Leibniz-Tag 2017; Bericht
Zum traditionellen Leibniz-Tag 2017 begrüßte der Präsident der Leibniz-Sozietät am 29.Juni 2017 die Teilnehmer wieder im traditionsreichen Großen Saal der Archenhold-Sternwarte, dem Einstein-Saal. Er wies in seiner Eröffnung darauf hin, dass in diesem Saal Albert Einstein im Sommer 1916 den ersten öffentlichen Berliner Vortrag über seine Relativitätstheorien hielt, noch vor der Veröffentlichung der Allgemeinen Relativitätstheorie im November 1916 bei der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
Nach der Eröffnung durch den Präsidenten bat Vizepräsident Armin Jähne das Plenum, der verstorbenen Mitglieder durch Erheben von den Plätzen zu gedenken und verlas die Nekrologe (s. Präsentation, Folien 3 bis 11).
Wie in jedem Jahr legte das Präsidium mit dem Bericht des Präsidenten Rechenschaft über die Aktivitäten innerhalb des seit dem Leibniz-Tag 2016 vergangenen Jahres ab. Der Präsident konnte über einige neue und interessante Entwicklungen im wissenschaftlichen Leben der Sozietät berichte, die er in den Abschnitten
- Von der Inter- zur Transdisziplinarität,
- Leben in einer digitaler werdenden Welt
- Wandel im Bildungsverständnis
- Zunehmende Relevanz von „unvollkommenem“ bzw. Nicht-Wissen
- (wissenschafts)historische Erörterungen als Teil einer Erinnerungskultur
mit einigen Beispielen und Betrachtungen näher erläuterte.
Er dankte dem langjährigen Sekretar der Klasse für Sozial- und Geisteswissenschaften, Herrn Hans-Otto Dill, der um seine Abberufung gebeten hatte, die in Form des Kolloquiums „Der Mensch zwischen Individualität und Kulturalität“ am 08. Juni erfolgte. Künftig wird die Leitung der Klasse von Frau Kerstin Störl (Sekretarin) und Frau Angela Richter (stellvertretende Sekretarin), zusammen mit Herrn Jürgen Hofmann, der seine bisherige Funktion als stellvertretender Sekretar auch weiterhin ausübt, wahrgenommen (s.a. Organisation).
Traditionell wichtiger Gegenstand des Leibniz-Tages war die Übergabe der Urkunden an die neu gewählten Mitglieder, die auf der Geschäftssitzung der Sozietät am 11. Mai 2017 auf Vorschlag der Mitglieder in geheimer Wahl zugewählt worden waren (s. Präsentation, Folien 13 bis 24).
Die neuen Mitglieder wurden – in alphabetischer Reihenfolge ihrer Namen – vom Vizepräsidenten Armin Jähne vorgestellt. Die zugewählten Mitglieder nahmen die Gelegenheit wahr, in kurzen Statements für das Vertrauen zu danken und ihre wissenschaftlichen Arbeitsgebiete kurz vorzustellen.
Die Veranstaltung wurde durch ein kleines Musikprogramm, vorgetragen von der deutsch-russischen Solocellistin Natalia Costiuc, in beeindruckender Weise ausgestaltet.
Für Arbeitsergebnisse von außergewöhnlicher wissenschaftlicher bzw. wissenschaftshistorischer Bedeutung, deren Gegenstand vom Hauptarbeitsgebiet der auszuzeichnenden Persönlichkeit abweicht, wurde in diesem Jahr Herrn Dipl.-Landwirt Hans A. Kruse, Neubuckow, die Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Medaille der Sozietät verliehen (Präsentation, Folien 27 und 28). Die Mitglieder Lutz-Günther Fleischer und Armin Jähne erhielten die Daniel-Ernst-Jablonski Medaille für hervorragende wissenschaftliche und zudem wichtige sowie zuverlässige ehrenamtliche wissenschaftsorganisatorische Arbeit in der Sozietät.
Eine weitere Daniel-Ernst-Jablonski-Medaille wurde an Frau Karin Tempelhoff für ihre langjährige und zuverlässige Arbeit bei der Abwicklung der Geschäfte der Sozietät verliehen (Präsentation, Folien 29 bis 32).
Erstmalig wurde vom Kooperationspartner der Leibniz-Sozietät, dem Verein Brandenburgischer Ingenieure und Wirtschaftle e.V. (vbiw), durch dessen Vorsitzenden, Herrn Norbert Mertzsch, das Mitglied der Sozietät, Herr Karl-Heinz Bernhardt mit der Ehrenurkunde des Vereins ausgezeichnet (s. Präsentation, Folien 27 bis 34). Die Mitglieder der Sozietät erhielten aus der Hand des Präsidenten und der Vizepräsidentin, Frau Dorothee Röseberg, ihre Mitglieds- bzw. Auszeichnungsurkunden (s.a. Neue Mitglieder und Auszeichnungen).
Den wissenschaftlichen Höhepunkt stellte wiederum der traditinelle Festvortrag, diesmal zum Thema „Erdbeben-Risiko und Geologie in Europa“ dar. Er wurde von MLS Celâl Şengör, Istanbul, vorgetragen.
Der Vortrag zeigte in beeindruckender Klarheit, dass auch in einem als seismisch relativ ruhig geltenden Gebiet wie Europa die Erforschung des Erdbebenrisikos eine anspruchsvolle Aufgabe für Geologie, Geophysik und Seismologie darstellt. Dazu gibt es auf geologischem Gebiet im deutschsprachigen Raum eine lange Tradition. Der Vortragende hob die Namen Suess und Wegener hervor. Im Ergebnis stelle er zusammenfassend fest, dass wir in Europa jetzt für die Risiko-Bewertung eine sehr gute neotektonische Karte und eine Gliederung der Verwerfungsklassen nach Typus und nach Alter brauchen. Die dazu benötigten Daten sind größtenteils schon in den Archiven der staatlichen geologischen Anstalten vorhanden. Man braucht sie nur in einer zielgerichteten Synthese zusammenzutragen und z. T. zu überprüfen. Damit wird eine erste seriöse Unterlage für eine brauchbare Erdbeben-Risikokarte erstellt sein, eine Aufgabe, in die sich auch die interdisziplinär angelegte Leibnz-Sozietät einbringen kann.
Die Vortragsfolien zum Festvortrag sollen einen ersten Einblick in seinen Inhalt vermitteln; die Publikation der Textfassung des Vortrages folgt zusammen mit anderen Materialien des Leibniz-Tages 2017 demnächst in den Publikationsmedien der Sozietät.
Im Anschluss an die Veranstaltung trafen sich Mitglieder und Gäste zu abschließenden Gesprächen bei einem Cocktail.
(Peter Knoll)
(alle Fotos: Dietmar Linke)