Sitzung des Arbeitskreises „Klassen- und Gesellschaftsanalyse“ am 19. April 2013

Am 19. April 2013 fand nunmehr die verlegte Sitzung des Arbeitskreises „Klassen- und Gesellschaftsanalyse“ zum Thema „Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp“ statt. Als Gastreferent nahm Prof. Raj Kollmorgen, der seit kurzer Zeit an der Hochschule Zittau-Görlitz tätig ist, daran teil. Im Vorfeld wurden den Teilnehmerinnen und Teilnehmerin von ihm zwei Texte zur Verfügung gestellt, in die er dann in der Sitzungvertiefend einführte.

Sichtbar wurde zunächst einmal dreierlei: Eine beeindruckende historisch-vergleichende analytische Arbeit, die zur Bestimmung des besonders Typs sozialen Wandels – nämlich als Gesellschaftstransformation – herangezogen wurde (1).  Die dennoch komplizierten und wohl weiter zu diskutierenden Fragen einer grundsätzlichen Typisierung von Gesellschaftstransformation quasi in einem Vier-Felder-Schema sozialen Wandels (so meine Interpretation) (2). Und mögliche, erforderliche stärkere Untersuchungen zu den Zusammenhängen/Unterschieden von Transformationskonzepten im postsozialistischen Kontext und im aktuellen eines umfassenderen sozial-ökologischen Wandels (3).

Die lebhafte Diskussion im Arbeitskreis konzentrierte sich vor allem auf den ersten Problemkreis. Der zweite konnte nur kurz vorgestellt werden und der dritte wurde mit einem weiterführenden Vorschlag aufgegriffen: Der Arbeitskreis wird im Herbst ein umfassenderes Kolloquium (als Werkstattgespräch) machen, in dem die verschiedenen systematischen Fragen aktueller Transformationsdebatten zusammengeführt werden sollen. Dabei dann eben auch die zu den Bezügen zwischen den einzelnen Diskursetappen und Diskurskontexten.

Fasst man nun übergreifende Punkte der Diskussion zur historisch-vergleichenden Transformationsforschung auf dieser Arbeitskreissitzung zusammen, so bleibt zunächst einmal eine schlicht kenntnisreiche und methodisch gelungene Typisierungsarbeit festzuhalten, in welche der Referent Kollmorgen nunmehr neben dem postsozialistischen Fall und den der Meiji-Dynastie in Japan weitere zu Beginn des 20. Jahrhunderts einzubeziehen vermochte (Iran; Osmanisches Reich/Türkei). Dies wurde anregend debattiert. Weitgehend zuzustimmen war auch dem Anspruch, so erarbeitete Kriterien des Wandlungstyps „Gesellschaftstransformation“ – holistisch, intentional, starke Akteure, Radikalität, Vorrang der Institutionen, Umsetzung auf nationalstaatlicher Ebene – weiter gehärtet zu haben.

Dies blieb unbestritten. Im Fortgang der Diskussion wurde dennoch sehr kontrovers zu jedem einzelnen der Punkte diskutiert; angesprochen wurden so auch Fragen nach den Grenzen einer solchen Typisierung. Das hat eben mit der Eigenart sozialen Wandels zu tun; die einzelnen historischen Fälle lassen sich kaum zu Typen verdichten, verallgemeinern, sondern müssen mit Max Weber als Idealtypen gefasst und verglichen werden. Daran können sich unterschiedliche Sichten und Erkenntnisinteressen „beißen“, zumal mit Bezug auf die jüngste postsozialistische oder die aktuelle Transformation.

Der Arbeitskreis trifft sich zur nächsten Sitzung am 14. Juni 2013 (wiederum in der Pettenkofer Straße). Mit einem Beitrag von Dr. Ulrich Busch (Berlin) und einem Kommentar von Dr. Frank Adler (Chorin) wird die schon einmal begonnene wachstumskritische Debatte fortgesetzt. Im Anschluss werden erste Überlegungen zur angeführten Transformationswerkstatt vorgestellt und diskutiert. Einladungen wie weitere Informationen folgen in zwei Wochen.

Für Informationen zum Arbeitskreis: thomas@biss-online.de
Michael Thomas