreich, Tschechien und Finnland. Veranstalter sind die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin und der Landesverein Berlin-Brandenburg des Deutschen Vereins für Vermessungswesen (DVW).